Ingolstadt
1,7 Millionen für Grundlagenforschung

Verkehrsminister Scheuer überreicht Förderbescheide an Konsortium "INCityTakeOff"

03.02.2020 | Stand 23.09.2023, 10:21 Uhr
  −Foto: Eberl

Ingolstadt - Vor knapp einem Jahr hatten Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) und die Protagonisten der Ingolstädter Flugtaxi-Initiative bei der Vorstellung eines Prototyps auf dem Rathausplatz die ganz große Bühne mit weit über 1000 Besuchern.

Gestern im Historischen Sitzungssaal des Alten Rathauses waren die Repräsentanten des Konsortiums "INCityTakeOff" und der Minister aus Berlin mehr unter sich. Dafür wurde es aber schon ein wenig konkreter: Scheuer verteilte an die fünf Projektpartner, darunter die Stadt Ingolstadt, Förderbescheide seines Ministeriums über insgesamt rund 1,7Millionen Euro.

Mit dem Geld soll die Grundlagenforschung für möglichen künftigen Individual-Luftverkehr im städtischen Raum gefördert werden. Es geht also nicht direkt um den Bau von Flugrobotern (Drohnen) oder bemannten Kleinfluggeräten, sondern um das Ausloten der rechtlichen, technischen und infrastrukturellen Möglichkeiten und Notwendigkeiten, um solche künftigen Fortbewegungsmittel für die dritte Dimension in städtische Verkehrskonzepte einzubinden.

Neben der Stadt, die vom Minister eine Förderzusage über 146000 Euro erhielt, sind das Fraunhofer-Institut für Bauphysik (München/Stuttgart), das privatwirtschaftliche Institut EDMS (vormals München, jetzt Ingolstadt), das Luftfahrtunternehmen Lilium (München/Ottobrunn) und die Softwarefirma DigiThinX (Taufkirchen) mit im Boot. Der Löwenanteil der Fördersumme geht an die beiden Unternehmen.

Das Institut EDMS (steht für Engineering Design of Mechatronic Systems) hat die Federführung und will die Forschungsergebnisse in einer Studie zusammenführen, die die komplexe Materie möglichst umfassend durchleuchtet. Als Studienobjekt ist der Ingolstädter Hauptbahnhof im Visier, der im Laufe des Jahrzehnts ja neu gebaut werden soll und für den ein technisch umsetzbares Konzept für die Verbindung von erdgebundenem Verkehr und künftigem Luftverkehr - zumindest in der Theorie - gefunden werden soll.

Wenn den Lufttaxi-Ideen aus dem Rathaus in der Bevölkerung auch noch manche Skepsis entgegenschlägt, sieht sich die Stadtführung durch die nun vom Ministerium besiegelte Förderung doch bestätigt und auf dem richtigen Weg. Es gehe vor allem um Forschung und um die Schaffung neuer, zukunftsträchtiger Arbeitsplätze, betonte OB Christian Lösel in seiner Ansprache vor den geladenen Gästen. Lösel, der wie viele andere Beobachter erste Anzeichen für eine Verdüsterung von (Automobil-)Konjunktur und Arbeitsmarkt in der Region erkennt, sieht die Stadt offenbar regelrecht in der Pflicht, Grundlagen für neue Wirtschaftsfelder zu schaffen: "Wenn wir nicht um unsere Arbeitsplätze kämpfen, tut es keiner. "

Das Bundesverkehrsministerium hatte 160 Bewerbungen um Fördergelder für zukunftsträchtige Verkehrsinitiativen vorliegen, doch nur 36 - darunter eben das Ingolstädter Projekt - erhalten in diesen Tagen die erhofften Förderbescheide, die laut Andreas Scheuer jeweils 77 Prozent der förderfähigen Kosten abdecken. Dass ein CSU-Minister in Zeiten des bayerischen Kommunalwahlkampfes mit seiner persönlichen Präsenz einer solchen Förderung in einer bayerischen Kommune noch etwas mehr Aufmerksamkeit verleiht, gehört zum politischen Geschäft.

Scheuer war denn auch voll des Lobes über Ingolstadt. Die Stadt habe für das Projekt "INCityLiftOff" ein "schlagkräftiges und kompetentes Team" zusammengebracht, so der Verkehrsminister. Erstmals würden die Anforderungen an einen künftigen Individualverkehr im städtischen Luftraum "systematisch durchdacht". Diese Initiative sei aller Ehren wert. Scheuer: "Ingolstadt ist da wirklich ein Treiber. "

DK

Bernd Heimerl