Ingolstadt
Bereit für "Die Moderne"?

Alexander Schuktuew stellt im District V sein neues Magazin vor

23.11.2018 | Stand 23.09.2023, 5:04 Uhr
Alexander Schuktuew. −Foto: privat

Ingolstadt (DK) Wir fahren innovative Autos, tragen topmoderne Kleidung, hören die neueste Musik und machen den angesagtesten Sport ? Und gleichzeitig rufen so viele nach einer konservativen Politik wie seit Jahrzehnten nicht. An diesen scheinbar großen Widerspruch knüpft sich die Frage: Wie modern sind wir eigentlich? Diese Frage hat sich auch der Ingolstädter Künstler Alexander Schuktuew gestellt und präsentiert in seinem Independent-Magazin "Die Moderne" eine ganz eigene Interpretation davon, was es bedeuten kann, modern zu sein.

Dass "independent" für den 27-Jährigen nicht nur bedeutet, unabhängig von jeglichen Institutionen zu sein, sondern auch frei von festgefahrenen Vorstellungen, zeigt schon ein Blick auf die Form. Streng genommen ist "Die Moderne" gar kein Magazin. Es ist ein quadratisches Blatt Papier, das durch eine spezielle Falttechnik zu einem Dreieck geformt wurde. Von beiden Seiten bedruckt finden sich darauf Gedichte, Songtexte sowie Fotografien, die in jeder Ausgabe ein spezielles Thema behandeln. "Freiheit" zum Beispiel, "Lust" oder "Sommer". Doch das ist nur der erste scheinbare Widerspruch. In einer Zeit, in der mehr und mehr gedruckte Zeitungen und Magazine eingestellt werden - zuletzt das bekannte deutsche Musikmagazin Spex -, bringt Alexander Schuktuew ausgerechnet ein Printprodukt heraus. Während Blogger versuchen, mit ihren Artikeln möglichst viele Klicks zu generieren, um möglichst viel Geld zu verdienen, beschränkt er sich auf eine limitierte Auflage von 20 Stück und gibt die Exemplare alle zwei Wochen kostenlos heraus. Nachdem Experten wieder und wieder die Wichtigkeit einer Corporate Identity betont haben, ist das Konzept von "Die Moderne" derart flexibel, dass es Marketing-Angestellten die Nackenhaare aufstellen würde. Und während wir zunehmend für Datenschutz und Urheberrechte sensibilisiert werden, wird in "Die Moderne" kein einziger Autor beim Namen genannt.

Hinter all dem stecken nicht nur Mut zur Verwirrung und eine Portion Provokation, sondern vor allem ein Programm: "Das Magazin soll eine ganz minimale, aber substantielle Kommunikation fördern. Es soll entgegengesetzt dazu funktionieren, wie wir heutzutage unsere Informationen generieren. Weg von ,Gefällt mir' oder ,Gefällt mir nicht', ,Mal hier ein Link, mal da ein Link' und am Ende ist alles vergessen", erklärt Schuktuew. Dazu passt auch, dass es keine Kontaktadresse im und keinen Internetauftritt zum Magazin gibt, denn wer mehr über das Magazin, den Inhalt oder die Autoren erfahren will, hat somit nur eine Chance: Fragen und mit Menschen in Kontakt treten. "Die Moderne" soll gleichzeitig für Künstlerinnen und Künstler sowie für Kreative aller Art ein niedrigschwelliges Angebot sein, Inhalte zu veröffentlichen, wie der 27-jährige Ingolstädter erklärt: "Ich möchte damit eine Plattform schaffen, die hoffentlich organisch wachsen wird, und bei der Leute wissen, wenn sie Bock haben, können sie in ,Die Moderne' etwas rausbringen - egal was es ist." Alexander Schuktuew selbst möchte dabei eher in den Hintergrund treten und allein die Organisation der Inhalte übernehmen. "Ich bin quasi der Kurator", sagt er.

Diese Rolle nimmt Schuktuew, der selbst als Künstler tätig ist, auch für die Präsentation seines Magazins an diesem Samstag ein. Seit Wochen reist er durch die Gegend, um Projekte und Künstler für die geplante Release-Party zu gewinnen. Zwar sind bereits drei Ausgaben von "Die Moderne" erschienen, doch mit der Veranstaltung soll das Konzept noch breitere Wellen schlagen. Viel möchte Schuktuew zu dem Abend vorab nicht verraten. Nur so viel: "Jeder, der hier rein- und wieder rausgeht, soll sich danach fragen: Was zum Teufel ist mir passiert?"

Hier, das ist das District V in der Donaustraße 3 in Ingolstadt. Das Café soll sich am Samstag in einen bunten, lauten und dekadent dekorierten Veranstaltungsort verwandeln, der die Sinne nur so fordert. Künstler aus Ingolstadt und München, aus Hannover, Berlin, Tel Aviv und London sowie aus Amsterdam haben sich angekündigt, Malerei, Fotografie, Sound und Visuals zu zeigen. Installationen im Raum und Performances soll es auch geben. Fast alle diese Inhalte - falls sie in irgendeiner Weise abbildbar sind - könnten irgendwann auch Teil von "Die Moderne" sein. Mehr Informationen gibt es nicht, denn am Ende wird auch an diesem Abend wieder eines gefragt sein: die Kommunikation.

Magazin-Release und Vernissage am 24. November, um 21 Uhr, im District V, Donaustraße 3.
 

Alexandra Karg