Angedacht

30.04.2020 | Stand 02.12.2020, 11:26 Uhr
-Foto: Hammer −Foto: Hammer, Cornelia, Ingolstadt

Müssen Sie auch noch eine Menge Eiskugeln nachholen?

 

Bei mir sind es mittlerweile fast fünfzehn. Seit Mitte März konnte ich wie die meisten Leute nicht so viel unterwegs sein und habe daher weniger konsumiert. Diese allgemeine Enthaltsamkeit hat mir nicht geschadet.
Dafür aber den Besitzern von Eisdielen und Cafés. Dies gilt es möglichst bald auszugleichen.
Nun ja, Eis zu essen ist kein großes Opfer in der Krisenzeit. Es gibt noch weiteres zu tun. Das Eis ist nur ein kleines, aber besonders schmackhaftes Zeichen für einen Ausgleich: Denn es gibt diejenigen, die keine größeren Nachteile erleiden. Sie sind in diesen Zeiten privilegiert. Viele andere bangen aber um ihre Existenz, sie sorgen sich um ihre Gesundheit oder um ihre Angehörigen. Das sollten diejenigen, denen es gut geht, nicht einfach ausblenden. Sie haben Glück gehabt. Mit diesem Glück können sie nun verantwortungsvoll umgehen, Eis essen eingeschlossen.
Paulus hat einmal geschrieben: "Die Starken sollen die Schwachen tragen. " Oft denken wir gar nicht darüber nach, wenn wir stark sind. Es ist ganz natürlich, dass wir uns an das Gute gewöhnen, als hätten wir ein Recht darauf. Wenn wir dann Armut oder Unglück sehen, macht uns das zwar unruhig. Aber wie zur Beruhigung sagen wir uns dann vielleicht: "Ich habe es mir doch auch verdient. Ich arbeite ja gut an mir und meinem Leben. "
In dieser Krisenzeit wird offenbar: Es ist in erster Linie ein Glück, wenn ich hier gut hindurchkommen darf. Dann gehöre ich zu den Starken und kann helfen, die Schwachen zu tragen.
Ich finde es berührend zu sehen, wie viele Starke in diesen Monaten solidarisch handeln. Wir sind füreinander da mit tatkräftiger Hilfe, mit Spenden und moralischer Unterstützung. Durch Kaufentscheidungen. Durch Telefongespräche und kleine Überraschungen. Die Schwachen werden nicht alleine gelassen. Dafür können wir sorgen.

Pfarrer Martin Michaelis

St. Matthäus, Ingolstadt