Ingolstadt
Bahnhofsmission: Hilfe an Gleis 1

Jahresbericht 2021: Ehrenamtliche sind "Tragpfeiler der Arbeit"

31.03.2022 | Stand 23.09.2023, 0:30 Uhr
Eine Mitarbeiterin der Ingolstädter Bahnhofmission begleitet eine ukrainische Flüchtlingsfamilie, die zu Verwandten nach Kopenhagen weiterfahren möchte, ans Gleis. −Foto: Bergmann, Bahnhofsmission

Ingolstadt - Sie ist eine Institution am Gleis 1 des Ingolstädter Hauptbahnhofs: Die Bahnhofsmission.

Rund 3.800 Menschen haben die 17 ehrenamtlichen Mitarbeiter laut dem Jahresbericht 2021 im vergangenen Jahr geholfen; oft beim Ein-, Aus- und Umsteigen, hauptsächlich aber durch Auskünfte, Gespräche und Unterstützungsleistungen. "Das sind oft ganz kleine Dinge: Jemand braucht ein Glas Wasser, um seine Tablette schlucken zu können, oder Strom, um das Handy kurz aufzuladen. Ein anderer hat Hunger, aber kein Geld, und weiß, dass er bei uns etwas bekommt", berichtet Heike Bergmann, die einzige hauptamtlich Angestellte der gemeinsam von Caritas und Diakonie getragenen Einrichtung. Auffällig oft habe man Getränke und Essen verteilt im vergangenen Jahr. Stammgäste nutzen gerne die Umsteigehilfe vom Zug zum Bus, aber auch wenn jemand unerwartet länger unterwegs ist als geplant und keine Wechselkleidung dabei hat, hilft die Bahnhofmission - mit einem Notkleiderschrank.

Insgesamt hat Corona auch hier die Arbeit erschwert, denn der Raum der Mission ist so klein, "dass wir lange Zeit niemanden reinlassen konnten", so Bergmann. Abhilfe schafften ein zusätzlicher Tisch im Flur und eine Bank draußen. Aber das Wichtigste ist sowieso das offene Ohr der Bahnhofsmission-Mitarbeiter - für einen kleinen Plausch zwischendurch und auch bei den großen Problemen des Lebens. Viele wohnungslose, vereinsamte und psychisch kranke Menschen suchen immer wieder den Treffpunkt an Gleis 1 auf. Bergmann erzählt: "Manche kommen ?nur' zum Reden und möchten, dass man ihnen zuhört. In der Corona-Pandemie hat dieses Bedürfnis zugenommen, weil viele andere Angebote weggefallen sind oder nur noch eingeschränkt stattfinden. " Oft handelt es sich um Frauen und Männer, die durch das soziale Netz gefallen sind und schon mehrere soziale Hilfemaßnahmen abgebrochen haben. Die Missions-Leiterin ist froh, dass sie im Notfall auf die Fachdienste und Hilfsangebote ihrer Träger Caritas und Diakonie zurückgreifen kann.

Seit viereinhalb Wochen kommen immer wieder aus der Ukraine geflüchtete Menschen am Ingolstädter Bahnhof an, vor allem kleine Familien, Frauen und Kinder. "Wir freuen uns sehr über die gute Zusammenarbeit mit dem Bayerischen Roten Kreuz, den Johannitern und der Bahnhofspolizei", hält Bergmann fest. Das Bahnhofsmission-Team spricht die ukrainischen Menschen an, zeigt ihnen den Weg zum BRK-Infopoint und kümmert sich gemeinsam mit den Kollegen darum, dass die Flüchtlinge in die Paul-Wegmann- oder die ESV-Halle gelangen. Oder es hilft beim Umsteigen, passt aufs Gepäck auf oder organisiert die Ukraine-Spezialtickets. Das alles ist nur möglich durch die Ehrenamtlichen, sieben Frauen und zehn Männer, die normalerweise Montag bis Freitag von 9 bis 17 Uhr ihren Dienst tun. Angesichts der vielen ukrainischen Ankömmlinge ist zurzeit aber auch am Wochenende jemand da. Bergmann fasst zusammen: "Dieses Engagement ist einfach großartig. Die Ehrenamtlichen sind der Tragpfeiler unserer Arbeit. Ich bin total stolz auf mein wunderbares Team. "

Wer sich über die Bahnhofsmission informieren oder sie durch eine Spende unterstützen möchte, erfährt Näheres unter der Telefonnummer (0841) 309-500, per eine E-Mail an bahnhofsmission@caritas-ingolstadt. de oder direkt am Gleis 1 in der Bahnhofstraße 8.

DK

Anne Gülich