Neuburg
Antworten auf zentrale Fragen

Ludwig Mödl analysiert bei der Fastenpredigt das Glaubensbekenntnis

02.04.2019 | Stand 23.09.2023, 6:29 Uhr
Erklärte in der Fastenpredigt die Zusammenhänge des Glaubensbekentnnisses: Professor Ludwig Mödl. −Foto: Böhm

Neuburg (DK) Ist der Glaube Schnee von gestern?

Oder lässt er sich in die heutige Welt hineintragen, kann man die Menschen von heute damit überzeugen? Kann der Glaube hineinwirken in die säkulare Welt, haben die Christen überhaupt noch etwas zu sagen? Der vierte Fastenprediger in der Neuburger Hofkirche, der emeritierte Pastoraltheologe Ludwig Mödl, meint: Ja. Der Glaube biete Antworten auf die existenziellen Fragen des Lebens, auf die Fragen nach dem "woher komme ich, wer bin ich, wohin gehe ich? ".

Der frühere Baringer Ortspfarrer und ehemalige langjährige Regens des Eichstätter Priesterseminars versuchte am Sonntagabend in der gut gefüllten Hofkirche, das Glaubensbekenntnis aufzudröseln. Unter dem Titel der Fastenpredigt, der letzten in der Reihe 2019, dürften sich die meisten etwas anderes vorgestellt haben als eine theologisch versierte und homiletisch anspruchsvolle Abhandlung über das christliche Glaubensbekenntnis. Mödl, der frei und ohne Manuskript predigte, analysierte die Basis des Gottesbegriffs: "Wer Gott ist, das werden wir nie begreifen. " Er sei "die Wirklichkeit hinter der Wirklichkeit". Wenn alles im Leben ausgerichtet sei "auf die Wirklichkeit", dann könne das Leben sinnvoll sein, so Mödl, "sogar das Leiden und das Absterben".

Der 81-jährige Theologe, der unter anderem Berater der Oberammergauer Passionsspiele ist, griff die Zukunftsperspektive des menschlichen Lebens auf: "Du hast bleibenden Charakter im Reich des Ewigen Gottes. " Die Frage, ob der Glaube Schnee von gestern ist, blieb dabei am Ende offen. Mödl gab vielmehr die Antwort: "Das Christentum kann der säkularen Welt eine Hoffnung geben, dass unser Menschenleben nicht eine unbedeutende Episode bleibt. " Christen dürften sich nicht ins Private zurückziehen, forderte Mödl. Wer die christliche Religion verdunsten lasse, verpasse etwas, so der Professor.

Es gebe große "Events wie Weltjugendtage oder Wallfahrten, aber die schlagen wenig durch in die Welt". Der Glaube aber sei für die Gesellschaft wichtig, er helfe "nationalistische Verengungen zu entlarven und kulturelle Weite zu finden". Für die Kirche und ihre Botschaft sei es wichtig, sich "in der Öffentlichkeit darzustellen", sich "einzumischen" und Perspektiven aufzuzeigen "hin auf die entscheidenden Fragen unseres Lebens". Stadtpfarrer Herbert Kohler bedankte sich bei Mödl für die "treffende Analyse" des Glaubensbekenntnisses - und die Gläubigen spendeten ihren Applaus.

Marco Schneider