Ingolstadt
Auf Rettungsmission im Supermarkt

Essen statt wegwerfen: Foodsaver sammeln und verteilen auch in der Pandemie unverkäufliche Lebensmittel

03.03.2021 | Stand 23.09.2023, 17:12 Uhr
Nicht das Ende der Nahrungskette: Die Lebensmittelretterinnen Nina Novomesky (links) und Doris Häusler übernehmen Lebensmittel, die im Markt von Alexander Braun nicht mehr verkauft werden können. Um es nicht wegwerfen zu müssen, wird das Essen verteilt. −Foto: Hauser

Ingolstadt - Foodsaver haben sich der Rettung von Lebensmitteln verschrieben.

Auch in Ingolstadt gibt es eine Gruppe dieser international aktiven Gemeinschaft von Menschen, denen es ein Gräuel ist, wenn noch essbare Lebensmittel weggeworfen werden. Sie sammeln deswegen Produkte, deren Mindesthaltbarkeitsdatum fast abgelaufen ist, Obst mit kleinen Flecken, Gemüse mit Druckstellen und alles andere, was in den Regalen von Geschäften keine Kunden findet. Auch wer einen übervollen Obstbaum oder kiloweise Zucchini im Garten hat, die er nicht alle verwerten kann, ist bei den Foodsavern richtig. Genauso Leute, die einen Urlaub antreten und die Sachen aus dem Kühlschrank nicht wegwerfen wollen.

Allein in Ingolstadt sind über 150 Lebensmittel-Retter regelmäßig unterwegs, Sie fahren Supermärkte, Bäckereien und andere Geschäfte ab, nehmen, was sie kriegen können und geben es an Menschen weiter, die gerne verwenden, was andere nicht mehr haben wollen. "Die ursprüngliche Idee des Food-sharings ist Nachhaltigkeit und Umweltschutz", erklärt Nina Novomesky, Botschafterin der Initiative in Ingolstadt. Allerdings hat das ehrenamtliche Engagement der Essensretter auch eine soziale Komponente. Auch und gerade Menschen mit wenig Geld nutzen das Angebot gerne. In Ingolstadt kommen mehr als 2000 Menschen immer wieder auf das Angebot zurück. Auch gemeinnützige Einrichtungen versorgen sich so mit Lebensmitteln. Die Foodsharing-Community organisiert Sammlung und Verteilung im Internet über die Plattform foodsharing. de.

Vom Einsatz der Foodsaver profitiert auch Alexander Braun. Er ist der Inhaber des Edeka-Marktes an der Lena-Christ-Straße. Dreimal in der Woche kommen die Aktivisten in seine Filiale und sortieren übrig gebliebene Ware aus. Braun hat ihnen dafür eigens einen Arbeitsplatz eingerichtet. "Ich habe dadurch den Müll unseres Supermarktes deutlich reduziert", sagt er. "Normalerweise ist hier die Verwertungskette zu Ende. Es ist ein sehr gutes Gefühl zu wissen, dass sie weitergeht. " Vor allem gelte das für Obst und Gemüse, Backwaren, Molkereiprodukte und das so genannte Trockensortiment. Nicht weitergegeben wird Fleisch, da die Einhaltung der Kühlkette nicht garantiert werden kann, aufgeplatzte Packungen und natürlich Verdorbenes. Das wird von den ehrenamtlichen Helferinnen aussortiert. Der Abfall füllt einen Karton - früher wurde er im Container abtransportiert.

Die Corona-Pandemie hat die Arbeit der Foodsaver nicht gerade erleichtert. Vor der Pandemie haben sie an bestimmten Stellen in der Stadt regelmäßig Stände aufgebaut, an denen sich die Kunden die geretteten Lebensmittel abholen konnten. Das ist derzeit wegen der Hygienevorschriften nicht mehr möglich. Die Foodsaver haben deswegen einen Lieferservice eingerichtet. "Wir haben lange überlegt, wie wir unter diesen veränderten Bedingungen unsere Lebensmittel auf erlaubte und vor allem sichere Weise Personen zukommen lassen können, die sie dringend benötigen", berichtet Lebensmittel-Retterin Doris Häusler. Die ehrenamtlichen Helfer sortieren die Lebensmittel in den Betrieben in mehrere Kisten, fahren sie zu den Abnehmern und stellen sie ihnen vor die Wohnungstür. "Kontaktlose Übergabe, das ist das einzige, was wir im Moment machen können".

Um auch dabei möglichst nachhaltig zu sein, achten sie auf möglichst kurze Wege von den einzelnen Sammelstellen zu den Abnehmern. Das funktioniert, dennoch hoffen die Lebensmittel-Retter, möglichst bald wieder ihre so genannten Fair-Teiler in Vronis Ratschhaus und einigen Stadtteiltreffs öffnen zu können.

DK

Johannes Hauser