Riedenburg
Bekenntnis zu Bio

Riedenburger Kreisrätin Maria Krieger und Ex-Ministerin Renate Künast nehmen an Online-Webinar teil

12.01.2021 | Stand 17.01.2021, 3:33 Uhr
Am Online-Webinar nahmen Gisela Sengl (oben, links), Prinz Felix zu Löwenstein, die frühere Ministerin Renate Künast und die Riedenburgerin Maria Krieger teil. −Foto: Ebner

Riedenburg - Wohin wollen die Grünen die Landwirtschaft in Bayern und im Bund führen? Mit Blick auf die Bundestagswahl im September und die momentan guten Umfragewerte für die Öko-Partei interessiert diese Frage nicht nur die eigene Wählerklientel. Die Stellvertretende Fraktionsvorsitzende der Grünen im Kelheimer Kreistag, Maria Krieger aus Riedenburg, hat daher Werbung für das Online-Webinar "Food For Future" am Montagabend gemacht und mit 140 Teilnehmern bayernweit eine erstaunlich hohe Zuschaltquote erreicht.

 

Die bekannteste Referentin in dieser Online-Podiumsdiskussion war die ehemalige Bundeslandwirtschaftsministerin und Galionsfigur der Grünen Renate Künast. Daneben nahmen an diesem digitalen Diskussionskreis noch Gisela Sengl als Sprecherin für Ernährung und Landwirtschaft der grünen Landtagsfraktion sowie Prinz Felix zu Löwenstein, Mitglied der Zukunftskommission Landwirtschaft der Bundesregierung, teil.

Maria Krieger hielt dabei als kompetente und wendige Moderatorin die Fäden in der Hand, was ihr angesichts des fehlenden Live-Publikums und den Stolpersteinen der Technik einiges an Geschicklichkeit abverlangte. Ihr zur Seite war als Co-Moderator Ulrich Lindner zugeschaltet.

Die Themen waren brisant, denn allen Diskussionsteilnehmern reichen die 30 Prozent Bioanteil, die Ministerpräsident Markus Söder (CSU) als Folge des Volksbegehrens "Rettet die Bienen" bis 2030 als Ziel für die heimische Landwirtschaft definiert hat, bei weitem nicht. Nicht weniger als 100 Prozent Bioanteil gab Prinz zu Löwenstein als Maxime aus, um die Lebensgrundlagen für die gesamte Bevölkerung bewahren zu können.

Gisela Sengl gab sich dazu kämpferisch. "Die CSU wurde genötigt, einen anderen Kurs in der Landwirtschaft einzuschlagen. Aber man sieht, dass sie sich schwer tut", sagte sie attackierend und verlangte ein klares Bekenntnis der Staatsregierung. Sie kritisierte vor allem deren Empfehlung an die Verbraucher, entweder ökologisch oder regional einzukaufen. "Regional ist nur dann gut, wenn es biologisch produziert wurde. Alles andere ist nicht im Sinne des Volksbegehrens", betonte die Bio-Landwirtin und Landtagsabgeordnete.

Felix Prinz zu Löwenstein plädierte dafür, dass die notwendige Veränderung schnell kommen müsse und nannte den Beschluss der dänischen Stadt Kopenhagen als Vorbild, wonach dort 95 Prozent aller Lebensmittel für Gemeinschaftsverpflegungen aus biologischem Anbau kommen müssen. "Das kann ohne Preiserhöhungen geschehen, aber es wird weniger Fleisch und keine vorgepackten Lebensmittel geben. Wenn wir den Abfall reduzieren, kommen wir mit den Biomengen zurecht", prophezeite er. Um Druck auf die Landwirte auszuüben, brachte er Sondersteuern auf Pflanzenschutzmittel und Stickstoff ins Gespräch.

Auch Renate Künast - sie schaltete sich erst später zu - propagierte einen verstärkten Bio-Anteil in der Gemeinschaftsverpflegung, um auf einen Paradigmenwechsel zu kommen. Zwar konnte die Profi-Politikerin nicht vermeiden, bisweilen in routinierte Politrhetorik zu verfallen, aber ihre Aussage war klar: "Wir müssen schamlos mit vielen Gruppierungen Bündnisse schließen und die Gegensätze zwischen Stadt und Land aufheben." Die größte Stellschraube hin zur Agrarökologie liegt für sie in der Landwirtschaft. "Landbau sollte nicht nur im inneren Zirkel der Landwirtschaft besprochen werden, weil alle betroffen sind. Insbesondere junge Leute", sagte sie und rief zu einer breiten Diskussion auf.

Sengl ging sogar noch einen Trennschritt weiter: "Ich möchte lieber biologischen Weizen aus Italien als konventionelles Getreide aus dem Nachbardorf", präzisierte sie die Wertigkeit von ökologisch und regional. Moderatere Töne schlug dagegen der Co-Moderator Ulrich Lindner an. "Wir brauchen einen Plan B, wie wir langfristig mit den Landwirten umgehen, die nicht Bio sind", empfahl er.

Nur noch am Rande konnten nach fast zweistündiger Diskussion die Zuschauerfragen behandelt werden, die sich auf das zuvor kaum behandelte Thema Verbraucherverhalten bezogen. Moderatorin Maria Krieger weiß um die Bedeutung dieser Bereiche und will sie später aufgreifen. "Über das Thema Supermärkte und Handel möchte ich noch einmal gesondert reden", sagte sie in einem nachfolgenden Telefonat mit unserer Zeitung und kündigte nach ihrer erfolgreichen Web-Premiere ein weiteres Webinar an.

erv

erv