Alte Rinde fasziniert Archäologen

15.10.2009 | Stand 03.12.2020, 4:35 Uhr

Unterhalb des Antoniberges bei Stepperg führten die Römer die 550 Meter lange Holzbrücke über die Donau. Im Süden am Stätteberg (Vordergrund) stand ebenso wie am Antoniberg eine Wachstation. - Foto: r

Stepperg (r) Die Taucharchäologen bleiben den Geheimnissen der Römerbrücke auf der Spur. Vor wenigen Tagen entdeckten Marcus Prell und Michael Böhm an Pfeiler zwei in der Donau unterhalb des Stätteberges Unterhausen neue Querhölzer der gut 1800 Jahre alten Brücke.

"Wir bringen es auf 90 Holzbefunde an Pfeiler zwei", berichtet Marcus Prell von der neuesten Exkursion. Die Donau führte besonders im September 2009 wieder extrem wenig Wasser und bot am Flussgrund gute Sicht. Die Stepperger Römerbrücke ruhte nur in zwei Meter Tiefe.

Die beiden Taucharchäologen aus Neuburg und Burgheim wollen dem hochinteressanten Relikt der Heimatgeschichte natürlich weiter auf den Grund gehen, doch das Landratsamt Neuburg genehmigte wegen Vogelschutz wieder nur zehn Tauchtage.

Dabei peilen Böhm und Prell einen Punkt an, der alle Denkmal- und Römerforscher elektrisiert: Die Taucher entdeckten einen Pfahl im Donaukies, der noch von Baumrinde umgeben ist. Dieses Holz könnte – über dendrochronologische Analyse – exakt über das Fälldatum des Baumes Auskunft geben. Die Taucher versuchen nun, mit einer einfachen Fuchsschwanzsäge ein Holzstück abzusägen. Das Landesdenkmalamt hat zugestimmt.

Die bisherigen Dendro-Bestimmungen hatten als Fälldatum das Jahr 150 nach Christus ergeben – mit einer Abweichung von zehn Jahren plus oder minus. Ein Pfahl mit Rinde war an der Stepperger Römerbrücke noch nie geborgen worden. "Es wäre die bisher einmalige Chance, der Erbauungszeit der Brücke näherzukommen", schätzt Marcus Prell.

Nach bisherigem Stand haben die Römer die über 500 Meter lange strategisch sehr wichtige Donauquerung unter Kaiser gebaut und bis zu den Alamannenüberfällen 230 nach Christus gehalten. Die Brückenbauer verwendeten vermutlich die Reste der Keltenbrücke.

Ungeklärt bleibt die Frage, ob die Römerbrücke aus Stein oder Hölzern gebaut war. Für Marcus Prell kommt nur eine Holzkonstruktion in Frage: "Steine oder ähnliche Bauteile haben wir noch nicht gefunden". Dagegen schlummern im Donaugrund "gigantische Holzkonstruktionen". Die Balken seien mit raffinierter Technik miteinander verbunden.

Die tauchenden Archäologen hängen bei ihren Aktion quer in der Flusströmung. An die metertief im Boden ruhenden Hölzer kommen die Taucher nicht heran: "Wir kratzen nur an der Oberfläche". Für 2010 planen Prell und Kollegen die Installation eines Messrahmens aus Metall, um den reichhaltigen Pfeiler zwei exakt zu erfassen. Außerdem wollen sie zum Antoniberg einen Spezialisten schicken, der mit moderner Technik eine 3D-Flusssonarkarte erstellt.

In erster Linie aber gehe es um einen Erosionsschutz der Pfeiler etwa mit Drahtnetzen. Der Donaustrom nagt an den römischen Hölzern, vor allem Hochwasser reissen Sedimente und Material mit sich. Im Laufe der Jahre erodierte der Fluss die Jahresringe der Pfähle ab und spitzte sie zu. Aus diesem Grund versuchen die aktiven Taucher ihr Wissen über die Stepperger Brücke zu erweitern, bevor die Natur noch weniger übriglässt.