Der Triathlon in Ingolstadt an diesem Sonntag ist für Elena Illeditsch in gewisser Weise Neuland. Denn bislang kannte der sportliche Weg der Neumarkter Profi-Triathletin nur eine Richtung – nach oben. Bis zum Ironman 70.3 auf Lanzarote im März.
Dort geriet das Rennen für die 32-Jährige zum Tiefpunkt ihrer bislang achtjährigen Bilderbuch-Karriere, die im Vorjahr mit ihrem Start beim Ironman Hawaii einen vorläufigen Höhepunkt erlebte hatte. Auf Lanzarote musste Illeditsch vorzeitig vom Rad ab- und letztlich aus dem Rennen aussteigen. Ihr Körper und ihr Kopf waren an diesem Tag nicht bereit für die Strapazen. Sie gab auf.
„Gefühlt wie ein geprügelter Hund“
„Ich habe mich gefühlt wie ein geprügelter Hund. Es war ein Niederschlag und hat sich wie Versagen angefühlt, weil ich nicht abrufen konnte, was ich trainiert hatte und wozu ich fähig bin. Daran hatte ich lange zu knabbern. Und tue es jetzt noch“, gewährt die erfolgreichste Triathletin der Region Einblicke in ihr Seelenleben. Der Triathlon in Ingolstadt wird für Illeditsch der erste Wettkampf nach dem Lanzarote-Aus, die Chance, es wieder besser zu machen.
Mit dem Ausstieg im März kamen in ihr erstmals Zweifel auf. Zweifel daran, ob der ganze zeitliche, körperliche und finanzielle Aufwand, ob die vielen Entbehrungen, das ständige Schinden, ob „es das alles wirklich wert ist?“ Illeditsch ist im wahren Leben als vollzeitbeschäftigte Abteilungsleiterin in einem Ingenieurbüro tagtäglich gefordert und betreibt seit 2020 parallel dazu professionell Triathlonsport. Dafür braucht es viel Kraft und Energie. Und da wäre ja auch noch so etwas wie ein Privatleben, für das irgendwo noch Zeit übrigbleiben sollte.
In den zurückliegenden Wochen hat Illeditsch deshalb viele Gespräche mit ihrem langjährigen Trainer Tobias Heining geführt. Darüber, ob es ein „Weiter so“ geben könne, was anders werden müsse. Die Neumarkterin hat genau in sich hinein gehorcht und sagt heute: „Ich liebe diesen Sport. Ich mag es, dass ich draußen trainieren kann, auch hart zu trainieren, an meine Grenzen zu gehen, das macht mir nichts aus und gefällt mir.“
„Ich fühle mich gut, auch was meine aktuelle Form betrifft“
Nur achtet die für das Team Dormero startende Triathletin, die auch dem TSV Greding verbunden ist, von nun an mehr auf persönliche Verschnaufpausen. Illeditsch nimmt sich zwischen all den Trainingseinheiten und beruflichen Terminen mehr Zeit für sich selbst, Stichwort: Work-Life-Balance. Illeditsch: „Es geht darum, nicht immer nur nach Plan und nach Uhr zu funktionieren, sondern auch mehr zu genießen.“ Diese Umstellung scheint zu wirken. „Ich fühle mich gut, auch was meine aktuelle Form betrifft“, sagt Illeditsch vor ihrem insgesamt fünften Start in Ingolstadt am Sonntag. Dort triumphierte sie bei ihrem letzten Start vor zwei Jahren auf der Mitteldistanz-Strecke. Auch diesmal zählt die Vorjahres-26. von Hawaii zu den Favoritinnen.
Doch daran verschwende sie keine Gedanken, versichert die gebürtige Nördlingerin: „Die Platzierung ist mir total Banane. Ich erwarte von mir einfach, dass ich in Ingolstadt das abrufe, was ich kann. Ich will Spaß haben.“ Auf keinen Fall will sie Ähnliches wie auf Lanzarote erleben. „Die Sorge ist schon da, dass ich noch mal das Gefühl von Schwäche in meinem Körper oder Kopf erleben könnte“, gesteht Illeditsch, die in Ingolstadt das Vertrauen zu sich selbst zurückgewinnen möchte.
Zieleinlauf erstmals in der Ingolstädter Innenstadt
Erstmals befindet sich das Ziel des Ingolstadt-Triathlons direkt in der historischen Ingolstädter Altstadt, wo die Finisher am Paradeplatz vor dem Neuen Schloss empfangen werden. „Das finde ich cool“, sagt Illeditsch, der die Veranstaltung generell gefällt.
„Die Veranstalter um Gerhard Budy machen das mega gut und geben sich so viel Mühe. Es ist ein familiärer Wettkampf, bei dem ich das ganze Drumherum mag. Einfach eine sehr schöne Veranstaltung“, schwärmt Illeditsch vom Ingolstadt-Triathlon, bei dem sie am Sonntag wieder auf der Mitteldistanz (1,9 Kilometer Schwimmen, 79 Kilometer Radfahren und 20,5 Kilometer Laufen) angreifen wird.
Wenn es nach ihrem Trainer Heining geht, dem die Platzierung seiner Athletin nicht völlig Banane sein dürfte, hat Illeditsch „generell gute Chancen auf den Sieg. Es kann aber sein, dass es in Ingolstadt noch nicht zur Topleistung reichen wird“.
Schließlich steht sechs Wochen nach Ingolstadt das der Langdistanz-Klassiker Challenge Roth an (25. Juni), auf welches das Training der Neumarkterin vor allem ausgelegt ist. Nach Roth will Illeditsch bei den bayerischen Mitteldistanz-Meisterschaften in Erlangen starten (23. Juli).
„Danach geht es Ende August erst mal in den Urlaub“, sagt Illeditsch, Stichwort: Work-Life-Balance.
DK
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