Breitenbrunn
Am oberen Ende der Belastungsgrenze

BLLV-Kreisverband sucht Unterstützung bei Finanzminister Albert Füracker

12.02.2020 | Stand 02.12.2020, 11:58 Uhr
Die Vertreter des BLLV Kreisverbandes geben Albert Füracker ihre Forderungen mit auf den Weg nach München. −Foto: Sturm

Breitenbrunn - Die Lehrer im Landkreis Neumarkt sind enttäuscht von dem Maßnahmenpaket, das Kultusminister Michael Piazolo (FW) angekündigt hat, um dem akuten Lehrermangel entgegenzuwirken.

Deswegen trafen sich jetzt Vertreter des Kreisvorstandes des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbandes (BLLV) in Breitenbrunn zu einem Gespräch mit Finanzminister Albert Füracker (CSU).

Füracker, der auch der Stimmkreisabgeordnete der Christlich-Sozialen im Kreis Neumarkt ist, war zu einer Wahlveranstaltung im Sportheim in Breitenbrunn. Das nutzte der BLLV-Kreisverband, um das Gespräch mit dem Finanzminister zu suchen, der ja letztendlich das Geld für die geplanten Neuregelungen bereitstellen muss. Bei der Diskussion ging es den Lehrkräften nicht primär um die Unterrichtsstunde, die Grundschullehrer ab nächstem Schuljahr mehr arbeiten sollen und auch nicht um die Einführung eines Arbeitszeitkontos. Beides würde man bewältigen, hieß es. Was den Lehrern fehlt, sei vor allem die Wertschätzung gegenüber ihrer Arbeit.

Der Kreisvorsitzende Albert Semmler, dessen Stellvertreterinnen Elisabeth Plankl und Maria Pfeiffer sowie die Vorstandsmitglieder Christine Fersch, Kerstin Menzl und Christiane Vatter-Wittl erinnerten Füracker an ein ähnliches Gespräch im Kreisverband, an dem der Minister vor zwei Jahren teilgenommen hatte. Bereits da sei es um die Sicherung der Unterrichtsversorgung und Bildungsqualität gegangen.

"Damals bestand für den Minister, wie auch den Großteil des Landtages die begründete Aussicht, dass die Unterrichtsversorgung bis 2027 gesichert sei", hieß es jetzt in einer Stellungnahme des BLLV. Dass die damals beschlossenen Maßnahmen nicht ausreichen werden, zeige sich mittlerweile deutlich. Semmler führte mit der Inklusion, der Integration, der Evaluation, dem Übertritts-Druck in der Grundschule und dem erheblichen Mehraufwand bei den Zeugnissen nur einige Aufgaben an, welche die Lehrer in Bayern zu stemmen hätten. Hinzu komme die Mehrarbeit bei Vertretungsstunden, die Einarbeitung von Zweitqualifikanten aus anderen Schularten, sowie verhaltenskreative und immer förderbedürftigere Kinder. "Möchten Sie mehr Stunden arbeiten, dafür weniger Geld bekommen, bei erschwerten Rahmenbedingungen? ", stellte Semmler in den Raum. "Unsere Belastungsgrenze ist erreicht! " Wie der BLLV mitteilte, zeigte sich Füracker aufgeschlossen für konkrete Vorschläge der Lehrerseite, die sich aber schnell umsetzen lassen müssten.

Füracker betonte aber auch, dass er die Forderung nach einer höheren Eingangsbesoldung für die Grund- und Mittelschullehrer nicht unterstützen könne. Eine solche Erhöhung ziehe auch die anderen Gruppen zwangsläufig nach sich. Die gesamten Mehrkosten seien schlichtweg nicht finanzierbar. 2019 sei zudem schon die erste Stufe bei den Eingangsbesoldungen gestrichen worden, so dass gerade jüngere Lehrerinnen und Lehrer am Anfang direkt mehr Geld in der Tasche hätten. Die Lehrkräfte gaben Füracker weitere, aus ihrer Sicht sehr sinnvolle, Vorschläge mit auf den Weg. Zum einen sollten Vertretungsstunden, wie an Realschulen und Gymnasien üblich, ausbezahlt werden können. Christine Fersch und Elisabeth Plankl plädierten für einzelne Stundenkürzungen in den dritten und vierten Klassen. Mit solchen Entschlackungen der Stundentafeln wäre aus ihrer Sicht bereits viel geholfen. Auch an der Mittelschule könne einiges umgesetzt werden, hier werde zum Beispiel bereits das neue Fach Informatik eingeführt, allerdings fehlten die ausgebildeten Lehrkräfte.

Durch die angespannte Unterrichtsversorgung könnten sich diese aber auch nicht adäquat fortbilden. Andererseits werde man in diesen Zeiten, in denen die Belastungen eh schon hoch sind, zu anderen Fortbildungen verpflichtet. Kerstin Menzl schlug vor, besonders an die Fach- und Förderlehrer zu denken. Die hätten eine kürzere Ausbildungszeit und könnten schneller zur Verfügung stehen. Allerdings gehe es auch bei dieser Personengruppe um eine bessere Besoldung. Christiane Vatter-Wittl forderte den Minister auf, auch einmal darüber nachzudenken, Anreize für die jungen Kollegen zu schaffen, beispielsweise mit Beförderungsämtern, die auch für die Berufsanfänger erreichbar wären. So könne man wieder mehr Studenten für das Lehramt begeistern.

Elisabeth Plankl appellierte am Ende noch einmal an den Politiker: "Gehen Sie in die Geschichte ein mit einer Bildungspolitik, die das Staatsdenken aus den letzten Jahrhunderten überwindet, die längst überfällige Maßnahmen umsetzt und alle Lehrer gleichstellt. "

swp