Eichstätt (EK) Es ist still in der Erlöserkirche. Gespannt warten die etwa 150 Zuhörer auf ein Werk, das alles andere als leichte Kost ist. Das angekündigte Werk, der "Totentanz" von Hugo Distler (1908-1942), verlangt Konzentration bei Aufführenden und Zuhörern gleichermaßen.
Immerhin geht es in dem Werk darum, den Menschen an seine eigene Vergänglichkeit zu erinnern, ihn vor sündigem Tun zu warnen und zu gottesfürchtigem Leben aufzurufen. Crescendo unter der Leitung von Volker Hagemann stellte sich einer Aufgabe, an die sich nur wenige Chöre in Deutschland herantrauen. Zu komplex ist das Werk, zu dramatisch, ja tragisch die Materie.
Crescendo meisterte das Stück hervorragend und nahm die Zuhörer von Beginn an mit auf die beklemmende Reise des Todes. Der Chor startete mit dem ersten von 14 Spruchversen von Angelus Silesius aus dem Jahr 1675 - und dann kommt er, der Tod. Leise schleicht er sich an, man sieht ihn nicht, man hört ihn nur - und er packt einen mit seiner Stimme im Genick und lässt einem das Blut in den Adern gefrieren.
Elias Wolf mit seiner sonoren, klangvollen und hörbar pathetischen Stimme macht das ganz wunderbar, ein Entziehen aus dieser Dramatik ist fast unmöglich. Der Tod selbst spricht hier mit Menschen, die von ihm heimgesucht werden und auf ihr Leben zurückblicken. Einen nach dem anderen nimmt sich der Tod vor: Kaiser und Bischof, Edelmann und Arzt, Kaufmann und Landsknecht, Schiffer und Bauer.
Sogar vor Jungfrau, Greis und Kind macht er nicht halt, die von Stefan Schneider ebenso ausdrucksstark und einprägsam gelesen werden. Glasklar und intonationssicher agieren die Sänger zwischen den Zwiegesprächen von Tod und Opfer und schaffen ein dynamisches, homogenes Klangbild.
Die Hörer werden in eine andere Zeit entführt, die Themen haben jedoch nicht an Aktualität verloren. Anregende, erschauernde und ergreifende Lyrik, die mit dem eigens für den Ewigkeitssonntag komponierten Werk eine sehr eindringliche Symbiose eingeht. Doch trotz aller Finsternis und Bedrücktheit, die Distler als damals 26-Jähriger offenbar empfand und durch seine Komposition zum Ausdruck brachte, ist doch bei jedem Chorspruch noch ein Stück Versöhnlichkeit zu spüren. Zunächst in Quint-, dann gehalten in Sekundakkorden löst sich jeder Spruch am Ende in aufatmendes, erleichterndes Dur auf.
Umrahmt wird die Musik Distlers von Heinrich Schütz und Jacobus Handl sowie von John Tavener. Heinrich Schütz diente Distler als Vorbild, vor allem im Hinblick auf die Textbehandlung. Dies bekräftigte er auch in mehreren Vor- und Nachworten zu seinen Werken.
Besonders das doppelchörige Werk "As one who has slept", lässt den Zuhörer mit wohligem Gefühl zurück, vor allem weil der Chor mit der Musik in einer tiefen Stille regelrecht verschmilzt. Man ist geneigt, in dieser feierlichen Atmosphäre still und leise die Glocken des benachbarten Domes gleich der Auferstehung von Jesus Christus zu hören.
Ein weiteres Mal unterstrich der Crescendo-Chor in eindrucksvoller Art, zu welch herausragenden Leistungen er fähig ist. Seine inzwischen gut 30 Sänger und Sängerinnen pflegen eine warme, harmonisch runde, wohltönend in sich ruhende Klanglichkeit - selbst bei einem so schweren Stoff-
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