Neuburg
24 Stunden unter Spannung

Kommodore Frank Gräfe berichtet von seinem Einsatz in Afghanistan

25.02.2015 | Stand 02.12.2020, 21:37 Uhr |

Hat bei seinem Einsatz in Afghanistan jede Menge erlebt: Frank Gräfe, Kommodore des Neuburger Geschwaders, bei seinem Vortrag im Offiziersheim. - Foto: Schmitt

Neuburg (DK) Die Gesellschaft für Sicherheitspolitik (GSP) hatte eingeladen und der Hausherr und Referent des Abends, Kommodore Frank Gräfe, berichtete im Offiziersheim des Taktischen Luftwaffengeschwaders 74 über seinen sechsmonatigen Einsatz in Afghanistan.

Schon an der Hauptwache der Wilhelm-Frankl-Kaserne war klar, dass mit großem Andrang zu rechnen sein würde. Parkplatzeinweiser waren eingeteilt, um den erwarteten Zuhörern Stellplätze zuzuweisen. Und der Gastgeber hatte sich nicht verrechnet. Mehr als 170 Interessierte waren gekommen, um den Bericht von Oberst Gräfe zu hören, und so musste der Vortragsraum sogar nachbestuhlt werden.

Der GSP-Sektionsleiter für Ingolstadt, Thomas Müller, konnte neben Vertretern aus Wirtschaft und Behörden auch zahlreiche lokale Politiker begrüßen. Neben dem stellvertretenden Landrat Alois Rauscher und Neuburgs drittem Bürgermeister Johann Habermeyer war auch der ehemalige Landtagsabgeordnete Eugen Freiherr von Redwitz unter den Gästen.

Mit Oberst Gräfe waren 2014 weitere 60 Soldatinnen und Soldaten des Neuburger Traditionsverbandes im Einsatz, 2013 waren es sogar über 100. Während seines Aufenthaltes in Afghanistan war Oberst Gräfe als Berater des Verkehrsministeriums eingesetzt. Dabei war er für den reibungslosen Flugverkehr auf den vier großen Flugplätzen, Mazar e Sharif, Bagran, Kandahar und Herat zuständig.

Seine Aufgaben umfassten die Bereiche Flugverkehrskontrolle, Geophysikalische Beratungsstelle, Flugplatzfeuerwehr sowie die Flugsicherheitsabteilung und die Instandsetzungseinheit.

Während 2001 noch kein Flugverkehr über Afghanistan stattfand, wurden bereits 2003 etwa 50 000 Flugbewegungen verzeichnet, im Jahr 2012 schon mehr als 90 000. Das stellt auch eine Einnahmequelle für das Land dar, denn dadurch flossen mehr als 35 Millionen US-Dollar an Überflugsgebühren in die Haushaltskassen. Zum Vergleich: In Deutschland finden im Jahr ungefähr drei Millionen Bewegungen im Luftraum statt.

Um dieses Wachstum stabil halten zu können, bedarf es ausgebildeten Personals. Darin sieht Gräfe vor allem das Problem. Nach dem Abzug der NATO-Truppen gibt es noch keinen ausgebildeten afghanischen Fluglotsen, alles muss an zivile ausländische Firmen abgegeben werden und kostet somit viel Geld. Von Land und Leuten war Gräfe begeistert. Was ihm allerdings zu schaffen machte, war die permanente Bedrohungslage. „Man ist eigentlich 24 Stunden am Tag unter Spannung, und wenn sich nicht einmal die Möglichkeit bietet, Sport zu treiben oder einen Stadtbesuch zu machen, dann wird sogar das gemeinsame Essen mit den Kameraden zu einem Höhepunkt des Tages“, so Gräfe.

An Heiligabend wurde ein Fußballspiel zwischen britischen und deutschen Soldaten organisiert. Vorbild dieser Veranstaltung war die Begegnung zwischen Soldaten dieser beiden Armeen an der Westfront vor genau 100 Jahren (wir berichteten).

Ein Fußballspiel war übrigens auch schuld daran, dass Gräfes Mutter, der er verschwiegen hatte, wo er sich aufhält, vom Auslandseinsatz ihres Sohnes erfuhr. Vom TV-Sender RTL wurde zur Weltmeisterschaft ein Bericht über Soldaten gesendet, die das Endspiel im Ausland verfolgen müssen. Oberst Gräfe, ein begeisterter Fußballfan, war im Bild, seine Mutter sah die Sendung und der Schwindel war aufgeflogen. Nach seinem informativen und launig vorgetragenen Bericht blieben keine Fragen offen und die angesetzten 90 Minuten waren wie im Flug vergangen.

Artikel kommentieren