Neuburg
Startbahn wird deutlich teurer

Bombenfunde haben Umfang und Zeitplan verändert – Kosten auf etwa 30 Millionen Euro gestiegen

21.08.2014 | Stand 02.12.2020, 22:20 Uhr

Es geht langsamer voran als geplant: Die Erneuerung der Start- und Landebahn auf dem Fliegerhorst in Zell wird voraussichtlich heuer nicht mehr abgeschlossen werden können. Unter anderem hat der Fund von vier Sprengkörpern aus dem Zweiten Weltkrieg den Zeitplan durcheinander gebracht - Foto: Bundeswehr

Neuburg (DK) Seit Monaten gibt es auf dem Fliegerhorst in Zell nur noch marginale Flugbewegungen, weil die Start- und Landebahn erneuert wird. Durch Bombenfunde hat sich der Bau verzögert. Obendrein wird er um geschätzt 5,5 Millionen Euro teurer. Eine Zwischenbilanz.

2700 Meter zog sich bislang das Asphaltband von Ost nach West schnurgerade durch die Mooslandschaft. Der raue Belag bereitete den Piloten keine Probleme bei Starts und Landungen. Im Gegenteil: Er war auch bei Regen griffig. Doch der sprichwörtliche Zahn der Zeit machte auch vor der Piste nicht halt. Also wurde die Erneuerung beschlossen. Anfang März rückten die Baumaschinen an. Zu diesem Zeitpunkt hatte das Geschwader bereits nach Lechfeld verlegt. Von der Basis im Schwäbischen wird derzeit geflogen. In Neuburg finden nur noch Übungsanflüge statt, um die Lizenzen der Towerbesatzung zu erhalten. Ansonsten dominiert schweres Gerät das Bild.

Mit der ersten Splitterbombe aus dem Zweiten Weltkrieg begannen dann die Verzögerungen. Bislang sind es insgesamt vier dieser Sprengkörper, die unter dem alten Startbahnbelag gefunden, entschärft und beseitigt wurden. Das musste natürlich mit dem nötigen Fingerspitzengefühl und geschulten Kampfmittelbeseitigern einer Privatfirma geschehen. „Wir sondieren das im Vorfeld, und wenn sich herausstellt, dass da Metall im Untergrund ist, muss man das Erdreich vorsichtig aufmachen“, erklärt Regina Gerken. Die Baudirektorin am staatlichen Bauamt in Ingolstadt ist für die Großbaustelle verantwortlich. Zeitliche Verzögerungen und ein massiveres Eingreifen in die Substanz waren die Folge der explosiven Funde. Inzwischen ist absehbar, dass der gesamte Bau deutlich teurer wird, als zunächst kalkuliert. „Es sind Ausgaben von 24,5 Millionen Euro genehmigt, 30 Millionen werden es aber schätzungsweise werden“, sagt Gerken. Voraussichtlich werden die Baumaschinen auch nicht Mitte Dezember abrücken. Bis die Jets über die neue Piste rollen können, wird es länger dauern. Es gebe witterungsabhängige Arbeiten wie beispielsweise die Installation der Beleuchtung und sonstige Technik. Komme ein harter Winter, werden sich die Arbeiten bis in den Frühling hinziehen. „Vor der Schlechtwetterperiode fertig zu werden, das wird nicht zu realisieren sein“, schätzt die Baudirektorin.

Also wird das Starten und Landen, um die Sicherheit im süddeutschen Luftraum zu gewährleisten, voraussichtlich erst im Frühjahr oder Sommer 2015 möglich sein. Doch auf welchem Belag setzen die Waffensysteme dann auf? Nach der aktuellen Planung wird die Piste in Beton gebaut, nicht mehr in der Asphaltversion. Das hat schon im Vorfeld der umfangreichen Arbeiten zu Diskussionen geführt. Die Flieger stehen dem Beton skeptisch gegenüber. Er wird in kleine Segmente unterteilt. Loses Fugenmaterial könnte, so die Befürchtung der Piloten, von den tiefhängenden Triebwerken der Eurofighter angesaugt werden. Immense Schäden wären die Folgen. Außerdem bremst es sich auf nassem Beton deutlich schlechter als auf trockenem. Auch das könne relevant werden, denn der Eurofighter verfügt über keine Schubumkehr, die das Tempo rascher reduziert. Das Geschwader befürchtet deshalb „operationelle und flugsicherheitsrelevante Nachteile“, wie es bereits im Januar 2014 hieß. Oberst Frank Gräfe, der Kommodore des Taktischen Luftwaffengeschwaders, nannte das Kind aus seiner Sicht beim Namen: „Es wird an der falschen Stelle gespart.“

Im staatlichen Bauamt Ingolstadt ist die Auftragslage klar: die preislich günstigere Betonpiste soll es sein, ohne spezielle Oberfläche. „Für einen Antiskidbelag haben wir noch keinen formalen Auftrag“, bestätigt Gerken. Der müsste vom Verteidigungsministerium kommen. Sollte die entsprechende Order noch eintreffen, sei das baulich aber kein Problem, erklärt die Baudirektorin. „Den kann man nachträglich noch auftragen.“ Dann allerdings steigen die Kosten um weitere vier Millionen auf geschätzt 34 Millionen Euro.