Briefe an die Belegschaft

19.03.2020 | Stand 02.12.2020, 11:42 Uhr

Gestern haben zwei Schreiben die Audi-Belegschaft erreicht - eines vom Vorstand und eines vom Betriebsrat.

Sie liegen auch unserer Redaktion vor und wir veröffentlichen hier Auszüge daraus:

Aus dem Brief des Vorstands:

Die Ausbreitung des Coronavirus versetzt uns alle in diesen Tagen in eine Ausnahmesituation, für die es keine bewährten Lösungen oder einfachen Rezepte gibt. Auch als Unternehmen stellt uns die Corona-Pandemie vor große Herausforderungen und fordert von uns drastische Konsequenzen.
Wir haben in den vergangenen Tagen die Vorsichtsmaßnahmen intensiviert, um die Gesundheit von allen Kolleginnen und Kollegen zu schützen - von der Absage von Dienstreisen über Regelungen in der Gastronomie bis hin zur verstärkten Anwendung des mobilen Arbeitens.

Wir müssen unser Unternehmen jetzt absichern. Damit Audi langfristig überlebensfähig bleibt und nach der Krise wieder schnell handlungsfähig wird. Dazu sind extreme Schritte notwendig. In Ingolstadt und Neckarsulm beabsichtigen wir, Kurzarbeit zu beantragen. Angesichts der schwierigen Marktsituation und bevorstehender Lieferengpässe sehen wir uns zu diesem Schritt gezwungen, der viele Audianerinnen und Audianer hart treffen wird. Gleichzeitig müssen wir unsere Geschäftstätigkeit aufrechterhalten - insbesondere bei zukunftssichernden Projekten und Prozessen wie beispielsweise der Homologation von Motoren und der Entwicklung neuer Modelle. Das bedeutet für viele Beschäftigte, weiterhin täglich am Arbeitsplatz vor Ort oder - wo es sinnvoll möglich ist - im Home Office die volle Leistung für Audi zu bringen. Dafür unseren ausdrücklichen Dank!
Bei all diesen Maßnahmen gilt: Die Beschäftigungsgarantie bis 2029 steht. Das hat oberste Priorität für das Unternehmen und den Betriebsrat.
Wir sind uns bewusst, dass diese Maßnahmen große Auswirkungen auf Sie alle haben und Ihnen in den nächsten Wochen viel Flexibilität und Solidarität abverlangen werden. Wir bitten Sie um Ihr Verständnis, Ihr Vertrauen und Ihre Unterstützung.

Aus dem Brief des Betriebsrates:

Wir verstehen, dass ihr besorgt seid. Aber wir sind nicht machtlos: Es liegt auch in unserer Hand, wie stark der Virus um sich greift. Zeigen wir also die nötige Umsicht und ein großes Maß an Verantwortung füreinander.
Wir Betriebsräte beraten gemeinsam mit dem Unternehmen in konzernweiten und standortbezogenen Krisenstäben über aktuelle gesellschaftspolitische Entwicklungen und angemessene Maßnahmen im Betrieb. Der Gesundheitsschutz hat dabei für uns oberste Priorität.

Aber nicht nur das Gesundheitssystem ist zunehmend belastet, auch unsere Lieferketten reißen aufgrund des Coronavirus ab. Bei Audi wird die Produktion daher zum Ende der Woche systematisch heruntergefahren und voraussichtlich für längere Zeit unterbrochen.

In diesem Zuge haben Unternehmen und Betriebsrat gemeinsam beschlossen, bei der Agentur für Arbeit Kurzarbeit für die Fertigung und tangierende Bereiche zu beantragen. Zusätzliche Bereiche sind nicht ausgeschlossen.

Audi wird euer Kurzarbeitergeld auf 95 Prozent des monatlichen Nettoarbeitsentgelts aufstocken. Das haben wir für euch vereinbart und mit dieser Aufzahlung bleibt euer monatliches Grundentgelt auf einem hohen Niveau.