Ingolstadt
Am Haken

Abschleppaktion in Friedrichshofen: Wie ein Unternehmer im Verkehrsgewühl gute Geschäfte macht

10.05.2013 | Stand 03.12.2020, 0:09 Uhr

Drohkulisse: „Wir stehen gut sichtbar auf dem Parkplatz“, betont Abschleppunternehmer Josef Haberstroh, und zumindest am Freitagmittag, als der DK-Fotograf das Norma-Grundstück an der Friedrichshofener Straße ablichtete, traf das auch zu. Etwa 25 Autos von Langzeitparkern will Haberstroh im Laufe der Woche hier an den Haken genommen haben. Bei den betroffenen Fahrern ist die Empörung natürlich groß - Foto: Rössle

Ingolstadt (DK) Das Umfeld des Audi-Rings ist für Langzeitparker ein gefährliches Pflaster. Seit einer Woche spüren das nun auch Autofahrer auf dem Norma-Parkplatz an der Friedrichshofener Straße.

Dort sorgt Abschleppunternehmer Josef Haberstroh für Angst und Schrecken – und ist dabei rechtlich kaum angreifbar. Dass Verbrauchermärkte die Parkzeit auf ihren Stellflächen begrenzen und auch nur von ihren eigenen Kunden genutzt wissen wollen, ist nicht neu. Dass die auf Hinweisschildern angedrohten Abschleppmanöver dann auch tatsächlich stattfinden, ist allerdings längst nicht sicher. Seit im vergangenen Sommer der Mitnahmemarkt Roller beim Westpark dann doch mal Ernst machte, ist das stundenlange Abstellen von Pkw auf Geschäftsgrundstücken dort und bei den angrenzenden Märkten mit deutlich höherem Risiko behaftet. Bei der Norma jedenfalls geht es jetzt seit einer Woche zur Sache – im Auftrag der Geschäftsleitung, wie die Fürther Firmenzentrale dem DK bestätigt hat.

Wie schon bei Roller wieder mit im Bunde: Abschleppunternehmer Josef Haberstroh, inzwischen in Reichertshofen beheimatet, nach wie vor aber offenbar im Ingolstädter Verkehrsgewühl besonders gerne unterwegs. Bei der Norma hat er nach eigener Auskunft seit Freitag voriger Woche „etwa 25 Autos“ abgeschleppt – Kostenpunkt für die Betroffenen in der Regel 220 Euro.

Aufregung hat es darum schon genug gegeben. Zahlen mussten aber offenbar alle, denn Haberstroh hat sich, gestählt durch allerlei gegen ihn angestrengte Ermittlungen und Verfahren, inzwischen nach eigenen Angaben in alle Richtungen abgesichert: Er hat einen offiziellen Auftrag und er hat – wiederum nach eigenen Worten – inzwischen auch eine amtliche Inkassoberechtigung sowie die Zulassung für Abschleppvorgänge, die nicht als Pannenhilfe interpretiert werden können. Die juristischen Scherereien mit Behörden, die ihm vormals das Handwerk legen wollten, hat der Unternehmer offenbar gut weggesteckt. Haberstroh: „Die Polizei wollte mir was, Staatsanwälte haben gegen mich ermittelt – es ist alles eingestellt worden.“

Inzwischen verweist der findige Unternehmer gerne und oft auf Urteile des Bundesgerichtshofs, die seine Art von Parkraumbewirtschaftung angeblich rechtfertigen: Schon ab 30 Minuten überzogener Parkzeit könne er bei entsprechendem Auftrag durch den Grundstücksbesitzer oder Pächter tätig werden. Sein Pfandrecht auf abgeschleppte Fahrzeuge, so versichert er, setze er auch durch, wenn ein Autofahrer mal seinen Wagen auf eigene Faust wiederfinde und ohne Bezahlung davonfahre: „Ich habe jetzt Münchner Anwälte.“

Ein Betroffener, der zwar anstandslos gezahlt hat, weil er seinen Wagen tatsächlich auf dem Norma-Parkplatz abgestellt hatte, ohne dort Kunde gewesen zu sein, fühlt sich dennoch schikaniert. Als sein Pkw am Samstag vor einer Woche zur Mittagszeit abgeschleppt wurde, sei das Supermarktgelände gähnend leer gewesen, klagte der Mann gegenüber dem DK und belegte das auch mit einigen Fotos.

Bei der Firma Norma heißt es, man sei auf ausdrücklichen Wunsch der Stammkunden tätig geworden, die zu gewissen Zeiten vor lauter Dauerparkern kein Land mehr gesehen hätten. Dass es rund um den Westpark und entlang der Friedrichshofener Straße viele Fehlbelegungen auf Kundenparkplätzen gibt, ist ohnehin altbekannt. Allein das Heer der Angestellten aus den dortigen Geschäften sucht täglich nach Stellflächen und blockiert dabei auch Kunden. Solange hier ein Großteil unbedingt mit dem Auto zur Arbeit fahren will oder muss, wird das auch so bleiben.