Bewundernswert

Kommentar

17.01.2018 | Stand 02.12.2020, 16:56 Uhr

Auch mit unmenschlicher Isolationshaft, die er selbst als Foltermethode bezeichnet, hat die Türkei Deniz Yücel nicht brechen können. Der gefangene deutsch-türkische Korrespondent bleibt sich treu, lässt sich nicht den Mund verbieten und übt weiter Kritik an der Politik und der Justiz in der Türkei.

Seit elf Monaten ist er eingesperrt, doch seine Verteidiger kennen bis heute die Anklageschrift nicht.

Dennoch herrscht zwischen Berlin und Ankara Tauwetter. In Goslar haben sich die Außenminister Sigmar Gabriel und Mevlüt Cavusoglu getroffen, miteinander gescherzt und gelacht. Und: Die regelmäßigen Konsultationen zwischen beiden Regierungen werden wieder aufgenommen. Zudem wird berichtet, dass die deutsche Justiz stärker gegen die verbotene PKK vorgeht. Auf türkischen Druck hin?

Wie weit ist die Bundesregierung bereit zu gehen, um die Beziehungen zur Erdogan-Türkei zu normalisieren? Yücel hat eine Botschaft für die Bundesregierung: keine schmutzigen Deals! Seine Haltung ist bewundernswert und er hat recht: Europa kann seine Werte nicht über Bord werfen, damit Erdogan sich wieder an die Gepflogenheiten hält.