Ambitionen auf Landratsamt? Michael Kreichauf gibt Vorsitz des CSU-Ortsverbandes Thalmässing ab

03.08.2021 | Stand 23.09.2023, 20:08 Uhr
Freundschaftliche Stabübergabe: Michael Kreichauf gratuliert Johannes Mailinger nach dessen Wahl zum neuen CSU-Vorsitzenden. −Foto: Luff

Thalmässing - Michael Kreichauf erlebt gerade den Höhepunkt seiner - obwohl er erst 47 Jahre alt ist - langen politischen Karriere.

Der CSU-Chef und stellvertretende Bürgermeister in Thalmässing führt zurzeit die Amtsgeschäfte des erkrankten Gemeindechefs Georg Küttinger (TL). So viel Macht hatte er noch nie, seit er 1996 als junger Mann in den Marktgemeinderat gewählt worden ist. Den Fraktionsvorsitz der Christsozialen dort übt er sowieso seit vielen Jahren aus. In dieser Situation legt er die Verantwortung für den Ortsverband in jüngere Hände. Johannes Mailinger (37) übernimmt den Vorsitz.

Für Außenstehende kommt es einigermaßen überraschend, was am Montagabend in Alfershausen passiert. Nicht aber für Kreichauf und Eingeweihte in der CSU. Er habe diesen Schritt intern schon angekündigt, bevor er sich bereiterklärt hatte, den Bürgermeistervize zu machen, erzählt Kreichauf. Denn es sei abzusehen gewesen, dass dieser Posten - neben dem stellvertretenden CSU-Kreisvorsitz und dem stellvertretenden Fraktionsvorsitz im Kreistag - Zeit kosten werde. Zeit, die der Chef einer Tiefbaufirma eigentlich nicht hat. Nur weil wegen der Corona-Pandemie keine Versammlung habe stattfinden dürfen, trete er erst jetzt ab, so Kreichauf. Nach mehr als 14 Jahren.

Gleichzeitig betont er, weiterhin politisch aktiv sein zu wollen. Er denke nicht daran, andere Posten abgeben zu wollen, selbst im Ortsverband bleibt er als Beisitzer dem Vorstand erhalten. Kreichauf weiß, dass die CSU auf ihn setzt, bei der jüngsten Kreistagswahl fuhr er mit 28270 die viertmeisten Stimmen ein - Ergebnis seines langen Engagements. Übertroffen wurde es vom Fraktionsvorsitzenden Udo Weingart sowie von Ralph Edelhäußer und Volker Bauer; der eine will in den Bundestag, der andere ist im Landtag. Da liegt es in der Natur der Sache, dass Kreichauf als möglicher Kandidat für den Landratsposten gilt, zumal Amtsinhaber Herbert Eckstein (SPD) wahrscheinlich nicht wieder antreten wird. Die nächste reguläre Wahl ist 2023. "Gespräche laufen", sagt Kreichauf hierzu, "nach allen Seiten. " Ein Dementi klingt anders.

Etwa so wie bei Johannes Mailinger, dem jüngeren der beiden Hoffnungsträger der Thalmässinger CSU. Er lacht lauthals los: "Landrat? Das kann ich kategorisch ausschließen. " Zumindest vorerst wird sich der Kreis demnach nicht schließen, immerhin war Johannes' Vater Hugo Mailinger 1993 der letzte CSU-Kandidat, der Herbert Eckstein ernsthaft gefährden konnte. Bei seiner ersten Wahl zum Kreischef setzte dieser sich mit 51,4 Prozent der Stimmen in der Stichwahl hauchdünn gegen den Verwaltungsjuristen Hugo Mailinger durch, der später bei einem Autounfall ums Leben kam. Er und seine Frau hätten ein einjähriges Kind, sagt der heute 37-jährige Sohn. Eine solche Kandidatur "wäre ja ein Trennungsgrund", scherzt er breit grinsend.

Nein. Zwar werde er in jüngster Zeit schon von Bürgern nach seinen Ambitionen gefragt, aber diese Fragen bezögen sich eher aufs Bürgermeisteramt. Für ihn verbieten sich in der Situation Küttingers derlei Spekulationen, "zum jetzigen Zeitpunkt verschwende ich keinen Gedanken daran".

Dass man in Thalmässing irgendwann aber wieder einen Bürgermeister der Schwarzen sehen will, klingt an diesem Montagabend bei mehreren Rednern an, unter ihnen Edelhäußer und Bauer. Mit zwei Kommunalwahlen ist auch Kreichaufs Vita als Ortsvorsitzender eng verknüpft: Kurze Zeit, nachdem er den Posten 2007 übernommen hatte, passierte nämlich das eigentlich Undenkbare: Der CSU-Kandidat Maximilian Schneider scheiterte 2008. Ein Nackenschlag für den jungen Chef des Ortsverbandes; er brauchte ein bisschen Zeit, um sich davon zu erholen. Urplötzlich war der stets umgängliche Kreichauf, zuvor elf Jahre Vorsitzender der damals noch existenten Jungen Union in Thalmässing, der sich für den örtlichen Jugendtreff "Die Loge" engagiert, und das beispielgebende Thalmässinger Jugendkonzept ins Zeug gelegt hatte, deutlich weniger jovial.

Der Schmerz ging, das Engagement blieb. Die CSU raufte sich alsbald mit Küttinger zusammen, verzichtete 2020 auf einen eigenen Kandidaten, Kreichauf machte den Bürgermeistervize. Diese bis dato letzte Kommunalwahl rangiert in den Top Ten seiner persönlichen Highlights der Zeit als Ortsvorsitzender oben, wie er in einer kurzen Rückschau sagt. Getoppt lediglich von Markus Söders Besuch bei der Thalmässinger CSU im September 2017.

Die jüngste Wahl rangiere nicht nur deshalb so weit vorn, so Kreichauf, weil die CSU nach einer Pause wieder stärkste Fraktion im Marktrat geworden war, sondern auch, weil es im Team einfach gepasst habe. Mailinger, der schon im Jugendtreff einst in die Fußstapfen Kreichaufs getreten ist, habe sich zu einer treibenden Kraft entwickelt und sei nun auch in der Partei "ein hervorragender Nachfolger", der vielleicht sogar "progressivere Ideen entwickeln" könne als ein stellvertretender Bürgermeister.

Es sei der richtige Zeitpunkt abzutreten, zitierte Kreichauf Ex-Nationalspieler Philipp Lahm, selbst wenn er - wie dieser 2014 - noch relativ jung sei. "Es war mir eine Ehre", verabschiedet er sich von den Mitgliedern, "ich habe es gerne gemacht. " In den Applaus hinein stellt Kreichauf aber auch klar: "Ich bin noch da. Ich habe nicht vor, demnächst die bronzene Raute zu erhalten. " Die gibt es erst nach der Karriere. Wo die aber noch hinführt, ist bei Michael Kreichauf offen.

HK

Volker Luff