Ingolstadt
Anbandeln übers Netz

Spotted-Seiten sind ein neuer Trend, der die Suche nach der Liebsten erleichtern soll

20.02.2013 | Stand 03.12.2020, 0:28 Uhr

Die Online-Verkuppler: Daniel Nerger und Andreas Härdl haben die Seite „Spotted: Nightlife Ingolstadt“ gegründet. - Foto: Rössle

Ingolstadt (DK) Im Club ein Mädchen gesehen, aber nicht getraut, es anzusprechen? Zu schüchtern, um den sympathischen Barkeeper nach seiner Nummer zu fragen? Eine zweite Chance, den verpassten Flirt nachzuholen, bieten die „Spotted“-Seiten auf Facebook. Sie sind der jüngste Trend im Internet.

Die Idee dahinter: Man schickt den Betreibern der Seite eine Nachricht bei Facebook. Diese veröffentlichen die Suchanzeige anonym auf der Spotted-Seite. Dann gilt es nur noch zu hoffen, dass sich der Richtige, der „gespottet“ (englisch für entdeckt) wurde, sich bei dieser Beschreibung erkennt und bei „Spotted“ meldet. So können die Betreiber den Kontakt herstellen.

Auch nach Ingolstadt ist die neue digitale Flirtwelle bereits geschwappt. Auf den Seiten „Spotted: WFI Ingolstadt“ und „Spotted: FH Ingolstadt“ suchen vor allem Studenten der beiden Hochschulen Hilfe, die in der Bibliothek oder der Mensa jemanden erspäht haben, aber nicht den Mut hatten, sie oder ihn anzusprechen. Auch für das Schulzentrum Südwest, die FOS/BOS und das Reuchlin-Gymnasium gibt es bereits Flirthilfe via Facebook.

Die Studenten Andreas Härdl und Daniel Nerger wollten auf den Trend aufspringen und gründeten Anfang Januar die Seite „Spotted: Nightlife Ingolstadt“. „Das ist uns allen doch schon mal so gegangen, dass wir beim Ausgehen jemanden gesehen haben, aber uns nicht getraut haben, ihn anzusprechen“, sagt Andreas. Auf der Seite wird unter anderem ein dunkelhaariger Blickfang aus dem Suxul gesucht. Ein anderer forscht nach seiner Tanzpartnerin mit dem „Wahnsinnslächeln“ aus dem Amadeus. Gleich vier Männer fühlten sich von „zwei hübschen Mädels“ im Mohrenkopf verzaubert und möchten mit ihnen einen Kaffee trinken gehen.

Mittlerweile haben bereits über 1100 Facebook-Nutzer auf der Seite auf „Gefällt mir“ geklickt. Den 1000. „Like“ gab es ausgerechnet am Valentinstag. „Spotted: Nightlife Ingolstadt“ ist damit die beliebteste der Ingolstädter Seiten. Der Vorreiter der Spotted-Seiten kommt aus England und Irland. Seiten wie „Spotted: On Dublin Bus“ versuchen schon länger, Passagiere zu verkuppeln. Hierzulande erreichte der Trend zuerst Universitäten, wo sich Studenten, die in der Bibliothek für Prüfungen lernen und dort tatsächlich nur schauen, aber nicht reden dürfen, damit die Zeit vertreiben. Inzwischen ist für fast jede Uni eine Spotted-Seite online.

Auch Christian und Patricia hatten den Trend mitverfolgt und waren begeistert. Weil sie die Seite nicht an ihrem eigenen Unistandort gründen wollten, wählten sie Ingolstadt aus. Jetzt können auch die Wirtschaftsstudenten der Katholischen Universität unter „Spotted: WFI Ingolstadt“ ihren Auserwählten suchen. Sie verantworten die Seite neben ihrem Studium. „Der Aufwand hält sich in Grenzen. Mit dem Handy können wir die Nachrichten in wenigen Minuten posten“, erklärt Andreas. Im Schnitt veröffentlichten sie zwei bis drei Nachrichten am Tag, an Wochenenden fünf bis zehn. „Das wird nicht so ein Pensum erreichen, dass es uns zu viel wird“, meint Daniel. Verdienen können die Betreiber damit nichts. „Ich bin da vielleicht ein Stück weit Idealist. Allein wenn ich weiß, dass ich damit jemanden zum Glück verholfen habe, macht mich das stolz“, sagt Christian.

Datenschützer sehen den Trend grundsätzlich nicht problematisch. Die Nachrichten werden anonym veröffentlicht, Profile werden erst ausgetauscht, wenn beide das Okay dazu geben. Aber es gibt auch Kritik: Häufig veröffentlichen Nutzer den Namen des vermeintlich Gesuchten direkt in den Kommentaren unter der Flirtanfrage. „Schwieriger ist es, wenn jemand nicht möchte, dass sein Name dort auftaucht und sich die Person beeinträchtigt fühlt oder beleidigt wird“, erklärt Andreas Sachs vom Bayerischen Landesamt für Datenschutzaufsicht. Die meisten Spotted-Betreiber weigern sich, Nachrichten mit Beleidigungen oder plattem Inhalt zu veröffentlichen. „Das ist schließlich eine Seite zum Kennenlernen, sie soll nicht zum billigen Datingportal verkommen“, sagt Christian. Bei Beschwerden besteht die Möglichkeit, die Betreiber zu bitten, die Nachricht zu löschen.

Ob die Seiten auch manchmal ihren Zweck erfüllen, können Daniel und Andreas schwer einschätzen: Wie oft Entdecker und Entdeckte sich tatsächlich treffen oder ob mehr draus wird, können sie nicht sagen. „Aber bei drei Profilen, die wir weitergeleitet haben, kam zumindest keine Nachricht, dass es das Falsche war.“