Breite Allianz für die Altstadtkinos

07.03.2008 | Stand 03.12.2020, 6:04 Uhr

Ingolstadt (DK) Die drohende Schließung der Altstadtkinos bewegt die Ingolstädter. Nachdem Hermann Mengele seinen beiden Töchtern Jeanette und Karin mit Wirkung zum 30. Juni den Pachtvertrag gekündigt hat, ist die Gefahr groß, dass die Kinos an der Manggasse und der Josef-Ponschab-Straße schließen.

Petra Kleine steht wegen der Kinos in Kontakt zu Kulturreferent Gabriel Engert, der sich vorstellen könnte, das Kino kommunal zu fördern, "sollte das Programm entsprechend ambitioniert sein". Kleine zum DONAUKURIER: "Kinos sind ein wichtiges kulturelles Angebot, sie beleben eine Innenstadt. Wenn die Kinos erhalten werden könne, muss sich aber auch das Angebot verändern – sowohl im Gastronomiebereich als bei den Filmen."

Siegfried Hofmann, von 1981 bis 1994 Kulturreferent der Stadt, warnt vor einem Ausbluten der Altstadt: "Dem müssen wir entgegenwirken." Ingolstadt brauche Kinos in der Altstadt als Teil der Kultur für alle. "Die Situation für die Kinos muss auch nicht so schlecht bleiben: Ein gezieltes Angebot, der gesunde, anspruchsvolle Film, das wäre es."

Siegfried Dengler, der Leiter des Stadtplanungsamts: "Kinos gehören zu den kulturellen Einrichtungen einer Stadt, die sie beleben und für urbanes Flair sorgen. Es wäre ein Verlust für die Altstadt, wenn sie schließen müssten – insbesondere im Hinblick auf die sich entwickelnde Studentenstadt mit mehr Leben und mehr Einwohnern."

Auch Peter Rein, der Intendant des Theaters Ingolstadt, setzt sich für die Kinos ein: "Ingolstadt braucht ein Altstadtkino. Das ist ein wichtiges Sprengsel in der Kinolandschaft und gehört einfach dazu. Davon leben ja auch Wirte, eine lebendige Stadtkultur und die Kommunikation." Rein sagt, er selbst brauche keine aufwändige Technik oder riesige Kinosäle: "Mir reicht ein kleines, vernünftiges Programmkino."

Chris Neuburger, Architekt und Frontmann der Band Slut, lebt in der Donaustraße – einen Steinwurf von Cinema und City entfernt. "Die Kinos der Familie Mengele sind arm, aber sexy", sagt er. Sie dürften in dieser schwierigen Situation weder von finanzkräftigen Investorten totsaniert noch zum Spekulationsobjekt werden. "Hilfe zur Selbsthilfe, eine längst fällige eindeutige programmatische Ausrichtung sowie behutsamer Rückbau des gebeutelten Interieurs sind das Gebot der Stunde."

Jutta Schleef von Unicef hat viele Jahre im Viertel St. Monika gelebt, ist aber mit ihrer Familie vor zehn Jahren in die Altstadt gezogen: "Mir würden die Kinos fehlen", sagt die Frau des Audi-Generalbevollmächtigten Andreas Schleef. "Einen schönen Film sehen, danach noch etwas trinken gehen, das genieße ich immer sehr." Immer mehr kleine Läden müssten schließen, womöglich jetzt auch noch die letzten Altstadtkinos, das bedaure sie sehr. "Denn die Innenstadt braucht so kleine Schmankerl wie die Kinos, das gehört zum Leben in der Stadt dazu."