München
Amore Minga

Große Show: Wanda aus Wien in München

01.03.2020 | Stand 23.09.2023, 10:58 Uhr
Wanda-Sänger Michael Marco Fitzthum in München. −Foto: Prager

München - "Manchmal geht sich alles aus", heißt eine Textzeile im Wanda-Hit "Ciao Baby". Und das passt perfekt auf den triumphalen Auftritt der Wiener Rocker in München, die sich nicht - wie man vielleicht glauben könnte - nach dem Kultfilm "Ein Fisch namens Wanda" von Monty-Python-Legende John Cleese benannt haben.

 

Inspiration hierfür war vielmehr die ebenfalls aus Wien stammende Zuhälterin Wanda Kuchwalek. Nachdem sich die Band in den letzten Jahren über Clubs wie das Backstage, große Hallen wie das Zenith und die Musikarena auf dem "Tollwood" nach oben gearbeitet und gerockt hat, ist man jetzt mit der Olympiahalle in Münchens größter Arena angekommen, die mit rund 10500 Fans fast ausverkauft ist.

Die Freude über das Erreichte ist Sänger Michael Marco Fitzthum und seinen Jungs deutlich anzumerken. Auch der Supportact Das Moped freut sich über die große Kulisse, bringt mit keyboardlastigem Indie-Pop aber nur bedingt Stimmung in das riesige Auditorium. Ganz anders Wanda. Schon während die Band hinter einem großen Vorhang mit der Aufschrift "Amore" nach dem 2014er-Debütalbum den Hit "Bussi Baby" anstimmt, singt die Halle lauthals mit. Der Vorhang ist dabei so ziemlich der einzige optische Effekt des Abends, denn es gibt weder Konfetti noch Feuer und auch die Lightshow ist eher unspektakulär. Selbst die zwei großen Videoleinwände an den Seiten hätte es nicht gebraucht, denn heute geht es tatsächlich in erster Linie um die Musik.

Starke Songs wie das an David Bowies "Heroes" erinnernde "Weiter, weiter" - in der Umbaupause läuft bezeichnenderweise nur Bowie vom Band - oder "Gib mir alles" mit Streicher- und Saxofonverstärkung. Fitzthum und Co. rocken, als würden sie in einem Club spielen, was die Performance so authentisch und ansprechend macht. Der Sänger in unprätentiöser Lederjacke geht dabei immer wieder an den Bühnenrand, stellt einen Fuß auf die Monitorboxen und greift beidhändig das Mikro. Zu den wenigen nicht immer originellen Ansagen meint er augenzwinkernd: "Wir saufen viel weniger als früher, deswegen sind die Zwischenansagen viel schlechter. " Sind sie aber gar nicht unbedingt, sondern aufrichtig und herzlich, wenn es heißt "Minga, wir haben so viel erlebt mit dir".

Und die Amore beruht offensichtlich auf Gegenseitigkeit, denn die Olympiahalle feiert Wanda richtig ab. Gelegentlich kommt etwas Rauch zum Einsatz, aber der ist keineswegs um das sprichwörtliche Nichts, sondern ganz im Gegenteil. Wanda haben musikalisch enorm Substanz und ein Stück wie "Gerda Rogers" atmet im positivsten Sinne den Geist von "Sgt. Pepper's Lonely Hearts Club Band" von den Beatles. Dank ruhigerer Nummern wie "0043" gibt es auch besinnliche Momente und immer wieder bringen Cello und Violine etwas Ruhe ins Spiel. Aber natürlich wird meist gerockt. Wie etwa mit dem 2014er-Gassenhauer "Bologna". Zwei Stunden lang verausgabt sich die 2012 in Wien gegründete Formation, und ihr Frontmann schüttelt immer wieder ungläubig den Kopf: "Ich bin sprachlos. " Mit "1, 2, 3, 4" geht schließlich ein starker Abend fast etwas zu früh zu Ende. Wanda und Minga - das passt!

DK

Martin Buchenberger