<b>Klassenkampf statt Wahlkampf:</b> Notstand-Demo vor den Werkstoren

18.09.2009 | Stand 03.12.2020, 4:39 Uhr

Polit-Spektakel vor dem Audi-Werk: Am Freitag sorgte eine Demonstration für Verkehrsbehinderungen auf der Ettinger Straße. - Foto: Stadik

Ingolstadt (ms) Unter dem Motto "Klassenkampf statt Wahlkampf" demonstrierte am Freitagnachmittag ein Frankfurter Aktionsbündnis vor dem Audi-Werk. Die Aktion, zu der fünf historische, künstlerisch gestaltete Lkw gehörten, sorgte für Behinderungen auf den Straßen.

"Gehts doch alle hoam", rief der Autobauer im grauen Monteursanzug, der am Tor 11 an der Ettinger Straße zur Spätschicht eilte. Auch viele andere AudiMitarbeiter blieben nicht einen Moment stehen, um sich die Demonstration anzusehen: Fünf Oldtimer-Lastwagen mit vermummten oder verkleideten Aktivisten auf den Ladeflächen parkten am Rand der abgesperrten Straße, während einige der Demonstranten Flugblätter verteilten. "Sind die hier alle geimpft", fragte ein bärtiger, leicht frustrierter Klassenkämpfer, weil er nur wenige Broschüren los wurde. Doch nicht alle liefen schnurstracks an der genehmigten Demonstration vorbei. Ein junger Audi-Angestellter unterbrach neugierig seinen Heimweg und schaute sich das Spektakel an. "Das muss die Demokratie aushalten", kommentierte der Mann, während aus den Lautsprechern das Lied "Brüder zur Sonne" erschallte. Und fügte hinzu: "Die Roten sind mir zehn Mal lieber als die Braunen." Ein anderer Passant fühlte sich gar an seine Jugend in der Gewerkschaft und die Demonstrationen gegen den Nato-Doppelbeschluss erinnert. Politisch, da waren sich beide einig, war die Aktion jedoch "völlig abwegig".

Das protestierende Aktionsbündnis "Gegen den Notstand der Republik", hinter dem verschiedene Organisationen aus dem linken Lager stehen, sorgte bei der Fahrt durch Ingolstadt und vor allem auf der Ettinger Straße für Verkehrsbehinderungen. "Wir haben die Straße aus Sicherheitsgründen gesperrt, um ein Verkehrschaos zu vermeiden", begründete Ignaz Brunner, Leiter der Polizeiinspektion, vor Ort. Die Demonstranten, die bereits vor einem BMW- und einem Mercedes-Werk protestiert haben, hatten sich allerdings auch den falschen Platz ausgesucht: Tor 11 liegt fernab der Audi-Parkplätze.