Pfaffenhofen
Flüchtlingssituation im Landkreis Pfaffenhofen: Letzter Ausweg Turnhallen

Hohe Zahl an Zuweisungen bringt Kommunen an ihre Grenzen

30.11.2022 | Stand 18.09.2023, 22:29 Uhr

Container will der Landkreis Pfaffenhofen zur Unterbringung von Flüchtlingen aufstellen. Foto: Ermert/Archiv

Pfaffenhofen – Die Bürgermeister der Landkreisgemeinden haben sich auf einer außerordentlichen Bürgermeisterdienstbesprechung mit Landrat Albert Gürtner (FW) mit der Asylpolitik und den aktuellen Zuweisungen im Landkreis befasst. Nach den aktuellen Prognosen des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge (BAMF) übersteigt der derzeitige Zustrom an geflüchteten Personen den Zustrom der Jahre 2015/2016, heißt es in der Pressemitteilung des Landratsamts.

Auch im Landkreis Pfaffenhofen gelangt man demnach – nach monatelangen hohen Zuweisungszahlen – an die Grenzen. Die Bürgermeister aus dem Landkreis haben daher einen gemeinsamen Hilferuf an die Regierung von Oberbayern gesendet. Ein anschließendes Gespräch in München habe allerdings nicht die gewünschten Verbesserungen gebracht. „Neben den Unterkünften, die geschaffen werden müssen, muss auch die Infrastruktur – sprich Schulen, Kindergärten und so weiter – mitwachsen. Für unsere Städte und Landkreisgemeinden sind diese Dimensionen einfach nicht mehr zu stemmen“, fasst der Bürgermeistersprecher Martin Schmid (SPD) die Stimmung laut der Mitteilung zusammen. „Turnhallenbelegungen lehnen wir komplett ab. Was soll unseren Kindern und Jugendlichen nach der Coronakrise noch alles zugemutet werden? Das ist der allgemeine Tenor unter den Kollegen.“

Aktuell kommen die Flüchtlinge neben der Ukraine vor allem aus Afghanistan, Syrien und der Türkei. „Dem Landkreis Pfaffenhofen werden alle zwei Wochen circa 50 Personen zugewiesen. Bis Weihnachten werden unsere Unterkunftskapazitäten erschöpft sein“, so Gürtner. „Unser oberstes Ziel ist es, die Belegung von Turnhallen zu vermeiden.“ Die seien bereits während der Coronazeit durch die vielen Maßnahmen nicht oder nur sehr eingeschränkt nutzbar gewesen. Vorrangig sollen deshalb neue Unterkunftskapazitäten mittels Containerlösungen geschaffen werden. „Aber auch dafür müssen geeignete Grundstücke gefunden werden“, gibt Gürtner zu bedenken. Auch eine Belegung von beheizbaren Gewerbehallen sei eine Alternative, um die Belegung von Turnhallen zu vermeiden. „Sollten wir allerdings keine geeigneten Grundstücke oder Gewerbehallen finden, müssen wir auch Turnhallen als letzte Möglichkeit zur Unterbringung heranziehen“, so Gürtner.

Vohburgs Bürgermeister Schmid ergänzt: „Die Stimmung unter uns Bürgermeistern ist äußerst angespannt. Wir fühlen uns mit all den Problemen mehr oder weniger allein gelassen.“ Es könne und dürfe so nicht weitergehen, „insbesondere, dass dies alles auf unserem Rücken ausgetragen und abgewälzt wird“, moniert Schmid und fügt an: „Ich bezweifele, dass das geflügelte Wort von 2015 ,wir schaffen das‘ auch derzeit noch so gelten wird.“ Laut Schmid stehen viele Ehrenamtliche von damals nicht mehr zur Verfügung. „Und ohne diese vielen freiwillig tätigen Menschen wird es enorm schwierig werden, die Probleme zu lösen.“

Das Landratsamt ist weiterhin auf der Suche nach Unterkünften. Immobilienbesitzer könne sich unter der Telefonnummer (08441) 275500 oder über die Homepage an das Ausländeramt wenden.

PK