Eichstätt
Am Rand des guten Lebens

Das Musikdrama "Oasen der verwüsteten Kinder" thematisiert philippinische Lebensrealitäten - Aufführung am Samstag

29.05.2018 | Stand 02.12.2020, 16:20 Uhr
Bei seinen Aufenthalten auf den Philippinen konnte Theologe Engelbert Groß (hinten rechts) sich auch einen Eindruck von der Lebenssituation der indigenen Volksgruppe der Aetas machen, die seit einigen Jahren in den fairen Handel von Mangos der Fairtrade- und Kinderschutzorganisation Preda unter Leitung von Pater Shay Cullen integriert sind. −Foto: Foto: privat

Eichstätt (ddk) Bereits 2016 richtete der Eichstätter Theologe Engelbert Groß in seinem Buch "Oasen der verwüsteten Kinder" seinen Blick auf die brutale Wirklichkeit in Kindergefängnissen und Kinderprostitution sowie der in existenziellen Nöten lebenden Indigenen auf den Philippinen.

Nun hat der engagierte Priester in Zusammenarbeit mit Steven Heelein, Komponist und Professor an der Hochschule für Kirchenmusik Bayreuth, Texte aus seinem Buch in ein eigenständiges Musikdrama umgearbeitet.

Am Samstag, 2. Juni, findet die Uraufführung des neuen Musikdramas in der Pfarrkirche Sankt Johannes in Rebdorf/Eichstätt statt. "Oasen der verwüsteten Kinder" lautet auch der Titel dieses Dramas, das nicht die Gestalt eines Schauspiels hat, sondern in Form einer Komposition für Sprecher und Instrumentalisten aufgeführt wird. Kooperationspartner des Dramas sind dabei das Forschungsprojekt "Laudato si - die päpstliche Enzyklika im Diskurs für eine Große Transformation" der KU Eichstätt-Ingolstadt und der Vereinigung Deutscher Wissenschaftler e. V. sowie die Fakultät für Soziale Arbeit; die Schirmherrschaft für das außergewöhnliche Musikdrama hat Oberbürgermeister Andreas Steppberger übernommen.

Noch nie hat sich der emeritierte Professor Engelbert Groß, "Eine-Welt"-Religionspädagoge und Autor vieler Bücher, gescheut, Tabuthemen und Peripherien der Gesellschaft aufzugreifen und mit kritischem Blick zu beleuchten. 2014 machte er sich bereits mit seiner Kammeroper "Lieder der Müllbergkinder", die sich ebenfalls der harten Lebensrealität vieler philippinischer Kinder widmete, einen Namen. Die Eindrücke von zahlreichen Aufenthalten auf den Philippinen, insbesondere in den Preda-Kinderheimen von Eichstätter Shalom-Preisträger Pater Shay Cullen (2017), haben ihn nicht mehr losgelassen.

Die prekären Lebenswelten von Kindern jetzt in einem neuen Musikdrama zu verarbeiten, darin sieht Groß eine wichtige Aufgabe sowohl der Theologie als auch der Kunst: "Sie unterstehen meiner Ansicht nach dem Ziel, waltende soziale, politische, ökonomische und religiöse Kräfte kritisch aufzudecken, um eben dann intervenieren zu können. Theologie muss das. Sie kann das. Und Kunst kann ihre engagierte kompetente Mitstreiterin sein. "

Das neue Musikdrama, für das der bekannte Komponist und Kirchenmusiker Steven Heelein die Musik geschrieben hat, will nach Aussage von Groß an die "akuten Peripherien des guten Lebens gehen, um diese Welten zu berühren und folgenreich zu tangieren". Es sind die Welten der Kindergefängnisse, der Kinderprostitution und der Verelendung indigener Mitmenschen, die, so der rührige Autor und Priester, eine Art Vergrößerungsglas bilden, das dazu tauge, an der herrschenden Plage Gleichgültigkeit und am wirksamen Egoismus in Gesellschaft, Politik und Wirtschaft zu zündeln. Der Schmerz, den seine Erfahrungen in philippinischen Kindergefängnissen und Rotlichtmilieus hinterlassen habe, wo unzählige Jungen und Mädchen in unvorstellbaren Bedingungen vegetierten, trage eine wichtige Botschaft in sich, so Groß: "Kunst und Theologie dürfen bei den Menschen auf keinen Fall zu der allgemeinen Ermüdung an gesellschaftlichen Themen beitragen. Sie müssen deutlich machen, wie unsere Welt ist und wie sie sein könnte. "

Das neue Musikdrama, so hoffe er, soll dazu beitragen, in die weltweite Verwüstung von Kindern, von Jugendlichen und Indigenen aller Art hinein eine alternative Zukunft und gegenüber den harten Wirklichkeiten eine humane Haltung zu entwickeln sowie den Mut zu finden, in das dramatische Dasein vor der Tür unseres unbekümmerten Lebens einzugreifen.

Der Eintritt zum Musikdrama "Oasen der verwüsteten Kinder" am Samstag, 2. Juni, 19.30 Uhr in der Pfarrkirche Rebdorf, ist frei. Spenden sind willkommen.