Adrenalinschub im abschüssigen Gelände

19.08.2020 | Stand 02.12.2020, 10:44 Uhr

Großmehring - Klaus Hofmockel hat die Ruhe weg.

Der 54-Jährige schaltet gemächlich in den ersten Gang und zuckelt mit seinem unverwüstlichen Gefährt einen atemberaubend steilen Hang hinauf. "Das Schöne dabei ist, dass man nur noch den Himmel über sich sieht", sagt er und gibt vorsichtig Gas. Wenige Sekunden später - und schon hat Hofmockel den Hügel mit einer Steigung von rund 45 Grad gemeistert. Er lächelt und fährt weiter auf dem unwegsamen Areal.

Was manchem Zeitgenossen die Schweißperlen auf die Stirn treiben würde, ist für den Nürnberger eine leichte Übung. Schließlich ist Hofmockel schon über drei Jahrzehnte mit seinen Geländewagen auf allen möglichen Pisten in ganz Europa unterwegs. Seit Juni 2016 betreibt er den Offroad-Park bei Großmehring. Tausende von Hobbyfahrern haben den anspruchsvollen Parcours mit allen möglichen Auffahrten, abschüssigen Wegen, Verschränkungspassagen, Wasserlöchern und Gräben mittlerweile gemeistert.

Hofmockel ist überzeugt von seinem Konzept: "Der Offroad-Park bietet allen Geländefahrern ideale Möglichkeiten. Er ist ein Versuchsareal für die Automobilindustrie, ein Eventgelände für Agenturen und ein Freizeitpark für Hobbyoffroader und Vereine. " Der Parcours ist eingebettet zwischen Gras, Sträuchern und Bäumen. "Das ist hier ein richtige Dschungellandschaft", freut sich der Franke.

Der Betreiber versichert, dass alle Fahrer begeistert seien. Das kann Tim Oberbauer nur bestätigen: "Es war ein außergewöhnliches Erlebnis. Spannend wurde es, als ich mit dem Wagen schief in der Kurve lag", erzählt der Großmehringer, der gerade 18 geworden ist. Die einstündige Fahrt im Offroad-Park mit Steigungen von teilweise über 45 Grad hat er von seinen Eltern zum Geburtstag geschenkt bekommen. "Ohne Probleme und ohne Angst" habe er die Hügellandschaft gemeistert, versichert der junge Mann.

Auch Thomas Albrecht hat den rund vier Hektar großen Park zum ersten Mal befahren. "Das war bärenstark! ", schwärmt der 50-jährige Augsburger. Er war mit seinem VW Iltis - einem alten Geländewagen der Bundeswehr - gekommen. "Und ich werde wegen des Suchtfaktors wiederkommen", fügt der Schwabe an. Großen Respekt habe er vor den Steigungen gehabt. "Da muss man vorsichtig mit Schrittgeschwindigkeit rauffahren", sagt Albrecht .

Da habe er alles richtig gemacht, lobt ihn Klaus Hofmockel, der Anfang der 2000er Jahre Deutscher und Europameister im Geländewagen-Trial war. Er betont: "Wer meint, dass er bei uns für die Rallye Paris-Dakar trainieren muss, ist absolut fehl am Platz. " Und die meisten Fahrer, die nach Großmehring kommen, seien eben keine Rambos. Hofmockel: "Seit der Eröffnung des Parks hat es noch keinen schweren Unfall gegeben. " Nur zwei- oder dreimal sei ein Wagen umgefallen.

Wer ein Neuling auf Schotterwegen ist und sich etwas unsicher fühlt, dem bietet der Pächter ein Fahrtraining an. Und gegen Anmeldung können sich Interessenten auch einen Wagen aus dem Fuhrpark samt Instruktor (er nimmt auf dem Beifahrersitz Platz) mieten. Zur Verfügung stehen unter anderem ein Mercedes G, ein Volvo Panzerjäger und ein Jeep Cherokee.

Ob mit geliehenem oder eigenem Offroader: "Jeder muss auf den vorgegebenen Wegen fahren. Da passen wir schon gut auf", bekräftigt Hofmockel. Das maximaleTempo im Park beträgt übrigens 25 Kilometer pro Stunde. "Die meisten fahren aber nur Schrittgeschwindigkeit - erst recht, wenn die Passagen nach Regenfällen matschig sind. " Zugelassen sind nach seinen Worten nur Allradfahrzeuge bis 7,5 Tonnen. "Normale Quads dürfen nicht rein, weil sie Heckantriebler sind und damit die Steigungen nicht hochkrabbeln können. Nur die Fahrer von ATV (All Terrain Vehicles) schaffen das. "

DK