Ingolstadt
60 Millionen plus ein dickes X

18.05.2010 | Stand 03.12.2020, 4:00 Uhr

Hier entsteht bald eine der teuersten Baustellen der Stadt: Ob das Schulzentrum Südwest komplett saniert oder teilweise neu gebaut wird, muss demnächst entschieden werden. Teuer werden beide Varianten so oder so: je 60 Millionen Euro – Minimum. ? Arch - foto: Schalles

Ingolstadt (DK) Vor zwei Jahren sorgte eine Zahl für Unbehagen: 80 Millionen Euro könnte die Sanierung des Schulzentrums Südwest kosten. Daher hat OB Lehmann alle Varianten noch einmal durchrechnen lassen. Ergebnis: Es bleibt teuer. Die Schätzungen bewegen sich im Bereich "deutlich über 60 Millionen Euro".

Die CSU hat die Zukunft gesehen. Eine heitere, strahlende, glückliche. Und CSU-Fraktionssprecher Christian Lösel schilderte schwärmend die Details: "Mit einer hellen, freundlichen Schule samt funktionierenden Klassenzimmern, die den Kindern gut tun!" Dergestalt präsentiert sich jetzt das Schulzentrum Südwest. Wenn auch bisher nur in einem computergenerierten Kurzfilm, den das mit der Sanierung des angejahrten Komplexes beauftragte Ingenieurbüro am Montagabend den CSU-Stadträten vorgeführt hat. Deren Fraktion befasste sich als erste mit den neuesten Plänen für die nötige Renovierung mitsamt Kostenschätzung. Das Ergebnis: Es wird teuer, ziemlich teuer sogar – und das erst recht, wenn Schüler und Lehrer in der Ochsenschlacht bestmöglich geschont werden sollen.

 
OB Alfred Lehmann hatte alle Sanierungsvarianten – Teilneubau, Komplettneubau oder die vollständige Sanierung des Bestands – noch einmal gründlich durchrechnen lassen, nachdem die erste Kostenschätzung 2008 (80 Millionen Euro) in Stadtrats- und Verwaltungskreisen für überdurchschnittliches Entsetzen gesorgt hatte. Doch das Ergebnis erheitert nur bedingt: Es wird nicht wirklich billiger. So oder so. "Die geschätzten Kosten für beide denkbaren Varianten bewegen sich jeweils im Bereich deutlich über 60 Millionen Euro", teilte Gerd Treffer, der Sprecher der Stadt, gestern auf Anfrage mit. "Diese Zahlen sind allerdings noch keinesfalls belastbar." Denn dafür gebe es einfach zu viele Unwägbarkeiten. Auch Faktoren wie die Kosten für die Container im Fall einer Auslagerung von Schülern während der Arbeiten seien nur schwer zu kalkulieren.

Das Apian-Gymnasium wird den Konzepten zufolge im angestammten Gebäude bleiben. Sollten Haupt- und Realschule Neubauten erhalten, dürfte das Projekt nicht vor 2011 starten.

Christian Lösel, Sprecher der CSU im Stadtrat, vermag dem Siebziger-Jahre-Nutzbau ästhetisch eher wenig abzugewinnen. "Aber das ist nur meine persönliche Meinung." Er betont: "Für uns hat es oberste Priorität, die Belastung für Schüler und Lehrer so gering wie möglich zu halten." Lösel ist sich eines unerfreulichen Zusammenhangs bewusst: Schonendes Sanieren vornehmlich in den Ferien provoziere womöglich höhere Kosten. "Wir wissen, dass noch viele Fragen geklärt werden müssen." Doch die CSU gehe auch nicht davon aus, dass die Entscheidung über eine der teuersten Baustellen der Stadt (Platz zwei hinter dem Theater) einfach werden wird. Eines kann Lösel indes mit Gewissheit sagen: "Die vollständige Auslagerung der Schüler in Container wird es mit uns nicht geben!"

Jetzt müssten sich die neuen Zahlen erst einmal setzen, sagte Lösel und fügte moderat-erleichtert an: "Die 80 Millionen sind wenigstens vom Tisch." In zwei Wochen werde die CSU erneut darüber beraten.

Bis dahin werden die Ingenieure und zuständigen Referenten die anderen Stadtratsfraktionen besuchen, die Sanierungspläne erläutern und auch dort ihren Film vorführen, der fröhlich von einer mängellosen und tageslichterfüllten Zukunft des Betonkomplexes kündet.