Eichstätt
Auf der Jagd nach dem Augenblick

Fotograf Gerhard Löser hat Jazzgrößen in authentischen Momenten eingefangen – Ausstellung in Eichstätt

11.09.2017 | Stand 02.12.2020, 17:31 Uhr
Bei der Vernissage der Ausstellung "Life on Stage" mit Fotos von Jazzkonzerten in der Region erzählten Fotograf Gerd Löser und Laudator Karl Leitner von ihren gemeinsamen Konzerterlebnissen. Rudi Trögl, der selbst mit einem Foto von 1999 vertreten ist, spielte zur Eröffnung in der ehemaligen Klosterkirche Norte Dame in Eichstätt am 10. September 2017 Gitarre. −Foto: Poese, Katrin, Wettstetten

Eichstätt (DK) Schweißperlen sammeln sich auf der Stirn des Schlagzeugers Al Foster, der viele Jahre in der Band von Miles Davis spielte.

Randy Crawford hat die Augen geschlossen und hält ihr Mikrofon sanft zwischen drei Fingern – singt sie eine Ballade? Ray Charles sprüht vor Energie. Und der Ausdruck in Gregory Porters Gesicht ist so, wie seine Stimme klingt: „smooth“.

Kein Jazzfestival der Welt kann diese illustre Gesellschaft noch einmal so zusammenbringen, denn einige der Musikergrößen leben nicht mehr. Aber der Fotograf Gerhard Löser kann es. Er hat die schönsten Aufnahmen seiner Stars ausgesucht, sie wohlüberlegt angeordnet und lässt sie wirken – in seiner Ausstellung „Life on stage“, die man jetzt in Eichstätt sehen kann.
 

 

Der barocke Kuppelsaal der ehemaligen Klosterkirche Notre Dame, gefüllt mit Jazz, das ist ein reizvoller Kontrast. Die Fotografien in Schwarz-Weiß entfalten in dem hellen Raum ihre Kraft. Musikalische Momente, so klar, dass man sie fühlen und fast hören kann. Manche sind so berührend, dass man Gänsehaut bekommt – noch mehr, wenn man die Geschichten dazu kennt. Der Fotograf selbst und sein Laudator Karl Leitner erzählten auf der Vernissage einige davon.

Neben James Brown hängt Roger Cicero. Löser mag die Aufnahme, weil der Sänger, der 2016 so jung gestorben ist, ausnahmsweise Kappe trägt, nicht Hut. Zu Larry Carlton, fotografiert auf den Ingolstädter Jazztagen, wusste Karl Leitner zu berichten, dass der Gitarrist auf einer Jazz-Party nachts um halb eins nach der „Urgewalt“ Tower of Power spielen musste. Während viele Zuschauer schon nach Hause gingen, wurden all diejenigen belohnt, die noch blieben. „So etwas habe ich, glaube ich, seitdem nicht mehr erlebt“, sagte Leitner in seiner Rede. Als DK-Berichterstatter hat er oft zusammen mit Gerhard Löser Jazzkonzerte besucht. Das gemeinsame Interesse verbindet sie. Leitner schätzt an Lösers Fotos, dass er die Musiker nicht nur ablichte, sondern sie so zeige, wie sie sind. Paul Kuhn, der Mann am Klavier. Al Jarreau, der mitten in seinem offenbar emotionalen Song die Hand hebt. Die französische Sängerin Zaz in Angriffspose, die Zähne gebleckt wie ein Löwe. „Momente, in denen Musiker ehrlich sind, gibt es in jedem Konzert“, sagte Leitner. Gerhard Löser finde diese Momente immer.

Es sei eine Jagd nach dem richtigen Augenblick, eine Suche nach der besonderen Gestik und Mimik, erklärte der Fotograf selbst seine Arbeit. Hilfreich sei es, wenn man während des ganzen Konzertes Bilder schießen dürfe, nicht nur während der ersten zwei Songs. „Dann kommt man auch zu dem Punkt, wo der Schweiß fließt.“ Nicht nur auf den Jazztagen war Löser unterwegs, er zeigt auch Aufnahmen aus dem Audi Forum und dem Neuburger Jazzclub Birdland. So wird die Ausstellung zu einer beeindruckenden Konzertbilanz der Region – wen man hier schon alles live hören konnte! Dazu kommen einige Motive vom Jazz & Blues Open Wendelstein bei Nürnberg. Dorthin war Löser mit dem Ingolstädter Forum Fotografie eingeladen.

Der 70-Jährige, der in Preith lebt, geht seiner Leidenschaft seit Jahrzehnten nach. Er gründete in den 70er-Jahren den Eichstätter Fotoclub mit. Zum Jazz und den dazugehörigen Bildern brachte ihn Ray Charles, der 1991 nach Ingolstadt kam. Auf den Konzerten der vergangenen 26 Jahre war Gerhard Löser oft im Zwiespalt, erzählte er. Dann ermahnte er sich selbst: „Jetzt leg mal die Kamera hin und genieß die Musik.“