Riedenburg
Bootcamp für die Lachmuskeln

Beim Impro-Duell von Glück's Spui und Improsecco haben die Regensburger die Nase vorn

03.12.2018 | Stand 23.09.2023, 5:16 Uhr
Stramm stehen, lustig sein: Die Ansage von Drill-Sergeant Ines (links) zu Beginn des Duells zwischen den Improgruppen Glück's Spui und Improsecco fiel deutlich aus. Die Akteure leisteten brav Folge - und das Publikum war begeistert. −Foto: Trattner

Riedenburg (DK) Ein mörderischer Nähkurs, ein gemeingefährlicher Hamster und sackhüpfende Auberginen: Beim Duell der Improtheatergruppen Glück's Spui aus Riedenburg und Improsecco aus Regensburg hat es unerwartete und skurrile Wendungen gegeben. Nach ihrer Niederlage im Mai haben die Regensburger am Freitagabend in der Dreiburgenstadt das Duell für sich entschieden - wenn auch nur haarscharf.

Ein Drehbuch? Gibt es nicht. Einstudierte Texte? Gibt es nicht. Aufwendiges Bühnenequipment? Gibt es auch nicht. Da könnten sich Freunde des traditionellen Theaters zu Recht fragen: Was gibt es dann überhaupt beim Improtheater? Die Antwort lieferten beim Duellabend Glück's Spui und Improsecco im Doppelpack. Unter dem Motto "Bootcamp" sorgten die Akteure mit herrlich verrückten Dialogen, schrägen Charakteren und skurrilen Handlungen während ihres zweistündigen Battles für unaufhörliches Lachen bis die Tränen kamen.

Dass der Abend alles andere als langweilig werden würde, zeichnete sich bereits bei der Begrüßung ab. "Vortreten und vorstellen", rief Drill-Sergeant Ines und ließ die je drei Mitglieder der Improgruppen stramm stehen. Bei Improsecco leisteten "Gefreiter Uwe", "Marion Keine Ahnung" und "Mia Auch Nix" unmittelbar Gehorsam. Auch die Glück's-Spui-Rekruten Tanja, Jutta und Karin traten nach vorne und salutierten, so wie es sich für folgsame Untergebene gehört.

"Weder ich noch die Rekruten haben ein Drehbuch", stellte Ines Brandt-Katschke, die an diesem Abend als Moderatorin auf der Bühne stand, klar. Wie beim Improvisationstheater üblich, gab das Publikum die Handlung vor, indem es nach Aufforderung der Moderatorin Schlagwörter einwarf. Um diese Gegenstände, Personen oder Adjektive mussten die Akteure innerhalb kürzester Zeit eine Handlung spinnen. Ganz ohne Equipment oder Textvorgaben. Musikalisch begleitet wurden die Szenen von Impromusiker Norbert Kiendl auf dem Keyboard.

Bei jedem Format, wie die Improdarsteller die einzelnen Spiele nennen, spielten Akteure der beiden Gruppen miteinander, traten aber gleichzeitig gegeneinander an. Wer dem Publikum besser gefallen hat, wurde nach jedem Format anhand des Applauses bestimmt. Für wenig Applaus gab es einen Stern, für mäßigen drei und für überragenden fünf Sterne. Dass sich dieses Messen als schwieriger als gedacht erwies, bemerkte Drill-Sergeant Ines bereits nach den ersten drei Spielen, denn das Publikum belohnte beide Gruppen gleichermaßen euphorisch. "Eigentlich hätte es gereicht, wenn wir nur den Fünfer-Stern gebastelt hätten", stellte Brandt-Katschke zur Halbzeit fest.

Welch unerwartete Wendungen sich beim Improtheater ergeben können, zeigte sich beim Spiel "Sing, was Du denkst", das die Regensburger für ihre Gastgeber mitgebracht hatten. Bei diesem Format spielten zwei Darsteller eine Szene und zwei weitere sangen im Anschluss, was sich die Akteure bei diesem Dialog wohl gedacht, aber nicht gesagt haben. Und so nahm ein anfangs harmlos scheinender Nähkurs einen derart perfiden Lauf, dass am Ende die Kursleiterin Frau Brunzbauer ihre einzige Teilnehmerin Jaqueline in ihrer Lammfellunterwäsche ersticken wollte. Im Publikum flossen Tränen, allerdings nicht aus Angst oder Verzweiflung, sondern über diesen irrwitzigen Handlungsverlauf.

Die Akteure nahmen das Publikum mit auf eine Reise in die Welt der Fantasie, in der Perfektionismus und Eitelkeit keinen Platz haben. Es gibt keine Fehler, kein Versagen. Alles was zählt sind Spontanität, Einfallsreichtum und Kreativität - gepaart mit Wortwitz und Körpereinsatz. Das Publikum tat sich schwer, einen klaren Sieger hervorzubringen. Mit einem zugedrückten Auge und ein bisschen Auslegung schaffte es Drill Sergeant Ines letztlich, Improsecco als knappen Sieger zu küren. Auch wenn es für die Riedenburger im klassischen Sinne eine Niederlage bedeutet, haben sie etwas dabei gewonnen: Eine Möglichkeit zur Revanche im nächsten Jahr.

Katrin Trattner