Hohenwart
Beeindruckende "Heilige Nacht"

Enrico de Paruta tritt in St. Georg in Hohenwart als großer Erzähler auf

09.12.2012 | Stand 03.12.2020, 0:44 Uhr

 

Hohenwart (SZ) Schon der Hinweg stimmte weihnachtlich: Die festlich illuminierte Sankt Georgs-Kirche auf dem verschneiten Hohenwarter Klosterberg in einer klirrend kalten Dezembernacht bildete am Freitag den perfekten Rahmen für die „Heilige Nacht“ von Enrico de Paruta.

„Und wieder is a Jahr fast um“, rezitiert Enrico de Paruta anfangs aus einem Gedicht von Helmut Zöpfl, „die Flockn falln und um mi rum beginnt a große Ruah“ – in der gesteckt vollen Kirche ist es mucksmäuschenstill. Schon seit geraumer Zeit ist die Veranstaltung ausverkauft. Himmlische Harfenklänge perlen durchs neubarocke Kirchenschiff, präzise und gefühlvoll gespielt von Kathrin Pechlof. Geschickte Leuchttechnik untermalt die festliche Stimmung, neben dem beleuchteten Altarraum flackern nur ein paar Kerzen im hinteren Teil des Gotteshauses. Das Dellnhauser Bläserquartett umrahmt die Heilige Nacht mit prächtigen Klängen, zur Einstimmung auch schon vor der Aufführung.

Alles andere als stark sei Ludwig Thoma gewesen, erzählt Enrico de Paruta über den Autor der „Heiligen Nacht“, gebrochen durch im Krieg erfahrenes Leid, an Ruhr erkrankt, die Frau durchgebrannt, die Lebensgefährtin mit einem anderen verheiratet, „ganz geordnete Verhältnisse“, kommentiert Enrico de Paruta ironisch.

Vielleicht grade deshalb ist Maria in seinem Stück, in dem er die biblische Handlung ins winterliche Oberbayern versetzt, eine starke Frau. Eine, die durch ihren Glauben und positives Denken ihr Schicksal meistert. Hoffnungsfunken gehen von dieser Maria aus, ist Enrico de Paruta überzeugt. Zeitlose Züge bekommt das Stück dadurch.

Erinnerungen an die Kindheit gaben Thoma Kraft, als der kleine Ludwig den Dialekt hörte, der in der Gegend zwischen Salzburg und Lenggries gesprochen wurde, wo sein Großvater lebte. Eine „literarische Krippe“ habe Thoma sehr frei nach Lukas daraus geschnitzt, erzählt de Paruta. Wer es noch nie gehört hat, für den ist der mitunter leicht sperrige Dialekt anfangs womöglich gewöhnungsbedürftig – „Na roats enk de Gschicht a weng zsamm!“ –, doch das gibt sich schnell. Hin und wieder bietet grade dieser Dialekt Grund zum Schmunzeln, wenn etwa der Katechismus zum Katekisimus wird oder „na roas‘ ma auf Bethlehem nei aufs Rentamt.“

Kuriose Figuren habe Ludwig Thoma in seine „Heilige Nacht“ hineingeschrieben, berichtet Enrico de Paruta. Eine davon ist Josias‘ Frau. Köstlich, wenn Enrico de Paruta in ihre Rolle schlüpft. Das Publikum amüsiert sich. Es gibt Zwischenapplaus. De Paruta tritt, festlich gekleidet in bordeauxrotem Gehrock und goldgelber Weste, als großer Erzähler auf, verleiht den im Stück vorkommenden Charakteren unverwechselbare Stimmen und Eigenarten, und könnte man ihn nicht sehen, man glaubte, da schauspielern mehrere Personen auf dem Altar. Bemerkenswert, dass er das auch im 19. Jahr, in dem er mit der „Heiligen Nacht“ auf Tour ist, noch so glaubwürdig rüberbringt.

Dass das ein stimmiges Ganzes wird, dafür sorgten neben der Harfenistin auch die übrigen Musiker, Perry Schack mit seinen virtuosen Gitarrenklängen und Tenor Moritz Kugler, etwa wenn er mit strahlend-klarer Stimme „Ich steh an deiner Krippe hier“ oder das „Ave Maria“ vorträgt. „Schön“, hört man eine Zuschauerin danach flüstern. Und schließlich wäre da noch Kindersopran Maximilian Breitrucks glockenklarer Gesang.

Von einer „Veranstaltung der besonderen Art“, schwärmt Bürgermeister Manfred Russer. Stolz sei man, dass es gelungen ist, ein so hochkarätiges Ereignis nach Hohenwart zu bringen. Die Benefizveranstaltung ist der Regens-Wagner-Stiftung gewidmet. Ein herzliches Dankeschön übermittelt Manfred Russer den Mitwirkenden auch vom Förderverein. Mit einem gemeinsam gesungenen „Oh du Fröhliche“ klingt der Abend besinnlich aus.