Geisenfeld
"Als wären wir hier alles Deppen"

Nach Günter Böhms Angriffen im USB-Blatt gegen CSU und FW fliegen im Stadtrat die Fetzen

24.01.2014 | Stand 02.12.2020, 23:10 Uhr

Geisenfeld (GZ) Josef Alter (FW), seit 41 Jahren im Stadtrat, ist „froh, wenn es in ein paar Wochen vorbei ist“. Denn so ein Klima wie derzeit hat er „noch nie erlebt“. In der Tat flogen in der Ratssitzung am Donnerstag die Fetzen. Auslöser: die Aussagen Günter Böhms in der jüngsten „Aufwind“-Ausgabe.

Seit Mitte der 1990er Jahre ist der Geisenfelder Stadtrat im Vergleich zu den Gremien in so manch anderer Landkreisgemeinde fast so etwas wie eine Oase der Harmonie. Böse oder gar gehässige Worte in Richtung des politischen Gegners sind die grobe Ausnahme. Und auch die Sitzung am Donnerstag plätscherte ohne wahlkampftypische Empfindlichkeiten so vor sich hin – bis zum letzten Tagesordnungspunkt. Denn den nutzte UL-Stadtrat Franz Wittmann, der im März nicht mehr antreten wird, für eine ganz besondere „Anfrage“.

Diese betraf die Äußerungen von Günter Böhm in der jüngsten Ausgabe der USB-Postille „Aufwind“, die schon in den jüngsten Wahlversammlungen von CSU und UL auf harsche Kritik gestoßen waren. Wie berichtet, hatte der USB-Chef den Fraktionen von CSU und FW „sechs Jahre Unauffälligkeit und Blockadepolitik\" attestiert. Deren Bürgermeisterkandidaten würden sich nun, so Böhm, „im Wahlkampf zusammenrotten“ und „fieberhaft nach großen Versäumnissen suchen, . . . , um so von ihren eigenen Unzulänglichkeiten abzulenken“.

Es sei „einfach unerhört, sich derart „beleidigend und abwertend“ über seine Stadtratskollegen zu äußern, wetterte Wittmann, und deshalb habe er nun an den Bürgermeister eine Frage: „Sind Sie mit diesem Inhalt einverstanden oder wollen Sie sich davon distanzieren“

Staudters Antwort: „Ich bin für das verantwortlich, was ich selbst sage oder schreibe, und ich war in der jüngsten Aufwind-Ausgabe sehr moderat.“ Es komme ihm, Staudter, auch nicht zu, Zensur zu üben – weder an dem, was Günter Böhm sagt, noch an den „nachweislich falschen Vorwürfen von Hans Kuffer an meine Adresse in Sachen Außenstelle Landratsamt“ (der UL-Vorsitzende hatte dem Rathauschef vorgeworfen, „für Geisenfeld zu wenig Werbung gemacht zu haben“). Im Übrigen, so Staudter in Richtung Wittmann, „haben Sie selbst auch das eine oder andere Mal kräftig ausgeteilt – und wer austeilt, muss halt auch mal einstecken können“.

Und Günter Böhm selbst? Der erklärte in eisigem Ton, „dass ich mir auch in Zukunft von niemandem kritische Worte, wie sie in einer Demokratie halt auch üblich sind, verbieten lasse“. Wer solcherlei Kritik als Beleidigung verstehe, „der ist vielleicht im falschen Gremium“, so der USB-Chef.

Dies wiederum wollte der FW/CDG-Fraktionsvorsitzende Erich Erl so nicht stehen lassen. Sicherlich treibe „der Wahlkampf manchmal seltsame Blüten“, räumte er ein, doch hier gehe es „um die Herabwürdigung eines gesamten Gremiums“ – von Leuten, „die sich alle ehrenamtlich engagieren, um parteiübergreifend das Beste für ihren Heimatort zu erreichen.“

Böhm erwecke mit seiner Wortwahl den Eindruck, „als seien wir hier alles Deppen“, wetterte der Bürgermeisterkandidat der Freien Wähler. „Wenn das der neue Umgangston ist, dann sehe ich für die nächsten sechs Jahre keine Basis mehr für eine vernünftige Zusammenarbeit\", schloss Erl unter dem Applaus der beiden Fraktionen von CSU/UL und FW/CDG.