Ingolstadt
Bislang nur ein Papiertiger

15.10.2014 | Stand 02.12.2020, 22:07 Uhr

Ingolstadt/München (DK) Ebola mag einzelne Bürger beunruhigen – die Politik reagiert dagegen eher zurückhaltend auf die Epidemie in Teilen Afrikas: Die am 1. Mai von Bayerns Gesundheitsministerin Melanie Huml (CSU) angekündigte Taskforce am Münchner Flughafen hat bis heute noch nicht ihre Arbeit aufgenommen.

Aus dem Ministerium hieß es gestern auf Anfrage unserer Zeitung, erste Stellenbesetzungen seien „jetzt ohne zeitliche Verzögerung vorgesehen“. Ein genauer Zeitpunkt, wann alle fünf Ärzte ihre Arbeit aufnehmen werden, lasse sich derzeit nicht nennen.

Der Flughafen im Erdinger Moos gilt als eine der möglichen Einfallspforten für die hochansteckende Seuche: Dort landen und starten jeden Tag rund 100 000 Passagiere. Allerdings gibt es derzeit nach Angaben von Flughafensprecher Peter Prümm keine Direktflüge aus den Ebola-Gebieten in Afrika nach München. Nach Ansicht von Luftfahrtexperten bietet dies allerdings keine Garantie: Schließlich gebe es dutzende von Möglichkeiten, mit einmal Umsteigen zum Beispiel von Liberia nach München zu gelangen.

Derzeit ist das Gesundheitsamt des Landkreises Erding für medizinische Krisenfälle am Flughafen zuständig. Dort gibt es nach Angaben von Sprecherin Karin Fuchs-Weber einen detailliert ausgearbeiteten Reaktionsplan. Erstes Ziel sei es, mögliche Patienten von den übrigen Reisenden abzusondern, um so die Ansteckungsgefahr zu verringern. Für eine erste Untersuchung, so die Sprecherin, stünde dann der Dienstarzt vom Flughafen zur Verfügung. Dann werde der Patient mit einem Sondertransport in das Klinikum München Schwabing gebracht, wo es eine entsprechende Isolierstation gebe.

Als zweiten möglichen Weg, auf dem Ebola nach Bayern eingeschleppt werden könnte, sehen einige Beobachter die Flüchtlingsströme: Ein Teil der Menschen kommt aus den Seuchengebieten. Der Sprecher der Regierung von Oberbayern, Florian Schlämmer, verweist in diesem Zusammenhang auf die Eingangsuntersuchungen in den Flüchtlingslagern. Die Ärzte würden besonders auf Symptome achten, die auf Ebola hinweisen.

Nach Ansicht des Gesundheitsministeriums ist es allerdings wenig wahrscheinlich, dass Flüchtlinge die Krankheit nach Deutschland einschleppen: Die Menschen seien zum Teil mehrere Monate unterwegs, ehe sie Europa erreichen. Die Inkubationszeit von Ebola liege dagegen bei höchstens 21 Tagen. Das heißt: Die Krankheit breche aus, lange bevor die Menschen Europa erreichten. Zudem gebe es in den Ländern wie Italien, in denen die Flüchtlinge ankommen, bereits entsprechende medizinische Tests. Experten schließen eine Epidemie in Deutschland ohnehin aus. Der Sprecher der sieben Ebola-Behandlungszentren in Deutschland, der Würzburger Tropenmediziner August Stich, sagte gegenüber der in Berlin erscheinenden „tageszeitung“ auch, das bedeute allerdings nicht, dass es zu keinem weiteren Erkrankungsfall kommen könne. Es gebe nie eine 100-prozentige Sicherheit, betonte der Mediziner. „Aber mit guter Ausrüstung und entsprechendem Training des Personals ist die Restgefahr äußert gering.“

Entspannt beobachtet man die Lage derzeit bei den international tätigen Unternehmen in der Region um Ingolstadt. Sowohl der Autohersteller Audi in Ingolstadt als auch die Unternehmensgruppe Bauer in Schrobenhausen und Airbus Defence and Space in Manching haben derzeit keine Mitarbeiter in den Krisengebieten. „Wir verfolgen vorsorglich fortlaufend die aktuelle Ausbreitung der Ebola-Infektionen und anderer ansteckender Krankheiten weltweit“, sagt der Mediziner Joachim Stork, Leiter des Gesundheitswesens bei Audi. Ähnlich äußerte man sich bei Airbus.