Eichstätt (EK) Alle vier Jahre haben Bayerns Laienchöre die Möglichkeit, sich bei einem Chorwettbewerb des Bayerischen Rundfunks einem vokalen Kräftemessen im Freistaat zu stellen.
Im November 2017 sorgte der Eichstätter Chor Crescendo mit seinem zweiten Platz in der Kategorie Gemischte Kammerchöre bei eben jenem Chorcontest für eine Riesenüberraschung. Damals erhielt er beim Preisträgerkonzert unter anderem auch einen der begehrten Sonderpreise des BR.
Die Jury zeigte sich begeistert von der Programmauswahl und der Darbietung. Sie begründete die Preisvergabe mit "Hervorragender Technik, Intonation und Interpretation". Ebenso wurde das anspruchsvolle Repertoire des Chores als hochgradig überzeugend eingestuft und gewürdigt. Dieser Sonderpreis bescherte dem Chor einen Aufnahmetag im Studio des BR sowie ein Coaching.
Dieses fand nun ganztägig in den Studioräumen des BR statt. Für Chorleiter Volker Hagemann und seinen Chor, den es inzwischen seit elf Jahren gibt, ein weiterer Höhepunkt in der noch jungen Chorhistorie.
Dazu war im Vorfeld nochmals ein intensiver Probentag nötig, den Volker Hagemann mit seiner Crew in den Räumen der Schule St. Walburg und dann nachmittags im Haus der Dommusik durchführte. Wer Volker Hagemann kennt, weiß, dass er nichts dem Zufall überlässt und so war es auch bei der Vorbereitung für den Aufnahmetag.
Akribisch geht der gebürtige Obereichstätter an die Chorarbeit heran, nimmt seinen Chor an die Hand. Disziplin ist die Tonart und dynamische Kontrolle die Taktvorgabe für eine Bandbreite, die der Chor in den vergangenen Jahren verinnerlicht hat. Die Hierarchie im Chor ist flach, wie man so schön zu sagen pflegt. Immer wieder bringen während der Probenarbeit auch die Chorsänger ihre Ideen und Gestaltungsvorschläge ein. Ziel ist es unter der penibel formenden Hand des Chorleiters, alle Anforderungen des Gesamtklangs in Einklang zu bringen.
Hagemann lässt die Sätze frei fließen, ohne Druck und Hektik zu verbreiten, geht erkennbar aber einen eigenen interpretatorischen Weg. Immer wieder ergreifend, wie der Chor, auf innig weichem Klangfluss schwebend, sich mit klangmystisch aufschwingenden Steigerungsbögen aufmacht und in raumfüllende Glockenschwall-Tonalität eintaucht. Schlicht, prächtig, strahlend.
Die Sänger sind begeistert und begeisterungsfähig. Sonst wäre so eine Erfolgsgeschichte, die sich auch nach über einem Jahrzehnt immer wieder aufs Neue manifestiert und vom Gabrieli-Gymnasium aus ihren Ursprung nahm, nicht zu bewerkstelligen. Dahinter steckt viel Enthusiasmus und Leidenschaft für die Chormusik und Crescendo im Besonderen.
Schließlich ging es dann nach München in das Tonstudio, wo Tonmeister Ralf Weigand mit dem Chor unter optimalen akustischen Bedingungen arbeitete. Mit fünf Stücken im Gepäck ging es an die Arbeit, unter anderem auch mit den Sätzen, die der Chor beim Wettbewerb aufgeführt hatte. Weiter wurden Volksliedsätze von Max Reger und Ralph Hoffmann aufgenommen. Außerdem das klangprächtige "Te lucis ante terminum" des ungarischen Komponisten Gyöngyösi Levente.
"Es hat ungemein Spaß gemacht", resümierte Willibald Brems. Auch wenn es sehr anstrengend gewesen sei, fügt der Tenor, der seit der Gründung dabei ist, an. Denn "Ralf Weigand hat uns einerseits gefordert, aber auch die ganze Zeit richtig gut motiviert". Zwischen den Aufnahme-Takes ging es dann immer wieder vom Aufnahmeraum in das Regie-Studio zum Probehören. Dadurch erhielten die Sänger zeitnah ein Feedback, um im nächsten Durchgang an den entscheidenden Stellen nochmal besser singen zu können. Besser heißt dabei sauberer in der Intonation und Sprache, aber auch intensiver und nachdrücklicher in der Interpretation als auch Dynamik.
Die Studioaufnahmen sollen nun alsbald im Radio, entweder bei BR Klassik oder Bayern 2 gesendet werden. Die neuen Aufnahmen werden erstmals im Juni auf BR-Klassik gesendet. Ein genauer Termin ist noch nicht bekannt.
Edgar Mayer
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