Eichstätt
Großes Konzert in kleiner Besetzung

Marie Magdalena Fuxová und Martin Bernreuther musizieren im Mortuarium des Eichstätter Doms

28.06.2022 | Stand 22.09.2023, 21:48 Uhr

Konzert an ungewöhnlicher Stelle: Zur Sonnwend musizierten Domorganist Martin Bernreuther und die Geigerin Marie Magdalena Fuxová im Mortuarium des Doms. Foto: Traub

Von Stephan Reil

Eichstätt – In der unübersehbar großen Literatur für Violine aus allen Jahrhunderten gibt es nur wenige Kompositionen für Solovioline ohne Begleitung. Die bekanntesten Werke aus dieser Gattung sind sicher die „Sonaten und Partiten für Violine solo“, unter anderem mit der berühmten Chaconne in d-Moll, von Johann Sebastian Bach. Zwei weniger bekannte Beispiele wurden von der aus Tschechien stammenden und international tätigen Geigerin Marie Magdalena Fuxová im „Konzert an Sonnwend“ am Sonntag im Mortuarium des Doms dem Publikum zu Gehör gebracht.

Das war zuerst eine Passacaglia in g-Moll aus den sogenannten „Rosenkranzsonaten“ von Heinrich Ignaz Franz Biber (1644 bis 1704). Über einer ganz schlichten viertönigen Bassfigur, die den ganzen Satz über wiederholt wird, entwickelt der Komponist eine große Vielfalt von teils virtuosen, teils ruhigen Variationen. Schon bei diesem Stück, aber noch mehr in der „Partita V“ von Johann Joseph Vilsmayr begeisterte die Geigerin das zahlreich erschienene Publikum mit ihrem Vortrag: Getragen von der wunderbaren Akustik im Mortuarium entfaltete sich die ganze Bandbreite an Klängen, die auf einer Violine möglich sind. Da gab es rasante Läufe, volltönende Arpeggien, Doppelgriffe und Vieles mehr. All diese virtuosen Schwierigkeiten wurden von der Solistin mit einer bravourösen Sicherheit und Überlegenheit vorgetragen. Die Virtuosität war nie Selbstzweck, sondern sie war eingebunden in die verschiedenen Tanzsätze der Kompositionen. So war es ein großes Vergnügen, den Tönen zu lauschen. Neben vielem anderen verblüffte besonders auch die dynamische Bandbreite, die Fuxová ihrem Instrument entlocken konnte: Diese ging von leisesten Tönen, die durchs Mortuarium „schwebten“, bis zu Fortissimo-Passagen, die einem so „kleinen“ Instrument eigentlich kaum zuzutrauen sind.

Auch der zweite Solist des Abends stellte sein Instrument solistisch vor. Es ist schon erstaunlich, welche Klänge Domorganist Martin Bernreuther aus der kleinen Truhenorgel herauszuholen imstande ist: Farbig registriert, mit flotten Tempi und großer Leichtigkeit konnte das Publikum der Sonate in C-Dur für Orgelpositiv von Franz Xaver Schnizer (1740 bis 1785) lauschen.

Eingerahmt wurde das Konzert von Werken der barocken „Großmeister“ Georg Friedrich Händel (1685 bis 1759) und Arcangelo Corelli (1653 bis 1713), in denen beide Künstler gemeinsam musizierten. Einfühlsam begleitet von Bernreuther erklang am Anfang des Konzertes Händels Violinsonate in F-Dur. Im letzten Stück des Abends konnte die Geigerin dann noch einmal „alle Register ziehen“: Auf dem Programm stand die Sonate in g-Moll, genannt „La Follia“, von Arcangelo Corelli. „La Follia“ bedeutet „die Verrücktheit“ oder „der Wahnsinn“ und dieser Titel sagt schon einiges über diese Komposition aus: Über einem einprägsamen harmonischen Verlauf entwickeln sich Variationen in der Violinstimme, die das ganze Kompendium der barocken Spieltechniken aufzeigen.

Nach viel Beifall bedankten sich die Musiker mit einem kleinen „Siciliano“ und beendeten damit ein sehr kurzweiliges Konzert auf höchstem künstlerischem Niveau.

EK