Eichstätt
Bauen auf Pfahlgründung

Eichene Bohlen wurden durch Eisenschuhe geschützt – Eichstätt wie Venedig

10.09.2017 | Stand 02.12.2020, 17:31 Uhr

Eichstätt (je) Als der Eichstätter Stadtkern etwa ab dem 13. Jahrhundert erweitert wurde, um Siedlungsraum zu gewinnen, rückten die Häuser immer näher an die Altmühl heran.

Im Schwemmland des Flusses konnte aber nur gebaut werden, wenn eine gute Pfahlgründung vorgenommen wurde. Zeugnisse dieser Sicherungsmaßnahmen, die bei Bauarbeiten in späteren Jahrhunderten ans Tageslicht kamen, bewahrt das Referat zur Erhaltung von Kunst und Kulturgut der Stadt und des Landkreises (Cobenzlschlösschen) auf: Rund 40 Pfähle aus Eichen- und Lärchenholz und vier massive eiserne Pfahlschuhe.

 

„Diese Pfahlschuhe wurden an den zugespitzten Pfählen befestigt, wenn der Untergrund zu fest war und das Einrammen nicht gelang“, sagt Konservator Albert J. Günther. Das Rohmaterial wurde von den Schmieden bearbeitet und feuergeschweißt. Die Pfahlschuhe sind über 25 Zentimeter groß und wiegen knapp drei Kilogramm. Beim späteren Herausziehen der Bohlen blieben die meisten im Boden stecken, einige konnten geborgen werden. Nach der Gründung des Hüttenwerks Obereichstätt 1411 lieferte das Eisen sicher das Werk aus dem Nachbarort.

Wie Günther weiter sagt, halten die Eichenpfähle über Jahrhunderte hinweg, und er verweist hier auf die römischen Brückenbauwerke. Bekanntestes Beispiel der Pfahlbauweise ist die Lagunenstadt Venedig. In Eichstätt erinnert die Pfahlstraße an diese Maßnahmen zur Befestigung, die entlang der Residenz fortgesetzt wurde. Massive Gründungsarbeiten waren auch bei der Anlage der Spitalstadt nötig, allerdings heutzutage mit Beton. Der abgebildete Pfahlschuh wurde bei der Grabung am ehemaligen Schlachthof 1994 geborgen.