Barfuß auf der Bühne

18.10.2013 | Stand 02.12.2020, 23:32 Uhr

Brillanter Solist: Andreas Hofmeir und das Georgische Kammerorchester unter der Leitung von Franz Anton Krager spielen im Ingolstädter Festsaal ein Tuba-Konzert von Jörg Duda - Foto: Schaffer

Ingolstadt (DK) „Shen Khar Venakhi“. So heißt ein Gebet, das dem König Demetrius I. von Georgien (1093–1156) zugeschrieben wird.

Der Monarch, übrigens von der Georgischen Orthodoxen Kirche heiliggesprochen, verfasste diesen Hymnus auf die heilige Jungfrau Maria in seiner Lebensphase als Mönch. Der Komponist der zugehörigen Musik, die in Liedform abgefasst ist, ist übrigens unbekannt. „Du selbst bist die Sonne, die glänzend scheint“, heißt es im Text. Das trifft auch auf die Uraufführung der „Kammersinfonie über georgisch-liturgische Themen“ zu, der „Shen Khar Venakhi“ zugrunde liegt. Unter der Leitung von Franz Anton Krager und unter Anwesenheit des Komponisten Peter Lieuwen gelang eine bemerkenswerte Uraufführung. Lieuwen arbeitet mit treibenden Pattern, fast muss man sagen melodisch wirkenden Rhythmussequenzen, die in ihrer Ausprägung einer afrikanischen Perkussionsformation entstammen könnten. Hier sind es allerdings die Streicher, die mal in den Violinen mal in den Bratschen und Celli, diese Basis abwechselnd stellen. Teils gerückt oder durch geänderte Betonung von Einzeltönen entstehen immer wieder neue Klangeindrücke.

Das Orchester zeigt die Melodiebögen, die übrigens fast ausnahmslos nach oben weisen, durchsetzungsstark, eruptiv, spritzig. Bemerkenswert auch der Einsatz der Blechbläser. Der Zuhörer nimmt Jazz-Funk-Einflüsse im Stile eines Maceo Parker wahr oder fühlt sich an Kompositionen von Pattrick Williams (wie beispielsweise die Filmmusik zu „Die Straßen von San Franzisko“ aus den 70er Jahren) erinnert. Der zweite Satz ist mit „Love“ betitelt. Hier stimmen die Blechbläser ein feierliches Intro an, das in einer leeren Quinte endet. Ob Dur oder Moll, ob Glück oder Trauer: Ausgang offen, wie im richtigen Leben eben.

Der Komponist Frank Duda sagt über sein Konzert Nr. 1 für Tuba und Orchester, das Zusammenspiel von Solo und Orchester sei als „symphonisches Madrigal“ zu verstehen. Zwar sollte man diese Einschätzung nicht allzu eng sehen. Tatsächlich zeigen die Georgier und der aus der Region Ingolstadt stammende Shootingstar Andreas Martin Hofmeir an der Tuba eine äußerst lebhafte, interaktive Komposition voll interner Bezüge und Stilzitate, die sich auch gerne übereinander schieben und so zu stets überraschenden Wendungen führen. Zu Beginn karikiert Dirigent Krager das quasi als Markenzeichen bekannte „Barfußauftreten“ von Hofmeir mit ostentativem Ausziehen seiner eigenen, hochglänzenden Schuhe, die perfekt ausgerichtet an der Ecke des Dirigentenpultes Platz finden.

Eine hübsche, spritzig interpretierte Sinfonie Nr.1 in C-Dur des damals noch juvenilen Georges Bizet beendet den Konzertabend.