Ingolstadt
135 Tage Arbeit ohne Bezahlung

Am 18. März ist Equal Pay Day - und am Samstag eine Aktion mit roten Taschen am Schliffelmarkt

13.03.2019 | Stand 02.12.2020, 14:26 Uhr
Gleiche Bezahlung für Männer und Frauen will auch die Auszubildende Melike Kilinc. −Foto: Hammer

Ingolstadt (peh) Männer verdienen mehr als Frauen - und zwar deutlich mehr. Wenn Männer vom 1. Tag an Geld bekommen, arbeiten Frauen in Deutschland die ersten 77 Tage des Jahres, ohne etwas zu verdienen. In Ingolstadt ist der Unterschied noch deutlicher: Hier arbeiten Frauen die ersten 135 Tage umsonst.

Equal Pay Day heißt der Tag, der symbolisch diese geschlechtsspezifische Lohnlücke markiert. Im deutschen Durchschnitt ist dies der 18. März, in Ingolstadt der 15. Mai. Nach Angaben des Statistischem Bundesamts beträgt der Unterschied zwischen Männern und Frauen beim Lohn seit Jahren rund 21 Prozent. In Ingolstadt liegt die Differenz bei fast 37 Prozent.

Aus Anlass des Equal Pay Day lädt die städtische Gleichstellungsbeauftragte Anja Assenbaum am kommenden Samstag, 16. März, um 12 Uhr in die Ludwigstraße/Ecke Moritzstraße vor das Kaufhaus Xaver Mayr ein: Hier soll mit roten Taschen gezeigt werden, dass es wichtig ist, dass sich die Lohnlücke zwischen Männern und Frauen verringert. Alle Frauen (und natürlich auch Männer) sind eingeladen, mit roten Taschen der Forderung nach Lohngerechtigkeit und gleicher Bezahlung für gleiche und gleichwertige Arbeit Nachdruck zu verleihen. Die roten Equal-Pay-Day-Taschen sind auch in der Gleichstellungsstelle im Rathaus erhältlich und werden am Samstag in der Fußgängerzone verteilt.

Die Ursachen der Lohnlücke sind laut Assenbaum vielseitig. Im Wesentlichen seien es drei Punkte, die sich in vielen Studien als prägend herausstellen: So fehlen Frauen in aller Regel in bestimmten Berufen, Branchen und auf den höheren Stufen der Karriereleiter, was unmittelbare Auswirkungen auf die statistisch messbare Lohnlücke hat. Frauen unterbrechen oder reduzieren ihre Erwerbstätigkeit häufiger und länger familienbedingt als Männer. Die typisch weiblichen Biografien mit ihren geschlechtsspezifischen Wiedereinstiegshemmnissen sind geprägt von lange nachwirkenden Einbußen bei der Einkommensentwicklung im Lebenslauf. Und schließlich schneiden Frauen bei individuellen und kollektiven Lohnverhandlungen schlechter ab.

Ziel ist es daher, mit dem Equal Pay Day die Debatte über die Gründe der Entgeltunterschiede zwischen Männern und Frauen in Deutschland in die Öffentlichkeit zu tragen. Es soll ein Bewusstsein für die Problematik geschaffen werden, das sensibilisiert und gleichzeitig Entscheider mobilisiert, die Lohnschere zu schließen. Dank einer Studie des Instituts für Arbeit und Qualifikation der Universität Duisburg-Essen und der Hans-Böckler-Stiftung sind nun auch die Ursachen besser erforscht. Es wurde ein geschlechterneutrales Verfahren zur Bewertung von Arbeit entwickelt, das neben Wissen und Können auch Verantwortung für andere sowie psycho-soziale und physische Arbeitsanforderungen berücksichtigt: der sogenannte CW-Index. Das Ergebnis: Die Analysen zeigen danach eindeutig, dass in den meisten Fällen Frauenberufe systematisch abgewertet werden, was eine geringere Entlohnung nach sich zieht.

Ein Beispiel: Die Berufsgruppe der Ingenieure hat nach diesem System genauso wie die Gruppe der Betreuungsberufe im Gesundheitswesen den gleichen CW-Index - allerdings besteht eine Verdienstlücke von 57 Prozent. Und die Verdienstlücke zwischen Frauen und Männern steigt der Studie zufolge zudem auch noch an, je höher der Beruf bewertet ist.

Auch wenn in Berufen mit Tarifbindung die Lohnlücke zwischen Männern und Frauen geringer ist, so bestehe doch in vielen Bereichen auf Grund der systematischen Abwertung von "Sorgeberufen" wie etwa in der Pflege oder im Gesundheitswesen eine große Diskrepanz in der Bezahlung von typisch männlichen zu typisch weiblichen Berufen.