Dietfurt
Billig und doch wertvoll

Der Zweckverband der Jachenhausener Gruppe versorgt die Bürger seit 100 Jahren mit Trinkwasser

12.04.2013 | Stand 03.12.2020, 0:16 Uhr

Ein Schluck klares sauberes Trinkwasser: Dafür sorgt der Zweckverband der Jachenhausener Gruppe seit 100 Jahren. Dietfurts Bürgermeister Franz Stephan ist auch der Verbandsvorsitzende. Am nächsten Freitag und Sonntag wird das Jubiläum mit einem Festakt gefeiert - Foto: Meßner

Dietfurt (DK) Wer in Dietfurt den Wasserhahn aufdreht, bekommt frisches klares Trinkwasser von dem Zweckverband der Jachenhausener Gruppe serviert – und das seit 100 Jahren. Das Jubiläum wird am nächsten Wochenende gebührend gefeiert (siehe Infokasten). Der Zweckverband gehört acht Gemeinden (Berching, Breitenbrunn, Dietfurt, Essing, Ihrlerstein, Painten, Riedenburg und Hemau) und versorgt rund 14 000 Menschen mit Wasser. An heißen Sommertagen sind das bis zu 3500 Kubikmeter Wasser. Im Gespräch mit unserem Redakteur Markus Meßner erzählte der Dietfurter Bürgermeister und Verbandsvorsitzende Franz Stephan, dass eine Privatisierung der Wassergruppe überhaupt nicht infrage kommt und was er davon hält, dass ein Liter Cola fast genau so viel kostet wie 1000 Liter Trinkwasser.

Herr Stephan, was kostet denn das Wasser derzeit?

Franz Stephan: Wir haben einen guten Preis, er liegt bei 1,10 Euro plus Mehrwertsteuer für einen Kubikmeter.

 

Das heißt 1000 Liter Trinkwasser kosten in etwa so viel wie ein einziger Liter Cola. Stimmt da das Verhältnis noch?

Stephan: Schauen Sie mal was ein Kasten Wasser kostet. Vier, fünf Euro? Das sind vielleicht zehn Liter. Ein Liter kostet also 50 Cent. Da bekommen Sie mehrere Hundert Liter Trinkwasser dafür. Und die Qualität ist gleich.

 

Verstehen Sie das? Kaufen Sie Wasser im Supermarkt?

Stephan: Hin und wieder kaufen wir einen Kasten, ja. Aber das meiste trinke ich aus der Leitung.

 

Wirkt sich der geringe Preis auf die Wertschätzung der Menschen für Trinkwasser aus? Es heißt ja immer: Was viel kostet, ist viel wert. Ist Wasser also nicht wertvoll?

Stephan: Das glaube ich nicht. Dem Mineralwasser, das man kauft, werden ja oft noch Mineralien und Kohlensäure zugesetzt. Es könnte natürlich schon sein, dass mit einem höheren Trinkwasserpreis auch die Wertschätzung steigen würde. Man darf aber nicht vergessen, dass wir einen Großteil, vielleicht 70 Prozent, nur für Reinigungszwecke wie Toilettenspülung verwenden – bestes Trinkwasser.

 

Das in anderen Regionen der Erde knapp ist. Sollten die Bürger mehr Trinkwasser sparen?

Stephan: Ich weiß nicht, ob das in unserer Gegend der richtige Rat ist. Von den Kosten her betrachtet eher nicht. Denn die Ausgaben sind fix, egal ob ich mehr oder weniger Wasser verbrauche. Die Pumpkosten wären vielleicht etwas geringer, aber die Ausstattung, die Leistung der Mitarbeiter und das Leitungsnetz wären davon nicht betroffen. Wenn weniger Wasser verbraucht wird, die Ausgaben aber gleich bleiben, dann müsste der Preis steigen.

 

Wie ist denn die Situation derzeit im Zweckverband?

Stephan: Wir sind sehr gut aufgestellt. Technisch auf sehr hohem Niveau, wir investieren jedes Jahr. Der Verband gehört zu 100 Prozent den acht beteiligten Gemeinden, also damit dem Bürger. Das ist ganz wichtig. Wir haben keine Schulden, die laufenden Kosten können wir finanzieren – auch wenn wir derzeit nicht groß Rücklagen bilden können.

 

Der Verband gehört den Gemeinden. Wird das auch so bleiben oder können Sie sich vorstellen, den Wasserversorger irgendwann zu privatisieren?

Stephan: Es ist absoluter Konsens in den Gemeinden und bei allen Beteiligten, dass die Wasserversorgung in kommunaler Hand bleiben soll. Ich sehe auch keine Gefahr, dass sich das ändern wird. Wir sind gut beraten, das weiter in den Händen der Bürger zu lassen und nicht zu schielen, wer vielleicht das Wasser noch einen Cent billiger verkaufen könnte.

 

Werden Sie das auch mit der Umwelt-Staatssekretärin Melanie Huml besprechen, die zur 100-Jahr-Feier kommen wird?

Stephan: Ich würde die Staatssekretärin gerne durch das Wasserwerk führen und dabei auch intensiv meinen Standpunkt vertreten, dass die Wasserversorgung in kommunaler Hand bleiben muss.

 

Was wollen Sie ihr noch mit auf den Weg nach München geben?

Stephan: Ich bin etwa der Auffassung, dass die Kosten für Wasserschutzgebiet nicht alleine beim Versorger liegen sollten. Es ist eine allgemeine öffentliche Aufgabe des Staates, dafür zu sorgen, dass möglichst keine Rückstände in das Grundwasser gelangen.

 

Wie wirkt sich das konkret aus?

Stephan: Bei Baumaßnahmen im Wasserschutzgebiet muss der Wasserversorger für die Mehrausgaben aufkommen, also eine Entschädigung zuhlen. Die Gemeinde Painten ist so ein Fall. Sie könnte davon betroffen sein. Letztlich muss man natürlich immer dafür sorgen, dass keine Schadstoffe in den Boden gelangen. Wir müssen schon sehr genau darauf achten, dass unser Trinkwasser nicht verunreinigt wird.