Schrobenhausen
Auf Herz und Nieren geprüft

Menschen mit und ohne Handicap testen das neue Altstadtpflaster

08.07.2016 | Stand 02.12.2020, 19:34 Uhr

Wie läuft und rollt es sich denn nun, auf dem neuen Altstadtpflaster? Das probierten Vizebürgermeisterin Inge Eberle (2.v.l.) und viele Bürger aus. Planer Emil Lehner (4.v.l.) stand Rede und Antwort. - Foto: De Pascale

Schrobenhausen (SZ) Er habe es von den Schrobenhausenern nicht anders erwartet, sagt Städteplaner Emil Lehner, "wir haben auch in der Vergangenheit immer schon intensiv und konstruktiv diskutiert". Genauso verhält es sich auch beim Ausprobieren der am Oberen Tor verlegten Teststrecke.

Gut und gern drei Dutzend Interessierte, darunter viele mit Handicap, Sehbehinderte, Menschen im Rollstuhl und mit Rollatoren, sind dazu am Freitag in die Schrobenhausener Innenstadt gekommen. Und auch da gibt es für die Planer einiges an positivem Feedback - aber nicht nur.

Vor allem die geplante Wasserrinne erregt die Gemüter einiger Bürger. Wenn schon Wasser, dann gescheit, also breiter oder tiefer - so eine Meinung. Andere befürchten eine erhöhte Unfallgefahr, die die Wasserrinne vor allem für Radfahrer darstellen könnte. "Die Rinne wird flacher", versichert Emil Lehner. Das sei eine der Erkenntnisse, die sich seit Verlegung der Teststrecke vor einigen Tagen herauskristallisiert hatten. Die Wasserrinne könne auch von gehandicapten Menschen problemlos überquert werden, weil sie sich nicht vollständig durch die Innenstadt ziehe. Radfahrern werde sie allein deshalb nicht gefährlich, weil sie im Gehbereich gebaut werde.

Eine weitere Hürde machen vor allem Menschen mit Sehbehinderung in der Kante, die die Fahrbahn künftig vom Gehweg trennen soll, aus. "Der Stein an der Kante wird gegen einen hellen Naturstein ausgetauscht", verspricht Emil Lehner. Gleiches gelte für die Aufmerksamkeitsfelder. "Alles, was dann hell symbolisiert ist, bedeutet: Halt, da ist was!" Auch schwarze Steineinlagen sollen sehbehinderten Menschen die Orientierung erleichtern.

Viele Bürger beschäftigt auch das Gefälle an den Hauswänden. Das werde alles deutlich flacher, verspricht Lehner, "aber 2,5 Prozent brauchen Sie, damit das Wasser abläuft." Viele Läden hätten nach der Altstadtumgestaltung gar keine Treppen mehr oder wären zumindest über weniger Stufen zu erreichen, so Lehner weiter.

Dem Einwand eines Bürgers, Autofahrer würden bei der geringen Höhe des Bürgersteigs trotzdem auf die für Fußgänger vorgesehenen Bereiche fahren, widerspricht Lehner: "Wir haben das genau so schon gebaut - das funktioniert!" Das sei heimisches Material aus dem Bayerischen Wald, beantwortet er die Frage eines weiteren Herren nach den verwendeten Steinen. Einiges an Hürden sei bereits gemeistert worden, freut sich Lehner. Beispielsweise gebe es von der Regierung von Oberbayern und dem Landesamt für Denkmalpflege grünes Licht.

Speziell an die Damen und Herren im Rollstuhl wendet sich schließlich Stadtbaumeister Axel Westermair: "Ist für Sie der neue Belag deutlich angenehmer", möchte er wissen. Der bedeute "hundert Prozent Erleichterung", sind sich zwei Damen, die die Teststrecke im Rollstuhl ausprobierten, einig.