Neuburg
Geriatrie: Werner will Druck auf die Kassen machen

Geschäftsführer Stobbe berichtet Kreisräten – Hoffnungen ruhen auf der neuen Schiedsstelle

09.11.2012 | Stand 03.12.2020, 0:51 Uhr

Das Geriatriezentrum Neuburg: Die Belegzahlen sind im Oktober wieder gestiegen. Dennoch will der VdK als zweiter Betreiber der Einrichtung Druck auf die Kassen für mehr Geld ausüben - Foto: Schanz

Neuburg (DK) Der Landkreis hält die Neuburger Geriatrie an der kurzen Leine. Nachdem sich der Kreisausschuss Mitte Oktober ganz klar zu dieser Einrichtung bekannt und ihr finanziell unter die Arme gegriffen hat, berichtete Geschäftsführer Andreas Stobbe am Donnerstag ein weiteres Mal über die aktuelle Situation.

Wiederum hinter verschlossenen Türen legte Stobbe dar, dass sich die Belegung positiv entwickelt habe. Im Oktober sei sie gut gewesen, im November zeichnet sich eine weitere Verbesserung ab.

Die Belegung allein ist nicht das Problem der anerkannten Einrichtung, die sich um alte Menschen nach einem Aufenthalt im Akutkrankenhaus kümmert und sie für ein eigenständiges, würdevolles Leben so weit wie möglich fit zu machen versucht. Wie Geschäftsführer Stobbe bereits bei seiner ersten detailreichen Darstellung der Gesamtsituation geschildert hatte, sei die Vergütung durch die Kassen nicht auskömmlich. Sie bewege sich immer noch auf dem Niveau von 1996. Mitte Oktober war von einem operativen Verlust im Jahr 2011 in Höhe von einer halben Million Euro die Rede. Stobbe äußerte sich nicht konkret, bestätigte dem Donaukurier gegenüber aber, dass es sich um „keine unerhebliche Summe“ handle.

Die Kreisräte bewilligten jedenfalls einen Zuschuss in Höhe von 380 000 Euro: 250 000 direkt, weitere 130 000 optional. Nachdem die Geriatrie von Landkreis und Sozialverband VdK gleichermaßen getragen wird, unterstützt der VdK die Einrichtung in gleicher Höhe. Die große Hürde aus 2011 konnte damit genommen, der Fortbestand der Fachklinik gesichert werden. In die Zukunft gerichtet erwartet Landrat Roland Weigert (FW) konzeptionelle Änderungen, denn einen Dauerzuschussbetrieb kann sich Weigert angesichts der Aufgabenfülle des Landkreises schwerlich leisten.

Ein weiterer Eckpfeiler sind die Vergütungen durch die Kassen. Stobbe setzte gewisse Hoffnungen in die neu geschaffene Schiedsstelle, um an mehr Erlöse zu kommen. Voraussichtlich wird man bei dieser Schiedsstelle vorstellig werden. Wie und wann, das steht wohl noch nicht fest. Obendrein ist die Neuburger Einrichtung mit einer Filiale in Ingolstadt Süd nicht die einzige, die von den Kassen zu kurz gehalten wird. Die Schiedsstelle, die im Dezember ihre Arbeit aufnimmt, dürfte also von mehreren angerufen werden. Außerdem sucht Landrat Weigert Hilfe in den oberen Etagen der Landespolitik, um bei den mächtigen Krankenkassen Gehör zu bekommen.

Den Druck auf die Kassen will der SPD-Landtagsabgeordnete Achim Werner erhöhen. Er ist nicht nur stellvertretender Landesvorsitzender des Sozialverbandes VdK mit mehr als 600 000 Mitgliedern, sondern auch stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender im Neuburger Geriatriezentrum und will „bei jeder Gelegenheit ansprechen, was da passiert“. Werner kennt die Probleme ganz genau. Der VdK ist inzwischen auch bei Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) vorstellig geworden und hat die finanzielle Situation der Geriatrie dargelegt. Seehofer, so Werner, wolle sich für eine Änderung einsetzen.

Die Existenzberechtigung einer geriatrischen Einrichtung leitet Achim Werner unter anderem aus einer US-amerikanischen Studie ab, wonach jeder Euro, der in Rehabilitation gesteckt wird, 20 Euro in der Akutversorgung spart. „Man kann den geriatrischen Einrichtungen nicht zumuten, von der Hand in den Mund zu leben“, findet er. Außerdem seien 70 bis 80 Prozent der Kosten einer Einrichtung Löhne und Gehälter. „Wir haben in Neuburg ein sehr qualifiziertes Ärzte- und Pflegeteam“, sagt Werner, und Personal einsparen, sei nicht möglich.