Ingolstadt
An Heiligabend in den Supermarkt

Edeka-Händler Frank Wendler in der Ingolstädter Innenstadt öffnet für drei Stunden

24.12.2017 | Stand 02.12.2020, 17:02 Uhr
Die letzten Besorgungen haben an Heilidabend noch zahlreiche Kunden bei Edeka Wendler in Ingolstadt erledigt. −Foto: Eberl

Ingolstadt (DK) Der Edeka-Supermarkt von Frank Wendler, der an Heiligabend als einziger in der ganzen Stadt offen hatte, wurde regelrecht überrannt.

Eigentlich müsste man das Gesetz abschaffen, dass es erlaubt, an Heiligabend das Geschäft zu öffnen, auch wenn der auf einen Sonntag fällt. Das sagt ausgerechnet der, der als einziger in ganz Ingolstadt seinen Supermarkt am Sonntag für drei Stunden geöffnet hat. Frank Wendler, Inhaber des Edeka-Supermarktes in der Theresienstraße lacht, als er von diesem Gesetz erzählt, von dem er nicht weiß, welche Lobbyisten es wann geschafft haben, dieses Passus bis heute geltendes Recht werden zu lassen. „Aber wenn ich auf machen darf, dann mache ich auf“, sagt der engagierte Händler, „und wenn es erlaubt wäre, jeden Tag bis 22 Uhr zu öffnen, würde ich auch das tun.“

Er wurde massiv angefeindet für seine Entscheidung, heute seinen Laden zu öffnen. Vor allem von den Gewerkschaften und den üblichen Verdächtigen. Und das, obschon die Angestellten, die Heiligabend arbeiten, das freiwillig tun. „Ich habe keinen gezwungen“, so Wendler. Die Kunden geben ihm Recht. Sein Laden wurde seit 10 Uhr nahezu überrannt und die Last-Minute-Einkäufer haben keinerlei Verständnis, warum es verwerflich sein sollte, an Heiligabend – wie übrigens jedes Jahr – noch die letzten vergessenen Dinge einkaufen zu können.

Schon draußen auf der Straße stapeln sich die Autos im ganzen Viertel und deuten darauf hin, wie es bei Edeka-Wendler wohl zugehen muss. Und das tut es. Am Eingang stehen Trauben von Menschen. Eine Gruppe von Männern hat sich direkt an der Glastür positioniert. Mit Nikolausmützen, die auf den ersten Blick zu dem Trugschluss führen: Weihnachtsmänner? Das kann nur die Gewerkschaft sein. Ist es aber nicht, sondern ein Abiturjahrgang 1988 des Reuchlin Gymnasiums.

„Die Menschen stimmen mit den Füßen ab“, sagt Wendler, der gar nicht hinterherkommt, den Kunden zu zeigen, wo sie welches Produkt finden. Was ein Beleg dafür ist, dass heute nicht nur die Stammkunden die drei Stunden für einen Einkauf nützen, sondern auch Kunden aus der ganzen Stadt und den Ortsteilen. Schließlich ist dieser Edeka-Markt die einzige Möglichkeit für einen Einkauf. Ein voller Erfolg, für die Kunden und für Wendler, der lächelnd eingesteht, dass seine Frau eigentlich dagegen war, den Supermarkt heute aufzumachen. Und dass er das Gesetz, das dies erlaubt, eigentlich bescheuert findet. Doch der Sturm auf sein Geschäft zeigt: so wirklich bescheuert ist es gar nicht.