
Sie könnten die wichtigsten Spieler beim 1. FC Nürnberg werden: Mittelfeldstratege Alessandro Schöpf (links) und Stürmer Jakub Sylvestr - Foto: Eibner
Nürnberg (DK) Zwei Spieler sorgen derzeit beim 1. FC Nürnberg für Optimismus unter den fränkischen Club-Anhängern: die beiden Torschützen aus dem Derby gegen 1860 München Alessandro Schöpf und Jakub Sylvestr. Auf ihnen ruht die Hoffnung, dass es bei den Franken am Sonntag auch in Aalen klappen soll.
In Nürnberg backt man nach der großspurigen Ansage, sofort wieder in die Bundesliga aufzusteigen, erst einmal kleinere Brötchen. Die leidgeprüften Fans begegnen der sportlich weiter angespannten Situation beim Club mit Galgenhumor. Zum Beispiel kam bei einer der Trainingseinheiten am Gelände des 1. FC Nürnberg genau jene ironische, trockene Art zum Vorschein, die man den Franken häufig nachsagt. Als Niclas Füllkrug im Strafraum mit voller Wucht auf das leere Tor schießt und der Ball weit sein Ziel verfehlt, kommentiert das ein älterer Clubfan mit den Worten: „Es ist schon schwierig, wenn der Schnürsenkel auf der falschen Seite vom Schuh liegt.“ Doch seit dem 2:1 gegen die Löwen keimt Hoffnung auf. Macht die Offensive beim Club tatsächlich Fortschritte?
Vor allem zwei Spieler sorgen derzeit für den Aufschwung. Nürnbergs derzeit alleiniger nomineller Stürmer – Peniel Mlapa ist verletzt – Jakub Sylvestr scheint in die Spur gefunden zu haben. Der 1,78 Meter große Slowake kam im Sommer als einziger namhafter Neuzugang nach Nürnberg. Er kam als Torschützenkönig der zweiten Liga. Mit insgesamt 15 Treffern trug er damals maßgeblich zum Klassenerhalt bei Erzgebirge Aue bei. Nürnbergs Sportdirektor Martin Bader holte den Rechtsfuß als Ersatz für Josip Drmic, den es nach Leverkusen zog. Doch so richtig wollte Baders Personalie bis vor dem Derby nicht zünden. Sylvestr ist konterstark, technisch versiert und wendig. In der Partie gegen die Löwen zeigte er zusätzlich, wie reaktionsschnell er ist. Ein kurzer Pass von Alessandro Schöpf und Sylvestr überlief die Abwehr der Münchner. Sein Abschluss war unhaltbar für Torwart Stefan Ortega.
Allerdings fehlten dem 25-Jährigen bislang die passenden Mitspieler, mit denen er kombinieren kann. Am Montag harmonierte es zwischen Sylvestr und dem Mittelfeld. Der Stürmer hat auf Zuspiele wie die von Schöpf gewartet.
Noch vor Kurzem lief der Österreicher Schöpf bei den Amateuren des FC Bayern auf. Manchmal scheint er noch überfordert mit der Verantwortung, die er im zentralen Mittelfeld übernehmen muss. Gegen die Münchner zeigte er jedoch, was in ihm steckt: Bei seinem Treffer zum 0:1 tanzte er technisch stark zwei Münchner aus und ließ die Abwehr stehen wie Slalomstangen. Torwart Ortega hatte keine Möglichkeit, den Ball zu halten.
Mit Lob für einzelne Spieler geht Nürnbergs Trainer René Weiler sparsam um. Immer wieder betont er, dass das Mannschaftsgefüge eine viel wichtigere Rolle spiele. Doch bei Schöpf macht selbst der Schweizer eine Ausnahme: „Er ist ein positives Beispiel“, sagt er. „Alessandro kam aus der vierten Liga, er ist jung und trotzdem etabliert als Stammspieler. Aber er ist auch selbstkritisch. Das zeigt, dass er einen wachen Geist hat. Er wird seinen Weg machen.“
Der Nürnberger Coach betont immer wieder, dass Fortschritte für die noch junge Mannschaft wichtig seien. „Es gibt noch viel zu tun“, bremste er auch gleich die Euphorie nach dem Derbysieg ein. Durch unnötige Fehlpässe brachten sich die Nürnberger immer wieder in Bedrängnis. Die teilweise ungenauen Zuspiele verhinderten ein schnelles Umschaltspiel der Franken – dabei sind gerade die Konter Sylvestrs Spezialität.
Neben der Passgenauigkeit sollte Weiler den Fokus im Training zudem auf die Standardsituationen legen. In der jüngsten Partie fand kaum ein Ball den eigenen Mann. Den Nürnbergern fehlt noch ein großer Offensivspieler mit Kopfballqualitäten.
Sportdirektor Bader hat bereits vor einigen Wochen signalisiert, dass der Club in der Winterpause für die Offensive nachlegen möchte. Welchen Spielertyp sich Weiler allerdings wünscht, möchte er nicht verraten. „Man hat Handlungsbedarf in verschiedenen Bereichen“, sagt er vage. „Da ich aber in den nächsten Partien keinen neuen Spieler habe, möchte ich mich dazu nicht äußern.“ In der Winterpause wolle den Kader analysieren.
Der nächste Schritt für den Club sei, die Fortschritte der Heimspiele auch in der Fremde zu zeigen. Am Sonntag (13.30 Uhr/Sky) begleiten 3500 Fans die Franken nach Aalen. Fast ein Heimspiel für den Club im 14 500 Zuschauer fassenden Stadion. „Es ist toll, dass wir so viel Unterstützung haben“, freut sich Weiler. „Aber Aalen weiß auch, wie man Spiele gewinnt.“ Die winterlichen Platzverhältnisse deuteten auf ein Kampfspiel hin, so der Coach.