Pförring (kue) Beim Bebauungsplan "Altort" hat der Pförringer Gemeinderat vor der Sommerpause Nägel mit Köpfen gemacht: Er hat einstimmig den Aufstellungsbeschluss gefasst.
Dieser steht unter dem Motto "Innenentwicklung vor Außenentwicklung" und hat eine verträgliche Nachverdichtung auf Grundstücken im Ortskern zum Ziel.
Die Festsetzungen des Bebauungsplans "Innerort" werden gemeinsam erarbeitet - auch unter Einbeziehung der Eigentümer, versprach Bürgermeister Bernhard Sammiller (CSU). Mit dem Bebauungsplan "Altort" soll dem Markt Pförring "nichts übergestülpt" werden, bestätigte Architekt Peter Bachschuster aus Ingolstadt, der dem Gemeinderat in der letzten Sitzung vor der kurzen Sommerpause sein Konzept am Beispiel Kösching vorstellte. Ziel sei es einerseits zu verhindern, dass ein Bauträger die Gemeinde unter Berufung auf den §34 des Baugesetzbuches "übertölpelt", andererseits größtmögliche Baufreiheit zu belassen. Deshalb werde jedes Grundstück auf eine verträgliche Nachverdichtung hin untersucht, sagte der Architekt.
Dabei solle eine Mindestgrundstücksgröße pro Wohneinheit festgelegt werden. Es werde aber auch eine Lösung für kleine Grundstücke gesucht. So habe man sich zuletzt in Kösching entschieden, auf jeden Fall zwei Wohneinheiten pro Grundstück zuzulassen, berichtete Bachschuster. Großen Wert will der Planer auf die Erhaltung des Straßenbilds legen und im Gegenzug größere Freiheit in hinteren Grundstücksbereichen gewähren. Gewerbe im Innerort will er im Rahmen der Stellplatzsatzung fördern. Auf Nachfrage sagte Bachschuster, dass die Planung in Abstimmung mit dem Büro Dürsch und dem von ihm entwickelten Integrierten Städtebaulichen Konzept (ISEK) erfolge. Ein Beispiel sei die Beplanung freiwerdender Nebengebäude. Dennoch wird die Erstellung des Plans laut Bachschuster viel Zeit in Anspruch nehmen und wohl bis zur Sommerpause 2020 dauern.
Obwohl am Anfang die Skepsis groß gewesen sei, hätten die Eigentümer in Kösching überraschend positiv auf den Innerortsplan reagiert, sagte Bachschusters Mitarbeiterin Susanne Wagner: "Da muss man mit Gespür rangehen, um ein gerechtes Maß zu finden. " Schließlich müssten sich die Leute vertragen. Die Intention sei ja Nachverdichtung, nicht Reduzierung, ergänzte ihr Chef: "Durch den Plan weiß jeder, was er machen darf und kann. "
Auch für den Gemeinderat sah Bachschuster nur Positives: Der habe immer noch Einfluss, aber die Befreiungsanträge fielen weg. "So schlecht kann's nicht sein, denn in Kösching wird viel gebaut", meinte Stefan Haser (UW).
Ebenso einstimmig wie die Aufstellung wurde die zweijährige Veränderungssperre beschlossen. Ein Begriff, der Bachschuster gar nicht gefällt. Denn Pläne, die dem Ziel des Bebauungsplans entsprechen, könnten selbstverständlich auch während dieser Zeit genehmigt und realisiert werden, betonte er. Sammiller hatte gleich ein aktuelles Beispiel parat: Das Büro prüfe bereits einen Bauantrag auf Errichtung von elf Sozialwohnungen auf einer ehemaligen Hofstelle im Taubental.
Zum wiederholten Mal befasste sich der Gemeinderat mit der Errichtung von Ladesäulen für Elektroautos. Mit der Meinungsbildung kann sich das Gremium noch Zeit lassen. Denn heuer klappt die Realisierung wegen der Auslastung der Handwerksbetriebe ohnehin nicht mehr.
Ganze 312 Elektroautos sind im Landkreis Eichstätt zugelassen, sagte der Bürgermeister. Über Sinn oder Unsinn öffentlicher Ladesäulen könne man also trefflich streiten. Der Landkreis habe das E-Tankstellen-Konzept, auf das der Markt warten wollte, jedenfalls nicht aufgestellt. Markus Rützel von der Solid GmbH aus Fürth, den Sammiller zur Meinungsbildung nach Pförring eingeladen hatte, hielt dagegen, dass die Steigerungsraten bei den Neuzulassungen von Elektroautos enorm seien und es für Käufer bei Tesla-Modellen inzwischen Wartezeiten gebe wie dereinst in der DDR auf den Trabbi. Außerdem fördere der Staat gerade massiv Elektro-Dienstwagen durch Steuervorteile und Kaufprämien.
Eine einfache AC-Ladestation mit einer Leistung von maximal 22 kW würde beispielsweise ausreichen, seinen E-Golf während des einstündigen Vortrags ganz nebenbei soweit aufzuladen, dass er auch mit eingeschalteter Klimaanlage wieder zurück nach Fürth kommt, sagte Rützel. Noch sei Pförring aber ein weißer Fleck auf den Karten-Apps mit öffentlichen E-Ladestationen. Die nächste ist zehn Kilometer entfernt. Wenn der Markt nun Ladesäulen aufstellen lässt - als Standorte sind die Parkplätze südlich der Kirche und beim Vereinspavillon am Ungergarten im Gespräch - dann sei das keine Investition für die Pförringer Bürger, stellte Rützel klar. Denn 85 Prozent der Elektroautos würden in der heimischen Garage geladen. Vielmehr werde der Ort dann Teil eines Gesamtsystems, wie es sein Auftraggeber, der Ladeverbund+, aktuell zu realisieren versuche.
Der Verbund, hinter dem der Energieversorger N-Ergie steckt, konnte inzwischen 59 Kommunen - darunter Altmannstein - für sein System gewinnen und wird laut Rützel noch heuer die 500. Ladesäule aufstellen. Allerdings nicht in Pförring. Denn der Markt hat zwar schon eine Förderzusage des Freistaats. Aber die gilt nur bis 6. November, und Rützel bezweifelt, dass der Termin zu halten ist, weil sowohl die Beantragung als auch die Ausführung jeweils bis zu zehn Wochen dauern würden. Dennoch bestehe kein Grund zur Eile; denn es gebe einen neuen Fördertopf des Bundes. Der Markt Pförring könne also auch noch 2020 einen Kooperationsvertrag mit dem Ladeverbund schließen, so der Solid-Geschäftsführer.
Gegen einen einmaligen Betriebskostenzuschuss in Höhe von 4500 Euro und die Übernahme von 60 Prozent der Anschlusskosten bekomme die Gemeinde für sechs Jahre eine Ladesäule inklusive Rundum-sorglos-Paket. Auf die Frage nach der Rentabilität sagte Rützel, dass von den aktuell 400 Ladesäulen des Ladeverbunds nur zwei "eine schwarze Null" schrieben. Ein Elektroauto sei ein fahrendes Einfamilienhaus, so Rützel: "Das Geld verdient der Energieversorger im privaten Bereich. " Ob sich die Gemeinde an der Verbesserung der Ladeinfrastruktur beteiligt, soll nach der Sommerpause entschieden werden.
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