Wolnzach
Auf dem Weg zum Wald der Zukunft

Wolnzacher Waldtag mit Revierförster Florian Mergler findet gute Resonanz und bietet viel Information

14.10.2019 | Stand 23.09.2023, 8:58 Uhr
Blick immer nach oben: Revierförster Florian Mergler erklärte, dass manchmal auch Nachbarbäume fallen müssen, um anderen einen optimalen Wuchs mit breiter Krone zu ermöglichen. −Foto: Trouboukis

Wolnzach (WZ) Wieso kann ein Baum im Stress sein? Warum richtet ein Förster beim Gang durch den Wald seinen Blick oft nach oben? Und wieso wurden damals Lärchen, Fichten und Kiefern, heute aber eher Elsbeeren, Ahorn und Buchen gepflanzt? Wer beim Wolnzacher Waldtag dabei war, der kennt die Antworten, gegeben hat sie Revierförster Florian Mergler - und das übrigens sehr gerne: "Ich bin echt begeistert", lobte er die Idee dieses in der Region bislang einmaligen Waldtages, seinen Ablauf und das Interesse seiner übrigens sehr vielfältigen Waldgäste.

Sie kamen zu Fuß, mit dem Fahrrad, mit dem vom Markt Wolnzach eingerichteten Pendelbus und nur ganz wenige fuhren mit dem Auto vor. Ganze Familien mit Kind und Hund, junge Leute, Mittelalter, ältere Menschen, gut gerüstet mit festen Schuhen - und neugierig. Neugierig auf das, was dieser Samstagnachmittag bringen sollte. So mancher bewältigte auf dem Weg zum Wolnzacher Waldtag gleich die erste Aufgabe, nämlich das Finden der "Streuobstwiese am Gemeindewald", die als Treffpunkt angegeben war. "Wir haben nicht gewusst, wo die ist", so ein Paar, das mit dem Fahrrad kam. Jetzt wissen es die Beiden und sind wie viele, die da waren, froh über diese neue Erkenntnis. Denn diese alte Streuobstwiese, die Revierförster Florian Mergler als "verwunschenes Paradies" bezeichnete, das er zusammen mit dem Markt Wolnzach jetzt zu neuem Leben erweckt hat, fand an diesem Waldtag viele Bewunderer - und das nicht nur, weil es dort die Abschlussbrotzeit für alle Teilnehmer gab.

Aber der Reihe nach. Zunächst einmal pflanzte Revierförster Florian Mergler zusammen mit Bürgermeister Jens Machold, Gemeinderäten und dem neuen Forstamtsleiter Christian Wild einen Baum - nicht irgendeinen. "Das ist eine Elsbeere", erklärte der Förster. Und was es mit ihr auf sich hat, das und vieles mehr erfuhren die Waldtagteilnehmer dann drinnen, im Wald - in diesem Fall am Beispiel einer großen Fichte. "Rund 100 Jahre alt ist diese Fichte", so Mergler. Gepflanzt zu einer Zeit, als eben Fichten, Kiefern und Lärchen gefragte Bäume waren, die allerdings jetzt leiden, mit zunehmenden Wärme- und Trockenphasen nicht klarkommen. Es brauche also Bäume, die einerseits mit den sich verändernden Klimabedingungen besser klarkommen und zudem auch qualitativ hochwertige Bäume sind, also gefragtes Holz liefern.

Apropos Holzqualität. Auch da hatte der Revierförster einiges zu sagen: "Ein Förster schaut immer nach oben", so Mergler. Oben, in die Krone, um zu sehen, ob die Bäume genug Licht bekommen, gerade wachsen können, möglichst wenig Seitentriebe bilden, weil Seitentrieb bedeutet Astloch und Astloch bedeutet Abstriche in der Holzqualität. Und um den Bäumen optimalen Wuchs zu ermöglichen, müsse auch mal ein Nachbarbaum fallen. "Baum weg ist nicht gleich böse", nannte das der Förster. Überhaupt verstand er es, komplexe Zusammenhänge nicht nur anschaulich zu vermitteln, sondern fand für sein Publikum genau die richtige Sprache. Nicht einfach, so vielfältig wie seine Waldgäste waren. Freude machte ihm auch deren ganz individuelle Begegnung mit dem Wald: die Kinder spielten mit Stöcken oder genossen das Sitzen auf weichen Mooskissen, während die Erwachsenen die Informationen aufsogen wie die gute Waldluft. Da war auch Christian Wild - er leitet seit 1. September des Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Pfaffenhofen - mehr als angetan. Er hatte sich an diesem Samstagnachmittag ebenfalls Zeit genommen, "sehr gerne", wie er sagte: "Es ist schon eine tolle Sache, was Wolnzach hier anbietet", lobte er die Waldtag-Idee, die nach seiner Ansicht "gut und gerne Pilotcharakter" haben könnte. Vorstellen könnte sich auch das der Revierförster, lud alle ein, mit ihm Kontakt zu halten, ihn anzusprechen, wenn beispielsweise Waldführungen gewünscht seien, und würde bei Interesse auch gerne eine "Projektgruppe Wald" betreuen: "Weil hier in Wolnzach schon sehr viel getan wird", erinnerte der Förster auch an bereits stattgefundene und weiter geplante Pflanzaktionen mit Schülern. Überhaupt: "Kinder sind unsere Zukunft und die des Waldes", so Mergler. "Wir machen heute nicht Fridays for Future, sondern ,Am Samstag ins Hoiz'". Dass so eine Waldzukunft eine lange Vorplanung, das gibt es sogar schriftlich: Das 2018 erstellte Forstbetriebsgutachten, das die Entwicklung des Gemeindewaldes festschreibt, ist ausgerichtet auf das Jahr 2037. Dann wird der Wald anders aussehen, das und vieles mehr wissen die Waldtagbesucher jetzt schon - und ließen den Waldtag bei einer Brotzeit in der Streuobstwiese ausklingen.

Karin Trouboukis