Schrobenhausen
Arbeitsplätze wichtiger als Gewerbesteuer

17.12.2009 | Stand 03.12.2020, 4:24 Uhr

Wachstumspotenzial attestiert Waidhofens Bürgermeister Josef Lechner seiner Gemeinde. Deswegen soll auch ein neues Gewerbegebiet her. - Foto: Kraus

Schrobenhausen (SZ) Eine millionenschwere Schulsanierung, Straßen- und Wegebau an allen Fronten: In Waidhofen rührt sich etwas. Michael Kraus sprach mit Josef Lechner, Bürgermeister Waidhofens und Vorsitzender der Verwaltungsgemeinschaft, über die Marschrichtung der Gemeinde.

Herr Lechner, wo soll es hingehen mit Waidhofen?

Josef Lechner: Wir brauchen weiteres Wachstum, allerdings kein sprunghaftes – das täte der Entwicklung nicht gut. Wir wollen vor allen Dingen, dass wir mit der Wohngebietsausweisung auch Kindergarten und Schule halten können und dass sie belegt sind. Ich bin jetzt aber nicht so vermessen, dass ich eine Mittelschule oder dergleichen will. Wir wollen die Gemeinde weiterbringen und weitere Gewerbegebiete ausweisen, falls Bedarf besteht, damit es Arbeitsplätze vor Ort gibt.

Denken Sie da an etwas konkretes?

Lechner: Wir wollen ein neues Gewerbegebiet von ungefähr zwei Hektar Größe bei Waidhofen-Ost ausweisen. Es gibt bereits Interessenten, dazu darf ich aber noch nicht mehr sagen.

Hoffen Sie auf ein deutliches Plus bei den Gewerbesteuereinnahmen?

Lechner: Da wäre eine Firma dabei, die einiges an Arbeitsplätzen mitbringt – das ist mir viel wichtiger.

Trotzdem geht es doch auch ums Geld . . .

Lechner: Die Gewerbesteuer haben wir durch unser Gewerbegebiet eigentlich schon ziemlich hochgetrieben. Früher war die Gemeinde Waidhofen bei der Gewerbesteuer ja ein Stiefkind. Da waren 200 000 oder 300 000 Mark schon ein gutes Ergebnis. Mittlerweile haben wir schon mehr Gewerbesteuer in Euro.

Das klingt doch vielversprechend für die Zukunft.

Lechner: Ich verspreche mir auch weiterhin gute Gewerbesteuereinnahmen, gehe allerdings davon aus, dass die Gewerbesteuer irgendwann wegfällt. In der EU gibt es sie, glaube ich, nur noch in Deutschland und Österreich. Irgendwann kommt da die Angleichung.

Wie sollen diese Einnahmen kompensiert werden?

Lechner: Waidhofen braucht Leute, die die Arbeit in die Region bringt, beispielsweise die LFK im Hagenauer Forst. Das sind meistens Leute, die gut verdienen, und bei denen dann auch unser Anteil der Einkommenssteuer entsprechend ist. Der liegt heuer, wenn man die Zahlen vom Statistischen Landesamt nimmt, bei über 900 000 Euro. Wir haben das zwar wegen der Konjunktur zurückgeschraubt, aber das ist eine unvorstellbare Summe.

Wie wirbt da die Gemeinde für sich? Wie sollen die Menschen nach Waidhofen gelockt werden?

Lechner: Wir haben mit allen fünf VG-Gemeinden unsere Homepage neu machen lassen und haben im Rahmen von Leader in Eler Ortstafeln bekommen. Wir sind mit der B 300 vielen Leuten bekannt, wenn man irgendwohin kommt und "Waidhofen" sagt, dann heißt es "Ja, da bin ich schon einmal durchgefahren". Es trägt natürlich auch Hinterkaifeck zur Bekanntheit bei, wobei das natürlich eine etwas makabere "Werbung" ist – das wollen wir nicht ausnutzen.

Zu PR gehört ein schönes Ortsbild. Was steht dabei an?

Lechner: Wir wollen die Ortschaft schön darstellen und für unsere Leute etwas machen: Es soll am Kirchplatz weitergemacht werden, beispielsweise an der Friedhofs- und Pfarrhofsmauer. Wir wollen auch den Kirchplatz umgestalten – auch in Bezug auf das Feuerwehrhaus. Aber das ist etwas auf längere Sicht. . .

Gemeindekanzlei und Feuerwehrhaus sind kommunalpolitische Dauerbrenner. Gibt es da schon eine Einigung oder einen spruchreifen Plan?

Lechner: Nein, da lassen wir gerade verschiedene Varianten durchrechnen. Es gibt die Möglichkeit bei der Schule zu bauen; ein Feuerwehrhaus außerhalb des Ortes und das bestehende Feuerwehrhaus zu einer Gemeindekanzlei umbauen oder aber ein gemeinsamer Bau für Feuerwehr und Rathaus.

Und das Ziel soll sein, dass sich alle Fraktionen im Gemeinderat einmal einigen?

Lechner: Eher, dass wir uns irgendwohin bewegen. Das gemeinsame Bürgerhaus ist ja leider nichts geworden und man muss schauen, wie es mit dem Pfarrheim weitergeht – und wo wir unsere Vereine unterbringen können.

Viel Zeit und Geld steckt die Gemeinde in ein Geh- und Radwegenetz . . .

Lechner: Wir haben einen Radweg nach Schrobenhausen entlang der B 300 und den nach Diepoltshofen, der bis nach Strobenried weitergebaut werden soll. Der Radweg zum Sportheim soll bis Wangen und Klosterberg weitergehen, nach Gröbern ist er schon fertig. Ziel wird sein, dass wir den Radweg irgendwann bis nach Brunnen weiterziehen. Da habe ich mit meinem Kollegen Johann Wenger schon gesprochen, der hätte eventuell auch Interesse. Und dann wäre noch die Möglichkeit, dass man vom Kreisverkehr aus in Richtung Königslachen geht. Dann hätte Waidhofen an den viel befahrenen Hauptstraßen ein durchgängiges und komplettes Radwegenetz. Aber das dauert natürlich schon noch.

Die Verwaltung hat auf Antrag des Gemeinderats Herbert Ehrmeier eine Projektliste für die Gemeinde erstellt. Ist deren Umsetzung bis 2014 realistisch?

Lechner: Alles im Endeffekt umsetzen können wir mit Sicherheit nicht. Alleine wenn ich an die Kläranlage Wangen denke: Die hat ja noch eine Genehmigung bis Ende 2012. Ob wir dann bis 2014 eine fertige Lösung haben, weiß ich nicht . . . Genauso die ganzen Kanäle und Ortsstraßen.

Wenn nicht alles geht, wie sind die Projekte dann in der nahen Zukunft gewichtet?

Lechner: Zunächst kommen die Straßen- und Kanalreparaturen in Waidhofen sowie die Bachstraße in Rachelsbach. Der Geh- und Radweg Wangen und die Gemeindeverbindungsstraße Westerbach laufen ja schon. Und den Radlweg Strobenried wollen wir nächstes Jahr anpacken. Über den Winter steht die Entscheidung an, ob Schenkenau einen Kanal bekommt oder nicht. Wenn, dann wollen wir kommendes Jahr schon in die Planung gehen. Den Kanal in Stadel wollen wir auch in Angriff nehmen. Das andere muss dann eins nach dem anderen abgearbeitet werden.

Wie finanzieren sich diese Projekte für 2010?

Lechner: Für die Kanäle in Schenkenau und Stadel bekommen wir eine Förderung und die Leute zahlen Beiträge. Also bleibt der Aufwand für die Gemeinde nicht so ein Riesenbetrag, wie für die GVS Westerbach. Die kostet uns ungefähr 700 000 Euro. Auch da kriegt Waidhofen ungefähr 50 Prozent Förderung für die förderfähigen Kosten, aber den Rest muss die Gemeinde zahlen. Das sind dann schon Maßnahmen, die reinhauen.

Wie steht es denn längerfristig um die Finanzen, bei all den Projekten und Baustellen, die auf die Gemeinde warten?

Lechner: Alles soll natürlich im Rahmen der finanziellen Möglichkeiten umgesetzt werden, wenn möglich ohne Neuverschuldung. Beim Schulverband geht das mit der Schulsanierung nicht, da müssen wir finanzieren. Aber da gibt es gute Angebote über günstige KfW-Darlehen.

Das klingt ja zuversichtlich.

Lechner: Wenn wir nichts neues bräuchten, dann wären wir Ende 2012 schuldenfrei. Aber es werden mit Sicherheit noch Schulden dazukommen. Wenn zum Beispiel die Entwässerungsanlage in Schenkenau etwas wird, werden wir die komplette Förderung nicht rein als Zuschuss bekommen, sondern auch als zinsverbilligtes Darlehen. Das nehmen wir dann auch in Anspruch.