Pfaffenhofen
"Atomkraft - nein danke!"

Bund Naturschutz Pfaffenhofen veranstaltet Mahnwache anlässlich Fukushima

11.03.2021 | Stand 23.09.2023, 17:20 Uhr
Neben der Kreisgruppe Pfaffenhofen des Bund Naturschutz waren auch weitere Atomkraftgegner bei der Mahnwache vor dem Rathaus vertreten. Alle mit einem Ziel: die Forderung nach dem vollständigen Atomkraftausstieg. −Foto: Blaimer

Pfaffenhofen - Auf einem gelben Plakat, das auf dem Boden vor dem Rathaus liegt, steht mit schwarzer Farbe "10 Jahre Fukushima - keine Entwarnung!

" An den Ecken sind rote Grablichter angebracht, in ihnen brennt eine Flamme. Um das Plakat haben sich etwa 30 Menschen versammelt, fast alle tragen ein selbstgemaltes Plakat um den Hals oder eine Fahne mit der Aufschrift: Atomkraft - nein danke! Die Protestierenden halten Abstand und sind mit einem Mund- und Nasenschutz bedeckt. Christine Janicher-Buska, kommissarische Kreisvorsitzende des Bund Naturschutz Pfaffenhofen, spricht einleitende Worte: "Wir haben uns heute zu einer Mahnwache anlässlich des vor zehn Jahren stattgefunden Reaktorunfalls in Fukushima versammelt, um der Menschen zu gedenken, die Schaden von diesem Ereignis davongetragen haben", sagt sie und begrüßt die teilnehmenden Gruppen - unter anderem die "Mütter gegen Atomkraft", Fridays for Future, Soziale Skulptur Hallertauer, die ÖDP und die Grünen. Janicher-Buska spricht über das prägende Ereignis in Fukushima.

Am 11. März 2011 veränderten die Auswirkungen eines Erdbebens mit nachfolgendem Tsunami das Leben der Menschen auf der japanischen Insel Honshu. Durch die Naturkatastrophe wurde das Atomkraftwerk Fukushima Daiichi vom öffentlichen Stromnetz getrennt. Dadurch fehlten den Reaktorblöcken die Energieversorgung für die Kühlung der Brennstäbe, die in Folge unkontrolliert erhitzten und verschmolzen. Durch die Schmelze und eine Explosion in einem Reaktor gelangte radioaktives Material in die Luft und verseuchte großflächig die Umgebung. Bis zu 150000 Einwohner mussten das Gebiet vorübergehend oder dauerhaft verlassen. Über die tatsächliche Anzahl der Toten und Krebserkrankten durch die radioaktive Strahlung wird bis heute geschwiegen.

Den Organisatoren ist es wichtig, auf Folgendes hinzuweisen: "Wir wollten darauf aufmerksam machen, was Atomkraftwerke anrichten können und dass sie nicht beherrschbar für uns Menschen sind", erklärt Janicher-Buska. Sie ist überzeugt, dass eine Stromgewinnung durch erneuerbare Energien die bessere Alternative ist. "Natürlich gibt es die Windkraftgegner, die sagen, dass Atomkraft besser ist. Aber wir sagen da ganz klar: Nein, ist sie nicht. " Auch glaubt Janicher-Buska daran, dass alle Atomkraftwerke in Deutschland 2022 abgeschaltet werden. Sie appelliert an die Menschen, dass Strom allein durch Kleinigkeiten wie Ausschalten des Fernsehers, wenn man ihn nicht aktiv nutzt, gespart werden kann. "Wir haben noch so viele offene Baustellen und können die Verantwortung für unseren strahlenden Müll nicht auf die zukünftigen Generationen verlagern", sagt die BN-Chefin im Hinblick darauf, dass im Norden des Landkreises ein Endlager nicht ausgeschlossen werden kann.

Diese Ansicht teilt auch die ÖDP im Landkreis. "Atomkraft ist die gefährlichste Art, Energie zu erzeugen", sagt Judith Neumair, Schriftführerin im Kreisverband der ÖDP, zum Jahrestag der Reaktorkatastrophe. Für sie ist Atomkraft nicht nur die umweltschädlichste Energie, sondern auch die teuerste, da staatliche Fördermittel für Investoren und Subventionen den Steuerzahler belasten. Die tatsächlichen Kosten würden der Allgemeinheit und kommenden Generationen aufgebürdet.

Auch die Grünen fordern mehr Engagement für die Energiewende, sagt Fraktionssprecherin Birgit Janecek. Die Partei kämpfe für 100 Prozent erneuerbare Energien bis 2030. Diese könnten seien für den gesamten Freistaat möglich, wenn das Quasi-Verbot von neuen Windrädern, das die CSU durch die sogenannte 10-H-Regel verordnet habe, beendet würde. "Hier fordern wir von allen mehr Mut, denn wir brauchen mehr Windkraft - für den Klimaschutz, für die Versorgungssicherheit und für den Wirtschaftsstandort Bayern," so die Grünen-Sprecherin im Kreis Pfaffenhofen.

Ebenfalls mitgewirkt an der Mahnwache hat die Pfaffenhofener Initiative "Mütter gegen Atomkraft". Selbst aus gesundheitlichen Gründen nicht bei der Veranstaltung anwesend, aber im Hintergrund ständig aktiv, ist Vorsitzende Sonja Preller. 1986, kurz nach der Reaktorkatastrophe in Tschernobyl, wurde die Vereinigung gegründet. Gerade in ihren Anfangszeiten haben die "Mütter", wie sie sich selbst nennen, einiges geleistet, erzählt Preller. In Zusammenarbeit mit dem Unternehmen Hipp und dem Klinikum Ingolstadt wurden kurz nach dem Reaktorunfall in der Ukraine auch im Landkreis Lebensmittel auf ihre Strahlenbelastung untersucht. Und auch nach 35 Jahren haben die "Mütter" nur ein Ziel: die Forderung nach dem vollständigen Ausstieg: "Atomkraft - nein danke! " Mit der Mahnwache soll vor allem die Thematik bei der jüngeren Generation ins Bewusstsein gerückt werden, sagt die Vorsitzende, die eine Überalterung des Vereins beklagt.

PK

Daniela Blaimer