Wolnzach
Arbeitsintensiver Alltag

Alte Anlage fordert das Klärwerksteam über die Maßen Nun ist aber ein Ende in Sicht

12.12.2016 | Stand 02.12.2020, 18:55 Uhr

Schrauben ist Alltag für das Team vom Wolnzacher Klärwerk: Robert Springer (von links), Marko Dahlig und Karl Schwanzer sind erleichtert, dass die Sanierung der schadhaften Becken in absehbarer Zeit beginnen soll. - Foto: Trouboukis

Wolnzach (WZ) Ihre Tage sind endgültig gezählt: Wenn in einem Jahr die neue Wolnzacher Kläranlage endlich voll eingeschaltet werden kann, dann darf die über 40 Jahre alte Anlage in Ruhestand gehen. Klärwerkschef Robert Springer ist erleichtert, dass der Sanierungsplan steht: "Endlich geht es los."

Für ihn und seine Kollegen Marko Dahlig und Karl Schwanzer ist es eine eigenartige Situation. Da betreten sie jeden Tag den frisch asphaltierten Grund rund um eine nagelneue Kläranlage, die vor drei Jahren fertiggestellt wurde, aber seither niemals gelaufen ist. "Es ist schon komisch, wenn du aus dem Fenster schaust und die neuen Becken siehst, die wir noch benutzen können", so Springer gestern im Gespräch mit unserer Zeitung. Der Grund ist bekannt: Kurz vor der geplanten Inbetriebnahme der mit rund sechs Millionen Euro veranschlagten Anlage wurden in den beiden Kombinationsbecken Risse und Wölbungen entdeckt. Wie später die Sachverständigen feststellten, ist eine zu geringe Bewehrung schuld an dem Schaden. Was folgte, waren zahlreiche Gutachten, Bemessungen, Berechnungen, Ortstermine, nun aber steht das Sanierungskonzept, dessen Umsetzung im Frühjahr beginnen soll (WZ vom 10./11. Dezember).

Wenn alles gut geht, soll es im kommenden Spätherbst einen Probebetrieb und schließlich in gut einem Jahr dann die Inbetriebnahme der Kläranlage geben. Springer und sein Team sehen dem erwartungsfroh entgegen, denn der Alltag in der Kläranlage, die seit einem Jahr im Teilbetrieb neuer Technik in Kombination mit den alten Becken läuft, ist anspruchsvoll und endsprechend noch arbeitsintensiver als ein normaler Klärwerkstag ohnehin schon wäre. "Es ist schon ein großer Aufwand", sagt Springer. "Aber es läuft." Oft müssten Reparaturen durchgeführt werden, weil etliche Teile der bestehenden Anlage altersbedingt einfach an ihre Leistungsgrenze gehen.

Ein Aufwand, der nicht ungesehen bleibt: In der jüngsten Gemeinderatssitzung honorierten die Räte das Engagement des Klärwerksteams mit Applaus, wollten ein Zeichen gegenüber dem Klärwerksleiter setzen, der in dieser Sitzung selbst anwesend war. Es läuft also. Das bestätigt auch Matthias Thalmair vom Projektsteuerungsbüro Wipfler unserer Zeitung: Das Büro Wipfler begleite das Klärwerk, erfolgreich habe man Maßnahmen umsetzen können, um das Abwasser zu verbessern. Ein Problem bestehe aber, kein neues, sondern ein altbekanntes, mit dem die alte Wolnzacher Anlage bei Starkregen immer schon kämpft: mit dem Schlammabtrieb aus dem Nachklärbecken. Thalmair dazu: "Es hätte die Möglichkeit eines Zwischenpuffers gegeben, aber der Einbau wäre viel zu teuer gewesen." Weil der jetzt laufende Betrieb eine Übergangslösung sei, habe man davon abgesehen.

Apropos Kosten. Wie der vom Markt beauftragte Rechtsanwalt Thomas Berreth erklärt, fließen auch die Kosten für diese Übergangslösung - insgesamt wurden dafür rund 320 000 Euro ausgegeben - in die sogenannten Mangelfolgekosten ein. Auch sie werden also vom Markt Wolnzach gegenüber den Verursachern geltend gemacht, ebenso wie die Sanierung, die im Frühjahr beginnen soll.

Im Frühjahr wäre übrigens auch die dritte Rate fällig, die der Markt eigentlich zum 31. März 2014 erstmals einfordern wollte, dies dann aber wegen der Kläranlagenschäden bis zinslos gestundet hat. Laut Marktkämmerer Markus Rieder steht ein Gemeinderatsbeschluss, der die Einziehung der dritten Rate für den 31. März 2017 festsetzt.

Ob der Termin bleibt, ist allerdings fraglich. Rieder: "Wir werden das mit unserem Rechtsanwalt besprechen und dann dem Gemeinderat zur Entscheidung vorlegen." Sicher ist aber jetzt schon eines: Zum 31. März 2017 wird die neue Kläranlage noch nicht laufen. Schließlich soll die Sanierung ja erst im April beginnen.