Ingolstadt
Autonomer Geisterbus ins Thermalbad

Wie sich CSU-Fraktionsvize Konrad Ettl Anregungen für ein Pilotprojekt zur Landesgartenschau holte

09.02.2018 | Stand 02.12.2020, 16:50 Uhr

Foto: DK

Ingolstadt (DK) "Ich bin so beeindruckt, das müssen wir durchbringen!" Hier spricht nicht etwa ein Motorsportfan aus der Jungen Union, der sich im Temporausch und umnebelt von PS-Superlativen die Stadt Ingolstadt als künftigen Austragungsort eines Formel-eins-Rennens erträumt.

Nein, hier spricht ein Finanzbeamter im Ruhestand, der sich ganz unspektakulär an die Spitze der CSU-Stadtratsfraktion hochgearbeitet hat und nun als Spätberufener und Vizechef den Wegbereiter für das autonome Fahren machen möchte.

Konrad Ettl, um es kurz zu sagen, war neulich in Bad Birnbach und wollte mit eigenen Augen sehen, wie der funktioniert, der angeblich erste Kleinbus, der ganz ohne Fahrer auf öffentlichen Straßen unterwegs ist. "Man hört nix", berichtete der Stadtrat dem DK, "der ist total leise. Mir hat das super gefallen. Das wäre mein Traum, dass wir das in Ingolstadt pilotieren." Das Gefährt in Bad Birnbach pendelt im Auftrag der Deutschen Bahn zwischen Bahnhof, Ortszentrum und Therme. Sechs Passagieren bietet der führerlose, mit Sensoren und Kameras bestückte Elektrobus Platz.

"Ich hab mir das von der Marktgemeinde erklären lassen und bin selber mitgefahren", schwärmt der Stadtrat von seinem Trip nach Birnbach. Der Pilotbus verfügt über eine Rampe für Rollstuhlfahrer, und bei überraschend auftauchenden Hindernissen bleibt er einfach stehen. Aus rechtlichen Gründen müsse bisher stets eine Begleitperson im Bus dabei sein, sagt Ettl, jemand, der bei Bedarf Auskunft geben kann oder bei unerwarteten Zwischenfällen weiter weiß. Für den Schanzer CSU-Mann hat der Birnbacher Test nur einen Schönheitsfehler: Das Fahrzeug wurde von einer französischen Firma entwickelt. "Wir brauchen kein französisches Auto, wir haben Audi, die schaffen das selber."

Klare Sache, die heimischen Autobauer sollen ran und möglichst noch rechtzeitig bis zum Start der Landesgartenschau 2020 einen Kleinbus auf die Beine respektive die Räder stellen. "Wenn wir da nicht anschieben, wer soll es denn sonst machen", findet Ettl, "das ist meine Vision." Also ein autonomer Zubringer zwischen Audi-Bahnhalt und Gartenschaugelände - "das wäre eine Attraktion für die Besucher!"

In der Haushaltsdebatte vom Dezember hatte der Niederfelder Kommunalpolitiker bereits in einem Anflug von Pioniergeist den autonomen Shuttleservice kurz erwähnt. Im gleichen Atemzug gab er allerdings auch zu erkennen, wie wenig er von einem SPD-Vorstoß zum Thema Massenverkehrsmittel hält. Ob eine Stadt mit massenhaftem Zuzug wie Ingolstadt ohne massiv verstärkten Einsatz von Massenverkehrsmitteln nicht irgendwann im Stau ersticken wird, wäre eine Untersuchung jenseits aller autonomen Mobilität wert.