Regensburg - Am Sonntag, 9. Februar, ist der Jazzgitarrist Helmut Nieberle im Alter von 63 Jahren in seiner Heimatstadt Regensburg gestorben.
Mit seinem Tod verliert die deutsche Jazzszene einen enorm kreativen, vielseitigen und versierten Musiker, der regelmäßig als Solist oder mit Bands unterschiedlicher Besetzung auch in der Region auftrat, etwa bei den Ingolstädter Jazztagen oder in der After Work Jazz Lounge. Seit 1991 stand er mindestens einmal jährlich auf der Bühne des Birdland Jazzclubs in Neuburg und, wie Birdland-Chef Manfred Rehm sagt, "gab es kein einziges Konzert, bei dem er mich nicht komplett begeistert hätte".
Nieberle wurde in Kaufbeuren geboren, entdeckte früh seine Liebe zur Jazzgitarre und brachte sich erste Kenntnisse auf autodidaktischem Weg bei. Später studierte er bei Attila Zoller, Joe Pass, Barney Kessel und Jim Hall. Mit Leidenschaft und nie nachlassender Beharrlichkeit beschäftige er sich ausgiebig mit dem Gypsy Swing und brachte in diesem Stil auch seinen ersten Tonträger auf den Markt. Es sollten 21 weitere unter seiner Beteiligung folgen.
Ab 1986 tat er sich mit seinem Kollegen Helmut Kagerer zusammen. Vor allem mit ihm spielte er regelmäßig im Duo und erwarb sich einen hervorragenden Ruf in der europäischen Jazzszene, Auftritte in Burghausen und in Paris wurden zur Regel. Nieberle komponierte, arrangierte - unter anderem für Musiker der Berliner Philharmoniker -, schrieb Theatermusiken und unterrichtete.
Wer Helmut Nieberle einmal auf einer Bühne spielen sah, wird dies so schnell nicht vergessen. Ein Kritiker attestierte ihm einmal eine "konventionelle Grenzen überschreitende, aberwitzige Technik". Im Umgang mit seinem Markenzeichen, der siebensaitigen Gitarre, war er fürwahr ein Meister.
Bei all seinem Können blieb Nieberle immer ein überaus sympathischer, freundlicher und liebenswürdiger Mensch, als Gitarrist war er eine Autorität, als Person für viele, die ihn näher kannten, ein echter Freund. Erst im Dezember 2019 noch gastierte er zusammen mit seinem Kollegen Paulo Morello im Birdland und überraschte das Publikum mal wieder mit neuen Kabinettstückchen, die man so nicht erwartet hatte. Seine Gastspiele dort waren nie nur "Engagements", sondern tatsächlich Besuche bei Freunden. Seine regelmäßigen, zur Tradition gewordenen Konzerte in der Vorweihnachtszeit, die den Jazzfreunden aus der Region so sehr ans Herz gewachsen waren, wird es nun nicht mehr geben.
Die Musik Nieberles wird zwar auf Tonträgern und in der Erinnerung weiter Bestand haben, die persönliche Begegnung mit diesem großartigen Musiker jedoch wird man schmerzlich vermissen.
DK
Karl Leitner
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