Meckenhausen
Baumeister gesucht

In der Meckenhausener Kindertagesstätte feilen, sägen und mauern künftige Fachkräfte - Werkbank gestiftet

20.09.2019 | Stand 23.09.2023, 8:40 Uhr |
Baumeister gefunden? Zimmerermeister Christian Rehm zeigt Kindern in Meckenhausen, wie man richtig sägt (oben). Eifrig wird in der Kita auch gefeilt und gemauert. Mit der Initiative wollen die Verbände der Bayerischen Bauwirtschaft dem Nachwuchsmangel vorbeugen. − Foto: Tschapka

Meckenhausen (HK) Meckenhausen sucht die Baumeister von morgen.

Streng genommen von übermorgen, denn da, wo sich Harry Hammer und Nicki Nagel, die beiden Protagonisten der mobilen Bildungsinitiative "Baumeister gesucht! " der Verbände der Bayerischen Bauwirtschaft umschauen, ist der potenzielle Fachkräftenachwuchs noch sehr jung. Im Hort der Kindertagesstätte Meckenhausen in der dortigen Grundschule durften am Mittwoch 23 Kinder zwischen sechs und zehn Jahren sägen, nageln und sogar mauern.

Harry Hammer und Nicki Nagel heißen im richtigen Leben Anselm Sichart und Verena Widanski, und als regionalen "Paten" der Aktion haben sie den Zimmerermeister Christian Rehm aus Weinsfeld mitgebracht. "Wir freuen uns sehr, dass die Zimmerei Rehm sofort zugesagt hat, als wir sie gefragt haben", sagt Christine Deyerler, die zusammen mit Marion Distler die sechs Gruppen der Meckenhausener Kindertagesstätte leitet. An diesem Tag bekommt zwar nur eine Gruppe die Gelegenheit, mit Hammer, Säge oder Feile zu arbeiten, aber da die Initiatoren von der bayerischen Bauwirtschaft für den Raum in der Grundschule eine hochwertige, rund 1000 Euro teure Werkbank samt Werkzeug stiften, werden sich bald auch alle anderen Kinder als kleine Baumeister versuchen können. "Kinder, könnt ihr euch vorstellen, was ich für einen Beruf habe? ", fragt Rehm in voller Zimmererkluft bei der Begrüßungsrunde. "Hmm, vielleicht Cowboy, wegen deinem großen Hut? ", fragt eines der Kinder vorsichtig. Nicht ganz. Die Antwort ist zwar lustig, macht Rehm aber auch ein bisschen traurig. "Genau darum beteilige ich mich an der Aktion. Damit die Kinder wieder einen Zimmerer erkennen und sich unter dem Beruf etwas vorstellen können", sagt Rehm. Als Anschauungsobjekt hat er sein Gesellenstück mitgebracht, ein Modell der Holzkonstruktion eines Kirchturms. Das zumindest erkennen die Kinder sofort.

An mehreren Stationen dürfen die Kinder anschließend nach Herzenslust werkeln. Sie klopfen Nägel ins Holz, sägen kleine Holzbalken durch, feilen an Holzstücken herum und bauen mit kleinen Ziegelsteinen eine Mauer, übrigens mit "lebensmittelechtem Mörtel", so dass nichts passieren kann, sollten die Kinder einmal unbedacht ihre schmutzigen Finger ablecken. Egal, ob beim Mauer bauen oder beim Hämmern, die Kinder tragen dabei einen gelben Helm, den sie sogar behalten dürfen. Neben Rehm helfen ihnen dabei auch Harry Hammer und Nicki Nagel, die in ihren Latzhosen ein bisschen wie die Super Mario Brothers ausschauen, nur dass sie statt Schirmmützen die gleichen Helme wie die Kinder tragen. Verena Widanski und Anselm Sichart sind überzeugt: In den bayerischen Kitas schlummern jede Menge Baumeister-Talente. Um diese ans Licht zu bringen, erleben die Kinder im Rahmen dieses spannenden Baumeister-Tages das Bauhandwerk durch eigenes "Be-Greifen" und "Hand-Werken", und tauchen so ein in die Faszination des Bauens. Die erfahrenen Bauhandwerker sind bayernweit auf Tour. Ihre Mission: die Baumeister von morgen aufzuspüren und somit dem Fachkräftemangel, den auch die Baubranche schmerzhaft spürt, etwas entgegenzusetzen.

Hoffentlich mit Erfolg. Den Kindern jedenfalls macht es jede Menge Spaß. Sie freuen sich, am Ende ihren "Gesellenpass" mit nach Hause zu nehmen. Wer weiß, vielleicht hält der eine oder die andere in ein paar Jahren tatsächlich einen echten Gesellenbrief in Händen? Auch Christian Rehm will am Ball bleiben bei der Suche nach Nachwuchs für die Handwerksberufe und kündigt an, die von der Bauwirtschaft gestiftete Werkbank regelmäßig mit Holz zu versorgen.

Tobias Tschapka

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