Le Mans auf Eis
Aus der für 2023 geplanten Rückkehr Audis zu dem Rennklassiker dürfte nichts werden

06.04.2022 | Stand 23.09.2023, 0:37 Uhr
Insgesamt 13-mal gewannen die Ingolstädter das legendäre Langstreckenrennen auf dem Kurs in Westfrankreich. −Foto: Lemaistre, dpa

Ingolstadt - 17 Jahre gehörten Audi und Le Mans fest zusammen.

Die Ingolstädter feierten beim berühmten 24-Stunden-Rennen im Nordwesten Frankreichs zahlreiche Triumphe, lieferten sich mit Porsche legendäre Duelle und brannten bis heute bestehende Rekorde in den Asphalt des Circuit des 24 Heures. Da waren 2000 und 2002 die Dreifacherfolge mit dem Audi R8, vier Jahre später mit dem R10 der Premierensieg eines Diesel- und 2012 mit dem R18 e-tron der erste Triumph eines Hybridfahrzeugs in der Geschichte des Rennens. Insgesamt gewannen die Ingolstädter 13-mal in Le Mans und sind damit hinter Porsche der zweiterfolgreichste Hersteller.

Von 1996 bis zum Porsche-Ausstieg 2017 holten die beiden VW-Marken 19 von 22 Siegen beim Langstreckenklassiker. Doch der konzerninterne Konkurrenzkampf hatte einen enormen Preis: Nach Informationen des "Motorsport Magazins" soll Audi am Ende 200 Millionen Euro pro Jahr in das LMP1-Programm gesteckt haben. Nach der Saison 2016 zogen sich die Ingolstädter deshalb aus der Fia-Langstrecken-Weltmeisterschaft WEC und damit auch von Le Mans zurück.

2023 aber wollten die beiden Hersteller Audi und Porsche ihr Comeback im berühmten Langstreckenrennen geben. Im November 2020 hatte Audi angekündigt, mit einem LMDh-Auto (Le Mans Daytona hybrid) in die WEC und nach Le Mans zurückkehren zu wollen. Der Hersteller plante, mit einem von Porsche entwickelten Motor, einem Chassis von Multimac und den Piloten René Rast und Nico Müller wieder um Pokale an der Sarthe zu kämpfen und zudem bei den 24 Stunden von Daytona zu starten.

Nun aber haben sie Ingolstädter das LMDh-Projekt vorerst gestoppt, wie das "Motorsport Magazin" berichtet. Gerüchten zufolge könnte Audi das Programm sogar komplett einstampfen. Während Porsche weiter am Wiedereinstieg bastelt und das Auto schon fleißig testet, werde der Rennwagen in Ingolstadt aktuell weder gebaut noch getestet, schreibt das Magazin. Der Rollout des Boliden und die ersten Testfahrten Ende März fielen bereits ins Wasser, die Rennpremiere in Daytona im Januar 2023 ist ausgeschlossen, ein Start im kommenden Jahr in Le Mans äußerst unwahrscheinlich.

Die Kapazitäten bei Audi Sport sollen aktuell anders und sinnvoller genutzt werden, berichtet das Fachportal "motorsport-total. com". Wofür, ist noch unklar. Eine Anfrage unserer Zeitung ließ das Unternehmen bis Mittwochabend unbeantwortet. Mit dem Einstieg des VW-Konzerns in die Formel 1, der an diesem Donnerstag beschlossen werden könnte, soll der Projektstopp nicht zusammenhängen. Ein möglicher Grund könnte dagegen die Weiterentwicklung des Hybridfahrzeugs Audi RS Q e-tron sein, mit dem die Ingolstädter im Januar bei der Rallye Dakar auf Anhieb vier Etappensiege feierten.

DK

Julia Pickl