stadtgeflüster
Binis schwerer Weg zum Idealgewicht

11.11.2020 | Stand 12.01.2021, 3:33 Uhr

Dieses Schicksal kann jeden treffen, ob Mensch oder Tier, Hund oder Katz, Schmusekätzchen Mia oder Dobermann Bruno: Irgendwann stellt sich heraus, dass man um die Hüften ein bisschen zu füllig geworden ist.

Dann ist guter Rat teuer. Zu wenig Bewegung? Zuviel Süßigkeiten? Die Sahnetorte am Nachmittag? Die zweite Feierabendhalbe? Das Lockdownphlegma? Da kommt zur Ursachenforschung die Adipositas-Sprechstunde an der LMU in München gerade recht, von der wir dieser Tage aus dem DK-Bayernteil erfuhren.

Nach der Lektüre des sehr informativen Berichts können wir in unserem Fall zumindest einen potenziellen Verursacher von übermäßigem Speck auf den Rippen ausschließen: Die im Beitrag genannte Patientin - es handelte sich um eine dreijährige Hündin namens Bini, da der ganze Bericht in einer Kleintierklinik spielt - zeigte wohl typische Folgen einer Kastration, also weniger Energieverbrauch und Schilddrüsenüberfunktion. Jedenfalls gilt Bini unser ganzes Mitgefühl, denn soviel lässt sich sagen: Ihr Weg zum Idealgewicht wird kein leichter sein. Ihre Besitzerin prophezeite der übergewichtigen Hündin "harte Zeiten". Dabei sei Bini doch eine so "leidenschaftliche Fresserin", und "wenn man nur den Kühlschrank aufmacht, dann steht sie schon davor". Wer von uns würfe da den ersten Stein auf das arme Tier, wer von uns steht nicht manchmal des Abends vor dem Kühlschrank und denkt sich: Ein Happen geht noch, einer ist keiner.

Die beiden professionellen Ernährungsberaterinnen, die im Beitrag zitiert werden, wollen für die mollige Hündin sicher nur das Beste, aber bei ihrer Therapieempfehlung sind sie echt gnadenlos: Nur 60 Prozent des eigentlichen Kalorienbedarfs bekommt die Ärmste ab sofort in ihrem Fressnapf vorgesetzt, und mit Leckerlis ist natürlich Schluss, mindestens bis Weihnachten. Man kann es der Hündin, der es bisher immer so gut geschmeckt hat, ja nicht verdenken, dass sie mit der Zeit ein richtiger Faulpelz geworden ist. Vor diesem Hintergrund haben sich die Besitzer, ein Rentnerehepaar aus Franken, eine besonders gemeine Schikane ausgedacht, um sie zum Laufen zu bringen: Sie selbst, die feinen Herrschaften, haben sich Elektroscooter zugelegt, während der geplagte Vierbeiner ohne E-Antrieb nebenher rennen und sich seinem Idealgewicht entgegenschwitzen soll. Es gibt einfach keine Gerechtigkeit mehr auf der Welt.

rh